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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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Kilometer weg von hier. Ich nahm also das Ding hoch, sah es mir genau an, wog es in der Hand und kam mir vor wie ein Urzeitaffe, der nicht begreift, wie sich ein Rad vor seinen Augen drehen kann. Es mußte dafür einen simplen Grund geben...
    Aber nach einer Weile gab ich es verärgert auf und packte den Schlüssel mißmutig wieder in meine Werkzeugtasche. Dann machte ich mir ein Feuer für mein Maisbrotfrühstück. Ich hatte keine Eile, konnte, wenn mir danach war, den ganzen Tag bleiben.
    Der Brotteig war in der Pfanne gut aufgegangen, und es war gerade Zeit, ihn zu wenden, als ich am westlichen Himmel ein Geräusch vernahm.
    Shimodas Maschine war es bestimmt nicht, es war ja unmöglich, daß er mich ausgerechnet auf dieser verlassenen Wiese hätte aufspüren können. Trotzdem wußte ich, daß er und nur er es sein konnte, und ich fing an zu pfeifen. Mit dem einen Auge beobachtete ich das Maisbrot, mit dem anderen den Himmel und versuchte, mir etwas ganz Alltägliches für die Begrüßung nach der Landung einfallen zu lassen.
    Es war tatsächlich die Travel Air, die im Tiefflug über die Fleet brauste, in einer spektakulären Steilkurve hochzog und dann herunterslipte, um schließlich mit neunzig Stundenkilometern aufzusetzen - der Geschwindigkeit, mit der eine Travel Air landen sollte. Er rollte heran und stellte den Motor ab. Ich blieb stumm. Winkte, aber sagte kein Wort. Dann hörte ich auf zu pfeifen.
    Er stieg aus dem Cockpit und kam zum Feuer herüber.
    »Hallo, Richard.«
    »Du hast dich verspätet«, erwiderte ich. »Beinahe wäre das Maisbrot angebrannt.«
    »Tut mir leid.«
    Ich reichte ihm einen Becher voll Quellwasser und einen
    Blechteller mit der Hälfte des Maisbrots und einem großen Stück Margarine.
    »Wie ist es dir ergangen?«
    »Soso«, sagte er, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich bin noch einmal davongekommen.«
    »Das hatte ich bezweifelt.«
    Eine Zeitlang aß er schweigend. »Weißt du«, sagte er endlich und sah dabei den Teller an: »Das ist wirklich ein schrecklicher Fraß.«
    »Wer zwingt dich, mein Maisbrot zu essen?« entgegnete ich verstimmt. »Warum schmeckt mein Maisbrot niemandem? Niemand mag mein Maisbrot! Warum wohl, auferstandener Meister?«
    »Hmm«, grinste er, »und jetzt spreche ich als Gott: Ich würde sagen, du bildest dir ein, es schmeckt, und deshalb schmeckt es dir. Probier es mal, ohne zutiefst von deinem Glauben überzeugt zu sein, und es ist... nun, sagen wir... als ob es... nach einer Überschwemmung... einen Brand... in einer Getreidemühle gegeben hätte, meinst du nicht auch? Und ich vermute, du wolltest diese Grashalme mit einbacken, was?« »Entschuldige, es muß mir irgendwie vom Ärmel in den Teig gefallen sein, das Gras. Aber meinst du nicht, daß das Brot selbst... nicht die Grashalme oder das verkohlte Stück... ich meine eben nur das reine Brot...?«
    »Grauslich«, antwortete er und reichte mir alles bis auf den Happen, den er gegessen hatte, zurück. »Danke, da hungere ich lieber. Sind noch Pfirsiche übrig?«
    »In der Proviantkiste.«
    Wie hatte er mich auf diesem Feld finden können? Eine Flügelspannweite von knapp neun Metern, fernab gelegen und in einer zehntausend Quadratkilometer großen Fläche von Prärieackerboden? Das ist kein leichtes Ziel, besonders nicht, wenn man gegen die Sonne fliegt. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, keine Fragen zu stellen. Wenn er es mir verraten wollte, würde er es tun.
    »Wie hast du mich gefunden?« fragte ich. »Ich hätte ja auch woanders landen können.«
    Er hatte die Dose mit den Pfirsichen geöffnet und spießte die Stücke auf ein Messer... kein leichtes Unterfangen.
    »Gleich und gleich gesellt sich gern«, murmelte er und stach daneben. »Ach so?«
    »Kosmisches Gesetz.« »Aha!«
    Ich aß mein Maisbrot auf und rieb die Pfanne mit Sand aus dem Bach trocken. Klasse Maisbrot war das.
    »Hättest du die Güte, mir das näher zu erklären? Wie soll ich deinem erhabenen Wesen gleichen? Oder hast du etwa die Flugzeuge gemeint?«
    »Wir Wundertäter müssen zusammenhalten«, sagte er. Der Satz, so wie er ihn sprach, klang beruhigend und zugleich erschreckend.
    »Sag mal, Don... was du gerade gesagt hast... erklär mir doch, was du mit wir Wundertäter im Sinn gehabt hast.«
    »Von der Lage des Achter-Schlüssels auf der Werkzeugtasche her zu schließen, würde ich sagen, daß du heute morgen den alten Trick mit dem schwebenden Schraubenschlüssel ausprobiert hast. Bitte sag mir, ob ich mich

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