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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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fliegst doch meistens zwei.«
    »Meistens«, antwortete er.
    »Übrigens«, fügte er hinzu, »wie steht's mit dem Lehrer?«
    »Ich brauche keinen Fluglehrer«, sagte ich. »Ich schwimme im Geld. Es langt mindestens für eine Woche, da kann es getrost Schusterjungen regnen - ohne Unterbrechung, eine ganze Woche lang.«
    »Wenn du mit dem Geldzählen und Darinschwimmen fertig bist«, sagte er und lächelte, »würdest du die Freundlichkeit haben, mir den Eintopf zu reichen?«

 
3. Kapitel
     
    Gewimmel und Ansammlungen von Menschen, Ströme von Leuten, die sich über einen Menschen, der mitten darin stand, ergossen. Dann wurde aus den Menschen ein Meer, aber anstatt darin zu ertrinken, wandelte er über den Wellen, pfiff leise vor sich hin und verschwand. Das Meer aus Wasser wurde zu einem See aus Gras. Eine weiß-goldene Travel Air glitt herab und landete auf der Wiese, der Pilot stieg aus dem Cockpit und stellte ein Transparent auf: Rundflüge 3 $.
    Es war drei Uhr früh, als ich aus dem Traum aufschreckte, mich dann an alles erinnerte und aus einem rätselhaften Grunde glücklich war. Ich öffnete die Augen und sah im Mondlicht die große Travel Air neben der Fleet stehen. Shimoda saß auf seiner Bettrolle in genau derselben Haltung wie damals, als ich ihm begegnet war, und lehnte sich an das linke Rad seiner Maschine. Ich konnte ihn nicht klar erkennen, aber ich wußte, daß er da war.
    »Nun, Richard«, klang seine Stimme hinüber zu mir durch das Dunkel, »hast du jetzt begriffen, was hier vor sich geht?« »Begriffen? Inwiefern?« fragte ich noch ganz schlaftrunken. Es war mir nicht aufgefallen, daß er noch wach war.
    »Ich meine deinen Traum. Der Mann und die Menschenmenge und das Flugzeug«, erklärte er geduldig. »Du warst neugierig und wolltest alles über mich wissen. Nun weißt du es, richtig? Es hat in der Zeitung gestanden: Donald Shimoda, der, den sie am Ende den Mechaniker-Messias nannten, die amerikanische Offenbarung, verschwand eines Tages vor den Augen einer fünfundzwanzigtausendköpfigen Menschenmenge.«
    Jawohl, ich entsann mich. Ich hatte es am Zeitungskiosk einer kleinen Stadt im Staate Ohio gelesen, und nur, weil es in Balkenlettern auf der Titelseite stand.
    »Donald Shimoda?«
    »Zu Ihren Diensten«, erwiderte er. »Und jetzt weißt du es und brauchst dir über mich nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.« Ich dachte lange darüber nach und schlief dann ein.
    »Ist es denn gestattet... ich meine... daß du, der Messias, in diesem Geschäft bist? Du solltest doch die Welt erlösen, stimmt's? Ich wußte nicht, daß der Messias einfach seine Schlüssel zurückgeben und aussteigen kann.« Ich saß gerade auf der Haube der Fleet und guckte hinunter auf meinen seltsamen Kameraden. »Wirf mir doch einen Achter-Schlüssel rauf, Don.«
    Er kramte in seiner Werkzeugtasche und warf den Schraubenschlüssel hoch. Es war genauso wie bei all den anderen Werkzeugen an diesem Vormittag: Er warf das Handwerkszeug herauf zu mir, es verlangsamte seinen Flug und tanzte einfach ein paar Zentimeter vor meiner Nase in der Luft, es schwebte gewichtlos, lässig im Äther. Aber im Moment, da ich das Werkzeug anfaßte, nahm es in meiner Hand Gewicht an und wurde zu einem normalen, verchromten Drehmomentschlüssel aus Vanadium-Stahl. Nun, vielleicht doch nicht zu einem ganz normalen. Seit mir nämlich ein billiger Sechzehner-Schlüssel in der Hand abbrach, habe ich mir nur die besten Werkzeuge angeschafft, die es zu kaufen gibt..., und dieser spezielle Schraubenschlüssel ist mit einer Knarre versehen.
    Jeder Mechaniker weiß, daß das kein normaler Schraubenschlüssel ist, er könnte genauso aus purem Gold sein, so stolz ist sein Preis, aber es ist eine Wonne, mit ihm zu arbeiten. Er wird nie abbrechen, einerlei, was man mit ihm anstellt. »Gewiß kannst du aussteigen! Du kannst alles hinwerfen, wenn du es dir anders überlegt hast. Du kannst auch aufhören zu atmen, wenn du es durchaus willst.« Er ließ einen Steckschlüssel zum Spaß in der Luft schweben. »Nun, ich bin eben als Messias ausgestiegen, und wenn es so aussieht, als wollte ich mich rechtfertigen, so liegt es vielleicht daran, daß ich mich immer noch angegriffen fühle und mich verteidigen muß. Lieber das, als weitermachen und es hassen. Ein guter Messias haßt nichts und kann auf jedem gewünschten Pfad wandeln. Jeder Mensch kann das. Sind wir nicht allesamt Kinder Gottes oder, wenn du willst, Kinder des Seins oder in gewisser Weise

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