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Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Titel: Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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verborgen bleiben. Und das ist das Motto der JAMs gewesen, seit dem Zyniker Diogenes. Er wusste, dass kein gewöhnlicher Bankräuber einen obskuren griechischen Philosophen zitieren würde. Der Grund, dass ich das bei jedem Bankjob aufsagte, war, es ihm richtig hinter die Ohren zu reiben und ihn wissen zu lassen, dass ich ihn verspottete.»
    «Aber noch mal zurück zum Michigan City Prison...» unterbrach ihn Joe und setzte sein Glas auf den Tisch.
    «Pierpont war derjenige, der mich einführte. Er war damals schon seit Jahren bei den JAMs. Ich selbst war ein junger Bursche in den frühen Zwanzigern und hatte nur einen einzigen, jämmerlichen Job durchgezogen. Echte Pfuscharbeit. Ich kann bis heute noch nicht begreifen, warum ich eine so hohe Gefängnisstrafe erhielt, zumal mir der Staatsanwalt Milde versprochen hatte, wenn ich mich für schuldig erklären würde. Das hat mich damals ziemlich verbittert. Harry Pierpont war im Knast der einzige, der mein Potential erkannte.
    Zuerst dachte ich, er wäre nichts anderes als noch so'n warmer Knastbruder; er schleifte mich hin und her und stellte mir alle möglichen sonderbaren Fragen. Aber er war immerhin schon das, was ich werden wollte: ein erfolgreicher Bankräuber; also hörte ich ihm geduldig zu. Und eins kann ich sowieso nicht verhehlen: ich war so unheimlich scharf, dass es mir nicht das geringste ausgemacht hätte, wenn er schwul gewesen wäre. Du kannst dir nicht vorstellen, wie scharf du wirst, wenn du im Knast sitzt. Deshalb zogen es eine ganze Menge anderer vor zu sterben, als nochmals in'n Knast zu gehen. Denk da nur mal an Baby Face Nelson... Aber du weisst einfach nicht, was ist, verflucht noch mal, wenn du nie drin gewesen bist.
    Nun gut. Nachdem er genug über Gott und die Welt geschwatzt hatte, fragte mich Harry eines Tages beim Rundgang so ganz gerade heraus: (Glaubst du, es ist möglich, dass es eine wahre Religion gibt?) Ich wollte gerade antworten:
    Es war nur'n paar Tage später, als er wieder auf das Thema zu sprechen kam. Und dann legte er einfach los und zeigte mir das Heilige Chao und alles. Mir verschlug's fast den Atem», die Stimme des alten Mannes verlor sich, als er still in Erinnerungen versank.
    «Und du glaubst auch, dass es wirklich auf Babylon zurückgeht?» fragte Joe.
    «Ich bin kein Intellektueller», erwiderte Dillinger. «Aktion ist meine Arena. Das lass dir lieber von Simon erzählen.»
    Simon fieberte schon darauf, in die Bresche zu springen. «Das grundlegende Buch, das unsere Tradition bestätigt, heisst Die Sieben Tafeln der Schöpfung. Man kann es auf ungefähr 2500 v. Chr. zurückdatieren, in die Zeit von Sargon. Es beschreibt das Nebeneinander von Tiamat und Apsu, den ersten Göttern von Mummu, dem ursprünglichen Chaos. Von Junzt spricht in seinem Buch Unaussprechliche Kulte, wie die Justified Ancients of Mummu (Die Gerechtfertigten Alten von Mummu) entstanden. Das war ungefähr in jener Zeit, als die Sieben Tafeln mit Inschriften versehen wurden. Unter Sargon war Marduk die oberste Gottheit. Ich meine das war, was die Hohepriester das Volk glauben machten; insgeheim verehrten sie natürlich lok-Sotot, der zum Yog Sothtoh des Necronomicon wurde. Aber vielleicht erzähle ich zu schnell. Betrachten wir einmal die offizielle Religion Marduks, so können wir ohne weiteres erkennen, dass sie auf Wucher basierte. Die Priester nämlich hielten das Finanzmonopol, das sie in die Lage versetzte, Geld auszuleihen und dabei Zinsen zu kassieren. Darüber hinaus monopolisierten sie auch den Landbesitz, was wiederum Zinsen abwarf. Was wir lachend als Zivilisation bezeichnen, entstand in jener Zeit. Damals wie heute basierte (Zivilisation) auf Zins und Pacht.» Und lachend fügte er hinzu: «Immer noch der alte babylonische Schwindel.»
    Die offizielle Geschichtsschreibung berichtet, dass Mummu während des Krieges zwischen den Göttern fiel. Als sich die erste anarchistische Gruppe formierte, nannte sie sich Justified Ancients of Mummu (JAM). Wie schon Lao-tse und die Taoisten in China, wollten auch sie Wucher, Monopole und den ganzen übrigen Zivilisationsdreck beseitigen und den Weg zum natürlichen Leben wiederfinden. So nahmen sie

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