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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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es mitten auf den leergefegten Tisch -, »sind dir alle Dinge möglich.«
    Ich betrachtete das Sesamkorn, dann ihn. »Ich wünschte, ihr Erlöser könntet erst mal untereinander einig werden. Ich habe immer gedacht, man müsse Glauben haben, besonders dann, wenn sich die ganze Welt gegen uns wendet.«
    »Nein. Ich wollte das, als ich noch arbeitete, zurechtrücken. Aber das war ein langer Kampf bergauf. Vor zwei- oder auch fünftausend Jahren hatte man kein Wort für Phantasie, und Glauben war noch das Beste, was man einem ziemlich ernsten Haufen von Anhängern zu bieten hatte. Und außerdem kannten sie keine Sesamkörner!«
    Ich wußte, daß sie sehr wohl Sesamkörner besaßen, aber ich ließ ihm diese Lüge durchgehen. »Soll ich mir vorstellen, wie diese Materialisierung vor sich geht? Ich stelle mir eine bezaubernde, kluge, rätselvolle Frauengestalt vor, die auf einer Weide mitten in der Menschenmenge in Tarragon im Bundesstaat Illinois erscheint, ja? Gewiß kann ich das; aber das ist auch alles, das ist eben nur meine Phantasie.« Verzweifelt warf er einen Blick zum Himmel, der im Augenblick aus einer Weißblechdecke und kalten Neonröhren von Em und Ednas Café bestand.
    »Nur deine Phantasie? Selbstverständlich ist es deine Phantasie! Diese ganze Welt beruht doch nur auf deiner Vorstellungskraft, hast du das vergessen? Wo dein Denken ist, da ist deine Erfahrung. Wenn ein Mensch denkt, existiert er Das, was ich fürchtete, hat mich ereilt. Denke und werde reich: kreative Vorstellungskraft zum Spaß und zum Profit. Wie werde ich beliebt und bleibe mir selbst treu ? Deine Phantasie verändert das Sein um keinen Deut, es wirkt sich überhaupt nicht auf die Realität aus. Denken wir an Traumfabriken von Hollywood, an Warner-Brothers-Welten, MGM-Lebzeiten; jede Sekunde davon besteht aus Illusionen und Phantasien. Alles Träume mit Symbolen, wie wir Tagträumer sie für uns selbst heraufbeschworen haben.« Er arrangierte Gabel und Messer, als wollte er eine Brücke zwischen uns bauen. »Du möchtest wissen, was deine Träume bedeuten? Du solltest lieber fragen, was die Dinge, die dich täglich und als wacher Mensch umgeben, bedeuten. Du, der du in einer Welt voller Flugzeuge lebst.«
    »Ja, Don, du hast recht.« Dabei wünschte ich, er würde langsamer machen und mir nicht alles auf einmal aufladen. Eine Meile pro Minute ist mir für meine Gedanken etwas zu schnell. »Wenn du von Flugzeugen träumtest, was würde das für dich bedeuten?«
    »Zuerst einmal Freiheit. Flugzeugträume bedeuten Flucht, Flug und Befreiung.« »Wie deutlich soll ich es noch machen? Der Wachtraum ist dasselbe: Du möchtest dich von allem, was dich zurückhält, lösen: Routine, Autorität, Langeweile, Schwerkraft. Was du nicht erkannt hast, ist, daß du schon frei bist, immer frei gewesen bist. Hättest du nur einen Bruchteil der Freiheit dieses Sesamkorns hier, wärst du bereits Herr und Gebieter über dein Zauberreich. Nur Phantasie! Was sagst du dazu?« Die Serviererin hatte ihm ab und zu einen neugierigen Blick zugeworfen, während sie Geschirr abtrocknete, zuhörte und sich fragte, was das sein mochte.
    »Also fühlst du dich niemals einsam, Don?«
    »Nur, wenn ich es selber will. In den anderen Dimensionen habe ich Freunde, die manchmal um mich sind. Auch du hast sie.«
    »Ich meine aber diese Dimension hier, diese imaginäre Welt. Zeig mir, was du meinst, demonstriere mir ein kleines Wunder des Magneten .. . Ich will es wirklich lernen.«
    »Zeig du es mir«, erwiderte er. »Um etwas in dein Leben hineinzuzaubern, stelle dir vor, es sei schon da.«
    »Zum Beispiel was? Meine bezaubernde Frauengestalt?« »Irgend etwas. Nicht deine Dame. Zuerst einmal etwas Kleines.«
    »Und das soll ich jetzt üben?« »Ja.«
    »Einverstanden... Eine blaue Vogelfeder.« Entgeistert sah er mich an. »Eine blaue Vogelfeder?« »Du hast gesagt: keine Dame, sondern etwas Kleines.« Er hob die Schultern. »Also gut. Eine blaue Vogelfeder. Stelle sie dir vor in allen Einzelheiten, den Rand, die Spitze, V-förmige Zwischenräume, wo sie zerrissen wurde, Flaum um den Kiel. Nur eine Minute lang. Dann setz sie frei.«
    Ich machte die Augen zu und sah im Geiste eine Vogelfeder, fünfzehn Zentimeter lang, blauschimmernd, mit Silbertönen am Rande. Eine helle, scharf umrissene Feder, die in der Dunkelheit schwebte.
    »Wenn du willst, kannst du sie in einem goldenen Licht erstrahlen lassen. Das heilt und tut gut und hilft, sie wahr zu machen. Aber mit dem

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