Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide
seine Gabel gelangt ist.»
«Guter Gott», sagte Saul und kam auf die Füsse. Das hier war kein Playboy Club. Das war eine Höhle für Rauschgiftsüchtige und Sadisten. Er taumelte zur Tür.
«Hier führt kein Weg hinaus», sagte ein Mann am Nebentisch mit sanfter Stimme.
«Saul, Saul», flüsterte der Maitre d' leise flehend, «warum peinigt Ihr mich nicht? Hab' rochumnas.»
«Es ist 'ne Droge, kann nur 'ne Droge sein», dachte Saul dumpf. «Ihr habt mir 'ne Droge verpasst.» Ja, natürlich, das war's... irgendwas wie Meskalin oder LSD. So also wurden seine Halluzinationen mit den entsprechenden Stimuli herbeigeführt. Vielleicht frisierten sie diese Halluzinationen auch noch. Aber wie war er in ihre Hände geraten? Das letzte, an das er sich noch erinnern konnte, war, dass er mit Barney Muldoon in Joe Maliks Apartment gewesen war... Nein, Moment mal, war da nicht noch eine Stimme gewesen, die gesagt hatte: «Jetzt, Schwester Viktoria», als sie aus der Tür auf den Riverside Drive hinaustraten?
«Kein Mann sollte eine Frau heiraten, die dreissig Jahre jünger ist als er selbst», sagte der Maitre d' mit sorgenvoller Stimme. Woher wussten sie das? Hatten sie seine ganze Lebensgeschichte aufgespürt? Wie lange schon hatten sie ihn beobachtet?
«Ich will hier raus», schrie er, schubste den Maitre d' beiseite und stürzte zur
Tür.
Hände griffen nach ihm und an ihm vorbei (sie versuchten es auch gar nicht richtig, begriff er sofort: es wurde ihm schon gestattet, die Tür zu erreichen). Als er durch die Tür hindurchschoss, merkte er warum: er war nicht auf der Strasse, sondern im angrenzenden Zimmer; die nächste Ebene des Martyriums.
Eine rechteckige Lichtfläche erschien auf der Wand; irgendwo im Dunkel musste ein Projektor stehen. Eine Schrift erschien auf der Leinwand, sah aus wie ein alter Stummfilmtitel und las sich so:
ALLEJUDENMÄDCHENLASSENSICH GERNVON NGGERBÖCKENBUMSEN
«Hurensöhne», schrie Saul. Immer noch bearbeiteten sie seine Gefühle für Rebecca. Well, damit würden sie bei ihm nicht weit kommen: er hatte genügend Beweise für ihre Hingabe an ihn, vor allem ihre sexuelle Hingabe.
Die Schrift verschwand und wurde durch ein Farbdia ersetzt. Rebecca war darauf, kniend, in ihrem verführerischsten Nachthemd. Vor ihr stand ein enormer Schwarzer mit einem entsprechend respekteinflössenden Schwanz, den sie irrsinnig sinnlich mit ihrem Mund umschloss. Die Augen hatte sie, wie ein Baby an der Mutterbrust, voller Wonne geschlossen.
«Motherfucker», jaulte Saul auf. «Das ist gestellt. Das ist nicht Rebecca... das ist eine Schauspielerin mit einem gutem Makeup. Ihr habt das Muttermal an der Hüfte vergessen.» Seine Sinne mochten sie mit Drogen durchrütteln, aber nicht seinen Verstand.
Ein hässliches Lachen wurde in der Dunkelheit hörbar. «Versuchen wir's doch mal mit diesem hier, Saul», sagte eine eisige Stimme.
Ein neues Dia: Adolf Hitler, in voller Nazi-Uniform, und eine splitternackte Rebecca schob sich ihm rückwärts entgegen und schob sich seinen Penis in ihr Rectum. Auf ihrem Gesicht zeigte sich Schmerz und Wollust zugleich. Und das Muttermal an ihrer Hüfte war jetzt ebenfalls da, jeder Zweifel war ausgeschlossen. Nein, das war nur ein Trugbild... Rebecca, nein... sie wurde geboren, als Hitler bereits seit Jahren tot war. Aber, Moment mal, das Dia hätten sie doch nie in den dreissig Sekunden nach seinem Aufschrei anfertigen können... Also mussten sie mit ihrem Körper reichlich vertraut sein. Auch kannten sie seinen skeptischen, aber rasch arbeitenden Verstand und waren bestens darauf vorbereitet, ihm solange gütgezielte Hiebe zu verpassen, bis es ihn wirklich irgendwo traf, irgendwo jenseits seiner Zweifel.
«Kein Kommentar?) fragte die Stimme mokant.
«Ich kann mir keinen Mann vorstellen, der schon vor dreissig Jahren starb, der's heute mit irgendeiner Frau treiben würde», sagte Saul trotzig. «Eure Tricks sind schon reichlich überholt.»
«Mit dem Vulgären muss man manchmal schon vulgär umgehen», erwiderte die Stimme, dieses Mal klang sie fast schon freundlich, sogar ein wenig mitleidsvoll.
Ein neues Bild tauchte auf. Dieses Mal, jeder Zweifel war ausgeschlossen, war es Rebecca. Aber es war die Rebecca, wie er sie vor drei Jahren kennengelernt hatte. Sie sass am Tisch ihrer billigen Wohnung im East Village, ausgemergelt und mit einem Blick voller Selbstmitleid. Ja, genau so hatte er sie gesehen. Und sie bereitete sich eine Injektion vor. Es entsprach völlig der
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