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Illuminatus 3 - Leviathan

Illuminatus 3 - Leviathan

Titel: Illuminatus 3 - Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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verschüttete dabei das Bier aus seinem riesigen Krug. Waterhouse sah einen Augenblick lang etwas betroffen aus, doch dann setzte er sich und blickte aus schmalen Augen zögernd im Raum herum.
    «Wo ist meine Stella?» fragte er gereizt. George fühlte, wie sich ihm die Nackenhaare spreizten. Was Stella anging, so hatte er zwar kein Recht auf Besitzergreifung. Aber das traf für diesen Kerl dann ganz genauso zu. Exklusiver Besitz, das war die eine mögliche sexuelle Beziehung, die unter Diskordiern und ihren Verbün-deten nicht praktiziert zu werden schien. Es gab eine Art von Stammesliebe unter ihnen, bei der keinem verwehrt wurde, nach Belieben mit anderen zu schlafen. Ein unsympathischer Beobachter mochte das «Promiskuität» nennen, aber so wie George dieses Wort verstand, bedeutete es, den Körper eines anderen für Sex zu gebrauchen, ohne etwas für die Person zu empfinden, mit der man körperlich verbunden war. Die Diskordicr lebten zu eng miteinander, begriffen einander zu sehr als Menschen, als daß das Wort «Promiskuität» irgendeinen Sinn in ihrem Sexleben hätte spielen können. Und George liebte sie alle: Hagbard, Mavis, Stella, die anderen Diskordier, Joe, selbst Harry Coin, vielleicht sogar Otto Waterhouse, der gerade eben erschienen war.
    Mavis sagte: «Stella ist runter zum U-Boot, Otto. Sie wird zur rechten Zeit wieder bei uns sein.»
    Hagbard kam, nicht ohne Mühe, auf die Füße. «Ruhe!» brüllte er. Stille fiel über den rauchgeschwängerten Saal. Alle blickten neugierig zu ihm hinüber.
    « Da wir jetzt alle zusammen sind», sagte er, «habe ich euch etwas mitzuteilen. Ich möchte.; daß ihr alle mit mir auf eine Verlobung anstoßt.»
    «Verlobung?» rief es ungläubig von irgendwoher.
    « Haltet, verdammt noch mal, 's Maul», knurrte Hagbard. «Ich rede und sollte mich noch mal einer unterbrechen, so schmeiße ich ihn raus. Ja, ich rede von einer Verlobung. Mit einer Hochzeit kurz darauf. Übermorgen, wenn das Eschaton immanentisiert und alles dies vorüber sein wird — hebt eure Krüge —, werden Mavis und ich von Miss Portinari an Bord der Leif Eriksson getraut werden.»
    George saß einen Moment lang wie versteinert da und versuchte das zu verdauen. Dann blickte er von Hagbard auf Mavis und Tränen kamen ihm in die Augen. Er stand auf und hob seinen Krug.
    «Das ist für dich, Hagbard!» sagte er, nahm seinen Arm langsam zurück, um kein Bier zu verschütten und den vollen Krug an Hagbards Kopf fliegen zu lassen. Lachend beugte sich Hagbard zur Seite, in einer Bewegung, die er so zufällig vollzog, daß es nicht so aussah, als hätte er ausweichen wollen. Der Krug schlug dem gemalten Kaiser Heinrich IV. an den Schädel. Das Gemälde war offenbar auf ziemlich hartes Holz gemalt worden, denn der Krug zersplitterte in tausend Stücke, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ein Kellner kam herbei, um das verschüttete Bier aufzuwischen, und sah George dabei vorwurfsvoll an.
    «Tut mir leid», sagte George. «Ich hasse es, ein Kunstwerk zu beschädigen. Du hättest deinen Kopf nicht bewegen sollen, Hag-bard. Der Schaden wäre geringer gewesen.» Er holte tief Luft und brüllte: «Sünder! Sünder in der Hand eines wütenden Gottes! Ihr seid alle Spinnen in der Hand des Herrn!» Er streckte eine Hand aus, die Handfläche nach oben gewandt. «Und er hält euch alle über das Fegefeuer!» George drehte seine Hand nach unten. Er bemerkte plötzlich, daß alle still geworden waren und ihn ansahen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel in die Arme Joe Maliks.
    «Wunderschön» sagte Hagbard. «Exquisit.»
    «Ist das alles, was du sagen kannst, indem du ihm die Frau wegnimmst ?» sagte Joe ärgerlich und ließ George vorsichtig auf einen Stuhl nieder. «Du bist ein widerlicher Sadist.»
    «Das ist nur ein erster Schritt», sagte Hagbard. «Und ich sagte, es wäre vorübergehend. Hast du gesehen, wie er den Krug geworfen hat? Er hat ganz genau gezielt. Hätte ich es nicht kommen sehen, hätte er mir den Schädel eingeschlagen.»
    «Das hätte er auch tun sollen», sagte Joe. «Willst du jetzt sagen, du hättest über deine Heiratsabsichten mit Mavis gelogen? Daß du es nur sagtest, um George zu ärgern ?»
    «Ganz gewiß nicht», sagte Mavis. «Hagbard und ich hatten es mit diesem Catch-as-catch-can-Alleinsein satt. Und ich werde niemals jemand anderen als Hagbard finden, der so perfekt meinem Wertsystem entspricht. Ich brauche niemand anderen.» Und um zu bekräftigen, was sie sagte, kniete sie

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