Illuminatus 3 - Leviathan
sie stark genug ist, um aus der Flasche auszubrechen?»
« Du scheinst diese besondere Gans auf verdorbener Diät zu halten. Warum hast du ihm niemals das geringste Zeichen gegeben, was wirklich in Atlantis vor sich ging? Warum mußte das solange dauern, bis Howard die Wahrheit in den Ruinen von Peos fand?»
«Tochter, mein Weg ist nicht der einzige Weg. Jede Speiche hilft das Rad zusammenzuhalten. Ich glaube, daß alle Kämpfer für die Freiheit des einzelnen, wie Spartacus, Jefferson, Joe Hill und Hag-bard, nichts weiter tun, als die Opposition zu stärken, indem sie sich für einen Feind darstellen, den sie fürchten ... aber da mag ich falsch liegen. Eines Tages wird es mir einer jener Aktivisten wie Hagbard unter Umständen beweisen und mir meinen Irrtum zeigen. Vielleicht hätten die Saures der Achse wirklich einen zu starken Stoß in die andere Richtung gegeben, hätte er ihnen nicht Einhalt geboten. Vielleicht bezieht die Selbstregulierung des Universums, der ich meinen Glauben schenke, die Schaffung von Männern wie Hagbard mit ein, von Männern, die unüberlegte Schritte unternehmen, die ich niemals unternehmen würde. Nebenbei bemerkt, hätte ich die Saures nicht gebremst, sondern Hagbard, hätte ich wirklich im schlimmsten Sinne des Wortes interveniert.»
«So sind deine Hände also sauber geblieben und Hagbard und ich werden das schlechte Karma der letzten Woche mit uns herumtragen.»
«Ihr habt es doch selbst so gewollt, oder ?»
Miss Portinari lächelte jetzt. «Ja. Wir haben es so gewollt. Und er wird seinen Teil der Last wie ein Mann zu tragen wissen. Und ich werde meinen Teil tragen ... wie eine Frau.»
«Vielleicht wirst du schon bald meinen Platz einnehmen. Inmitten ihrer Verblendung hatten die Saures immerhin einen guten Gedanken — alle alten Verschwörungen brauchen junges Blut.»
«Was hat sich in Atlantis nun wirklich zugetragen ?»
«Ein Akt einer Göttin, um die Versicherungs-Gesellschaften zu umgehen. Eine Naturkatastrophe.»
«Und welche Rolle hast du dabei gespielt?»
«Ich habe davor gewarnt. Niemand verstand zu jener Zeit die
Wissenschaft, derer ich mich bediente; sie nannten mich einen Hexenmeister. Ich konnte ein paar Anhänger gewinnen und wir ließen uns vor dem großen Erdbeben im Himalaya nieder. Die Überlebenden, die meine Wissenschaft vor der Tragödie unterschätzt hatten, überschätzten sie nachher. Sie wollten, daß meine Schar von Leuten, der Ungebrochene Kreis, zu Göttern werden und über sie herrschen sollte. Könige, wie sie es nannten. Das war jedoch nicht nach unserem Geschmack, so streuten wir verschiedene falsche Geschichten aus und hielten uns vor ihnen versteckt. Mein begabtester Schüler, von dem du gehört haben mußt, da du eine Klosterschule besuchtest, tat dasselbe, als sie versuchten, ihn zum König zu machen. Er rannte fort in die Wüste.»
«Hagbard hat immer geglaubt, daß deine Weigerung, an unseren Aktionen teilzunehmen, daher rührte, daß du dich wegen Atlantis schuldig fühlst. Was für eine schreckliche Ironie ... und dennoch hast du alles so geplant.»
Gruad, der Dealy Lama, sandte ein drolliges Bild von sich selbst, mit Hörnern auf dem Kopf, und sagte nichts.
«In der Klosterschule haben sie mir niemals beigebracht, daß Satan — oder Prometheus — Sinn für Humor haben könnte.»
« Di e denken, das Universum sei so humorlos wie sie selbst», sagte Gruad kichernd.
« Ich finde nicht, daß es so lustig ist, wie du meinst», erwiderte Miss Portinari. «Erinnere ich mich an das, was man mir über Mussolini, Hitler und Stalin erzählt hat, ich hätte interveniert. Und die Konsequenzen getragen.»
« Du und Hagbard, ihr seid unverbesserlich. Deshalb mag ich euch auch so sehr.» Gruad lächelte. «Ich war der erste, der intervenierte, weißt du. Ich habe allen Wissenschaftlern und Priestern gesagt, daß sie keine Ahnung hatten, und ich spornte jeden Mann, jede Frau und jedes Kind an, ja ich trieb sie wirklich an, diesen Tatbestand zu untersuchen und selbst zu denken. Ich versuchte, ihnen das Licht der Vernunft zu zeigen.» Er brach in Gelächter aus. «Verzeih. Die Irrtümer unserer Jugend kommen uns immer komisch vor, wenn wir alt werden.» Mit sanfter Stimme fügte er hinzu: «Lilith Velkor wurde übrigens gekreuzigt. Sie war eine Idealistin, und als wir anderen uns in den Himalaya aufmachten, blieb sie zurück und versuchte, die Zurückgebliebenen zu überzeugen, daß wir im Recht waren. Ihr Tod war reichlich schmerzhaft»,
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