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Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Titel: Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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sucht wie besessen nach nackten Frauen und findet keine. Neben ihm Professor Timothy Leary, der mit geradezu aufstachelnder Gelassenheit sagt: «Aber Wissenschaft ist der ekstatischste Kick von allen. Die Intelligenz der Galaxis offenbart sich in jedem Atom, jedem Gen, jeder Zelle.» Den kriegen wir wieder, denkt Liddy voller Wut, und wenn wir die gesamte Schweizer Regierung umlegen müssen. Dieser Mann wird nicht mehr lange _ frei herumlaufen. Neben ihm tritt Bernard Barker nervös von einem fuss auf den anderen, während in rechtwinkliger Zeit ein zukünftiger Präsident die Klempner in Kanalreiniger verwandelt; aber jetzt, im Watergate, bleibt die Illuminaten-Wanze unentdeckt von denjenigen, die die CREEP-Wanze installieren, obwohl später beide von den Technikern gefunden wurden, die die BUGGER-Wanze installierten. «Es ist dieselbe Intelligenz, die in endloser Folge bedeutungsschwangere Strukturen hervorbringt», fährt Dr. Leary enthusiastisch fort. («Komm kitty-kitty», wiederholt Hagbard zum 109ten Male.)
    «Der Teufel?» wiederholte Pater James Augustine Muldoon. «Well, das ist eine sehr komplizierte Geschichte. Wollen Sie, dass ich den ganzen Weg bis zum Gnostizis -mus zurückverfolge?»
    Saul, der am Nebenanschluss mithörte, nickte heftig zustimmend.
    «Geh soweit zurück, wie du es für notwendig erachtest», sagte Barney. «Das hier ist eine sehr komplizierte Angelegenheit, in die wir verstrickt sind und die wir zu entwirren suchen.»
    «OK. Ich versuche mir vor Augen zu halten, dass Ihr nicht in meiner TheologieKlasse in Fordham sitzt und werde mich möglichst kurz fassen,» Die Stimme des Priesters verlor sich für einen Augenblick und kam dann zurück - wahrscheinlich hatte er es sich inzwischen auf einem Stuhl bequem gemacht und dabei das Telefon vom Bett zum Tisch hinübergetragen.
    «Es gibt viele Möglichkeiten, sich dem Gnostizismus zu nähern», fuhr die Stimme fort, «alle konzentrieren sich auf die Gnosis - direktes Erfahren von Gott - als
    Unterscheidung zur blossen Kenntnis Gottes. Die Suche nach Gnosis, oder Illumination, wie es manchmal genannt wurde, nahm viele bizarre Formen an, manche waren wahrscheinlich dem östlichen Yoga ähnlich und manche von ihnen bedienten sich derselben Drogen, die die modernen Rebellen gegen das träge Verharren orthodoxer Religionen wiederentdeckt haben. Bei einer solchen Vielzahl von möglichen Wegen zur Gnosis landeten verschiedene Kapitäne in verschiedenen Häfen, und jeder nahm für sich in Anspruch, das wahre Neue Jerusalem gefunden zu haben. Mystiker sind sowieso alle ein bisschen meschugge», fügte der Priester zynisch hinzu, «und das ist der Grund, weshalb die Kirche sie alle in Nervenheilanstalten unter Verschluss bringt und diese Institutionen beschönigend Klöster nennt. Aber ich schweife ab.
    Was Sie am meisten interessiert, so vermute ich, sind Kainismus und Manichäis-mus. Ersterer sah in Kain eine besonders heilige Figur, weil er der erste Mörder war. Man muss selbst Mystiker sein, um diese Art Logik zu verstehen. Die Idee war die, dass Kain dadurch, dass er den Mord in die Welt brachte, den Menschen die Gelegenheit verschaffte, auf Mord zu verzichten. Andere Kainiten gingen dann aber noch weiter - ein Paradoxon scheint immer mehr Paradoxa hervorzubringen, wie jede Irrlehre noch mehr Irrlehren nach sich zieht - indem sie schliesslich den Mord glorifizierten, alle anderen Sünden eingeschlossen. Ihre Auffassung gipfelte darin, dass man jede erdenkliche Sünde begehen sollte, nur um sich selbst die Chance einer wirklich schwierigen Abbüssung nach dem Bereuen zu verschaffen. Auch gab es Gott die Chance, wirklich grosszügig zu sein, wenn Er einem vergab. Ahnliche Ideen tauchten etwa zur gleichen Zeit im tantrischen Buddhismus auf, und es bleibt eine mysteriöse geschichtliche Frage, welche Gruppe von Geistesgestörten, in Ost oder West, die andere beeinflusste. Hilft Ihnen das so weit schon einmal?»
    «n bisschen», sagte Barney.
    «Was diese Gnosis angeht», fragte Saul, «ist es die orthodoxe theologische Position, dass die Illuminationen oder Visionen vom Teufel und nicht von Gott verursacht wurden?»
    «Ja, genau. Genau dort tritt der Manichäismus ins Bild», sagte Pater Muldoon. «Die Manichäer warfen der orthodoxen Kirche genau dasselbe vor. In ihrer Sicht war der Gott des orthodoxen Christentums und des orthodoxen Judaismus eben der Teufel. Der Gott, den sie mit ihren eigentümlichen Riten beschworen, war der richtige Gott. Das

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