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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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etwas Kleineres aussuche...«
    Wieder seufzte er. Dann sah er zum Himmel hinauf.
    »Ich werde es versuchen. Also, welche war es?«
    Ich sah hinauf, und die Wolke mit ihren Millionen Tonnen Regen war wie weggeblasen. An ihrer Stelle war ein unschönes himmelblaues Loch.
    »Phantastisch«, sagte ich leise.
    »Das stand dafür«, meinte er. »Nein, so gern ich dein Lob annehmen würde, mit dem du mich überhäufst, muß ich dir doch wahrheitsgemäß sagen: Es ist ganz einfach.«
    Er wies auf ein zartes Wölkchen unmittelbar über uns. »Los. Jetzt bist du dran. Na, mach schon!«
    Ich sah mir dieses fedrige Etwas an, und es schien zurückzublicken. Ich wünschte es weg, stellte mir einen leeren Fleck vor, wo es gewesen war, bombardierte es mit eingebildeten Hitzestrahlen, befahl ihm, anderswo wieder zu erscheinen, und sachte, sachte, im Verlauf von einer, fünf, ja sieben Minuten war die Wolke schließlich verschwunden. Andere Wolken wuchsen weiter - aber meine löste sich auf! »Dein Arbeitstempo ist wohl nicht gerade rasant?« sagte er. »War auch mein erster Versuch! Ich bin ein Anfänger! Ich muß mich mit dem Unmöglichen herumschlagen... nun, besser: dem Unwahrscheinlichen, und dir fällt kein anderer Kommentar ein, als daß ich nicht schnell genug arbeite. Es war brillant, und du weißt das auch.«
    » Erstaunlich. Du hast dich mit aller Kraft an die Wolke geklammert; trotzdem ist sie für dich verschwunden.« »Geklammert? Dabei habe ich sie mit allem, was es gab, bombardiert. Mit Kugelblitzen, Laserstrahlen, haushohen Staubsaugern...«
    »Negative Fixierungen waren das, Richard. Wenn du wirklich eine Wolke aus deinem Leben verdrängen willst, solltest du keine große Angelegenheit daraus machen, sondern dich einfach entspannen und sie aus deinem Denken entfernen. Das ist alles.«
    Im Handbuch stand:
     
    Eine Wolke weiß nicht, warum sie
    sich in dieser oder jener Richtung
    bewegt und gerade mit dieser
    Geschwindigkeit.
    Sie fühlt einen Impuls...
    dort muß ich jetzt sein.
    Aber der Himmel kennt die Motive
    und die Strukturen jenseits aller
    Wolken, und du wirst sie auch erkennen,
    wenn du dich hoch genug erhebst, um
    jenseits der Horizonte zu blicken.

 
11. Kapitel
     
    Niemals wird dir ein Wunsch gegeben,
    ohne daß dir auch die Kraft verliehen
    wurde, ihn zu verwirklichen.
     
    Es mag allerdings sein, daß du dich
     dafür anstrengen mußt.
     
    Wir befanden uns auf einer riesigen Weide neben einer drei Morgen großen Pferdeschwemme und weit weg von jeglicher Ansiedlung, irgendwo zwischen den Staaten Illinois und Indiana. Keine Passagiere; es war unser freier Tag - so dachte ich jedenfalls.
    »Hör zu«, sagte er. »Nein, warte. Sei still und paß auf. Was du jetzt erleben wirst, ist absolut kein Wunder. Lies dein Physikbuch... jedes Kind kann auf dem Wasser gehen.«
    Er sagte es, und als hätte er gar nicht bemerkt, daß überhaupt Wasser da war, stand er auf, ging ein paar Meter vom Ufer weg auf der Oberfläche der Pferdeschwemme. Es schien, als wäre die Schwemme eine sommerliche Fata Morgana über einem steinernen Untergrund. Er stand fest auf der Wasseroberfläche, keine Welle, kein Kräuseln spritzte über seine Fliegerstiefel.
    »Komm!« rief er. »Versuch's mal!«
    Ich sah es mit eigenen Augen. Es war ganz offenbar möglich, weil er dort stand. Deshalb ging ich hinaus, um mich ihm zuzugesellen. Es fühlte sich an, als ob man auf durchsichtigem blauem Linoleum ginge. Ich lachte.
    »Donald, was stellst du bloß mit mir an?«
    »Ich demonstriere dir nur, was jeder früher oder später lernt«, sagte er, »und du bist gerade in Reichweite.«
    »Aber ich...«
    »Schau doch her. Das Wasser kann ganz fest sein« - er stampfte mit dem Fuß auf, und es klang wie Leder auf Felsen - »oder auch nicht.« Wieder stampfte er auf, und das Wasser bespritzte uns beide. »Hast du das mitbekommen? Versuch's!« Wie schnell wir uns an Wunder gewöhnen! In kaum einer Minute war ich davon überzeugt, daß man auf dem Wasser gehen kann, ja, daß es etwas ganz Natürliches ist... na und? »Aber wenn das Wasser fest ist, wie können wir es dann trinken?«
    »Genauso, wie wir darauf wandeln können, Richard. Es ist weder fest, noch ist es flüssig. Du und ich, wir entscheiden, was es für uns sein soll. Willst du Wasser flüssig haben, stell es dir flüssig vor, tue so, als sei es flüssig, trink es. Wenn du es dir als Luft wünschst, tue so, als sei es Luft, atme es ein. Versuch's.«
    Vielleicht hat das etwas mit der

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