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Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Illuminatus 2 - Der goldene Apfel

Titel: Illuminatus 2 - Der goldene Apfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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so sprach, zogen die Bilder von Piraterie und von den Borgias wieder an mir vorbei. «Und wir hier sind doch keine Kinder», fügte er hinzu, «warum sollten wir also auf eine offene Sprache untereinander verzichten ?» Der Professor, von der Wende in der Unterhaltung etwas zurückgeworfen, saß ganz perplex da, als Drake erwiderte: «So. Zivilisation ist Privileg - oder Privates Gesetz, wie Sie so schön sagten. Und wir alle wissen, woher Privates Gesetz kommt, außer unserem armen Professor - aus der Mündung eines Colts, um mit den Worten eines Gentlemans zu sprechen, dessen Unverfrorenheit Sie sicherlich zu schätzen wüßten. Sie folgern also, Adler, in aller seiner Naivität, habe recht, und wir hätten derart viel mit den kommunistischen Machthabern gemein, daß wir uns hier gar nicht erst gegeneinander aufhetzen müßten ?» «Lassen Sie mich Sie noch weiter illuminieren», sagte Celine,
    und die Art, wie er jenes Verb aussprach, ließ mich fast aufspringen. Drakes blaue Augen blitzten ebenfalls ein wenig, doch überraschte mich das nicht: jedermann, der so reich war, wie der IRS von ihm vermutete, mußte einfach informiert sein. «Privileg impliziert Ausschluß von Privilegien, genauso wie Vorteil Nachteil impliziert», fuhr Celine fort. «Auf demselben mathematisch reziproken Weg impliziert Gewinn auch Verlust. Wenn Sie und ich mit den gleichen Waren handeln, so ist das Handel: keiner von beiden profitiert, keiner verliert etwas. Wenn wir aber nicht gleichwertige Ware tauschen, profitiert der eine, während der andere Verlust hinnehmen muß. Gewiß, mathematisch gesehen. Nun, solch ein mathematisch ungleicher Austausch von Waren wird immer wieder vorkommen, weil ein Händler immer wieder gerissener sein wird als ein anderer. Aber in wahrem Frieden — in der Anarchie — wird ein solcher Warenaustausch nur sporadisch und unregelmäßig vorkommen. Ein Phänomen unvor-hersagbarer Periodizität, mathematisch gesprochen. Und nun, Professor, blicken Sie sich einmal um - heben Sie Ihre Nase aus allen Ihren großen Büchern und betrachten Sie die Welt, so wie sie ist — und Sie werden keine solchen unvorhersagbaren Funktionen beobachten. Statt dessen werden Sie eine mathematisch glatte Funktion beobachten, einen der einen Gruppe stetig zufließenden Profit und einen bei der anderen Gruppe sich gleichermaßen anhäufenden Verlust. Warum verhält sich das so, Professor? Weil das System a priori nicht frei oder zufällig funktioniert, jeder Mathematiker wird Ihnen das bestätigen. Gut. Wo bleibt aber dann die determinierende Funktion, der Faktor, der die anderen Variablen kontrolliert? Sie haben es selbst mit einem Namen versehen, oder vielmehr Mister Adler: die Große Tradition. Ich ziehe vor, es Privileg zu nennen. Wenn A den B auf dem Marktplatz trifft, handeln sie nicht als Gleiche. A verhandelt in der Position eines Privilegierten; folglich profitiert er, während B ständig Verluste macht. Es gibt bei uns nicht mehr Freie Marktwirtschaft als jenseits des Eisernen Vorhangs. Die Privilegien, oder Privatgesetze — die Spielregeln, auf ihrer Seite die des Politbüros und des Generalsekretariats der Kommunistischen Partei und auf unserer Seite die der US-Regierung und der Bundesreserve-Behörde bekanntgegeben — unterscheiden sich nur geringfügig; das ist alles. Und genau das wird von den Anarchisten bedroht, und selbst von dem in jedem von uns unterdrückten Anarchisten », schloß er, indem er den letzten Satz besonders stark betonte und dabei Drake und nicht den Professor anstarrte.
    Der Professor hatte auf einmal noch unendlich viel zu sagen, etwa, daß die Gesetze der Gesellschaft den Gesetzen der Natur entsprächen und daß die Gesetze der Natur die Gesetze Gottes seien, doch ich entschied, es sei an der Zeit, mich noch ein wenig anderweitig umzusehen und bekam den Rest der Unterhaltung nicht mehr mit. Der IRS hatte sowieso eine vollständige Tonbandaufnahme davon, dessen bin ich mir ganz sicher, denn ich hatte lange vor dem Bankett bereits eine Wanze angebracht. Das nächste Mal, als ich Robert Putney Drake begegnete, bedeutete einen Wendepunkt. Dieses Mal war ich vom Geheimdienst der Marine nach New York geschickt worden und Winifred gab mir eine Botschaft, die Drake persönlich übermittelt werden mußte; der Orden traute keinem der mechanischen Kommunikationsmittel. Merkwürdigerweise gab mir meine CIA-Connection ebenfalls eine Botschaft für Drake mit, und es handelte sich um dieselbe Botschaft. Das

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