Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide
als ihm der Gedanke kommt, dass: «Du meinst... du glaubst wirklich, Oswald war's? Hat er vor dir geschossen?»
«Nein, nein», jammert Volpe. «Lassen Sie mich's so gut ich kann erklären. Also, ich hocke da oben auf dem Dallas County Record Building, wie wir's abgemacht hatten. Die Autokolonne biegt in die Elm Avenue ein und bewegt sich in Richtung Unterführung. Ich blicke durch mein Zielfernrohr, um zum letzten Mal die Situation zu checken. Als ich zum School Book Depository rüberschwenke, entdecke ich den Gewehrlauf. Ich vermute, es war Oswald. Dann blicke ich rüber zur grasbewachsenen Erhebung, und, verdammt noch mal, steht da doch noch einer mit einem Gewehr. Mir ging's eiskalt über den Rücken. Ich wusste einfach nicht mehr, was los war. Fühlte mich wie ein Trottel. In diesem Augenblick beginnt ein Hund zu bellen und der Typ auf der Erhebung, ruhig und kalt wie auf einem Schiessstand, legt die Knarre an und feuert drei Schüsse auf den Wagen des Präsidenten ab. Ja, so war's», endet Volpe mit düsterer Stimme und schaut ein wenig hilflos drein. «Ich kann das Geld einfach nicht annehmen. Die... Bruderschaft... würde mich am Arsch packen, fände sie jemals die Wahrheit heraus.»
Maldonado sass schweigend da und rieb einen Finger an seiner berühmten Nase. Eine Bewegung, die er immer dann machte, wenn er eine schwierige Entscheidung zu treffen hatte. «Du bist ein guter Junge, Bennie. Ich gebe dir zehn Prozent der Summe, weil du ehrlich bist. Ehrliche Burschen wie dich können wir in der Bruderschaft gut gebrauchen.»
Volpe schluckte noch einmal und sagte: «Es gibt da noch etwas, was ich Ihnen sagen sollte. Ich ging anschliessend rüber zu der Erhebung, nachdem die Bullen alle zum School Book Depository rannten. Ich dachte, vielleicht finde ich den Typen noch, der geschossen hat, und könnte Ihnen berichten, wie er aussah. Aber er war schon über alle Berge. Und jetzt kommt etwas, das mir richtig unheimlich war. Ich laufe doch geradewegs in noch so einen Galgenvogel hinein, der von der Unterführung runterkommt; ein langer, schlaksiger Kerl, mit vorstehenden Zähnen, der mich unwillkürlich an eine Python oder sonst 'ne Schlange erinnert. Er sieht mich und meinen
Regenschirm kurz an und weiss sofort, was drinnen steckt. Seine Kinnlade klappt herunter: , sagt er, («Und sie lehren sogar Perversionen.» Smiling Jim näherte sich dem Höhepunkt. «Homosexualität und Lesbiertum werden an unseren Schulen gelehrt und wir finanzieren das sogar noch mit unseren Steuergeldern. Ist das nun Kommunismus oder nicht?»)
«Willkommen im Playboy Club», sagte die hübsche Blondine, «ich bin Ihr Bunny Virgin.»
Saul nahm im Dämmerlicht Platz und fragte sich, ob er richtig gehört hatte. Virgin war schon ein seltsamer Name für ein Bunny; vielleicht hatte sie Virginia gesagt. Ja, Virginia, ich bin der Weihnachtsmann.
«Wie wünschen Sie Ihr Steak, Sir?» fragte Bunny V. Einen Stecken durch's Herz für den Vampir.
«Halb durch», antwortete Saul und wunderte sich, in welch merkwürdige Regionen seine Gedanken wankten. («Merkwürdige Erektionen», sagte jemand aus der Dunkelheit - oder war es das verzerrte Echo seiner eigenen Stimme?)
«Halb durch», wiederholte Bunny V. und sprach offenbar gegen die Wand. Halb durch die Wand, dachte Saul.
Sofort öffnete sich die Wand und Saul sah eine Kombination aus Küche und Schlachthaus. Keine fünf Schritte von ihm entfernt stand ein Stier. Noch bevor Saul sich von seinem Schreck erholen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit auf eine männliche Figur gelenkt, nackt bis auf den Gürtel, den Kopf mit der Kapuze eines mittelalterlichen Scharfrichters verhüllt. Mit einem wuchtigen Vorschlaghammer schlug der Mann dem Stier vor die Stirn. Der Stier brach mit einem krachenden Geräusch zu Boden. Sofort hatte der Scharfrichter ein Beil zur Hand und trennte dem Stier mit einem Hieb das Haupt vom Rumpf; ein knallroter Blutstrom schoss aus dem Hals.
Die Wand schloss sich wieder und Saul hatte das Gefühl, das alles sei eine Halluzination gewesen - und dass er dabei war, den Verstand zu verlieren.
«Alle unsere Gerichte sind heute pädagogisch zubereitet», flüsterte ihm Bunny V. ins Ohr. «Wir meinen, jeder unserer Kunden sollte genau erfahren, was er da isst und, bevor er den ersten Bissen in den Mund steckt, wissen, wie er auf
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