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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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Wunschvorstellungen oder wie immer du es ausdrücken willst?«
    Ich zog die Zylinderflanschmuttern des Kinnermotors an. Der alte B-5 ist ein zuverlässiges Triebwerk, aber diese Muttern haben die Angewohnheit, sich nach etwa hundert Flugstunden zu lockern, und es zahlt sich aus, ihnen immer um eine Nasenlänge voraus zu sein. Und richtig, die erste, an die ich den Schraubenschlüssel legte, ließ sich um eine Vierteldrehung anziehen, und ich beglückwünschte mich, sie an jenem Vormittag alle überprüft zu haben, ehe ich Fluggäste an Bord nahm. »Gewiß, Don, du hast recht, aber mir kommt es so vor, als ob sich der Job eines Messias doch von anderen unterscheidet, oder? Es ist, als ob Jesus wieder Zimmermann würde und Nägel einhiebe. Vielleicht klingt es nur ein wenig merkwürdig.«
    Er dachte über meine Worte nach, er wollte meinen Standpunkt verstehen. »Ich kann dich nicht begreifen. Schließlich ist es ja auch merkwürdig, daß er es nicht aufgab, als sie ihn das erstemal Erlöser nannten. Anstatt sich diese Warnung zu Herzen zu nehmen und zu verschwinden, versuchte er es auf logischem Wege. >Gut, ich bin nun einmal Gottes Sohn, aber sind wir es nicht alle? Ich bin euer Erlöser, aber ihr seid es auch! Was ich vollbringe, das kann jeder.< Und jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, begreift es.«
    Oben auf der Motorhaube war es zwar heiß, aber das störte mich nicht. Wenn ich etwas fertigbringen will, empfinde ich es nicht als Arbeit. Ich bin zufrieden, wenn ich weiß, daß die Zylinder sich nicht mehr selbständig machen können.
    »Sag, daß du noch einen Schraubenschlüssel brauchst«, meinte er.
    »Ich brauch aber keinen. Und außerdem bin ich aufgeklärt genug, um diese Zauberkunststückchen als Gesellschaftsspiele einer nur mäßig entwickelten Seele zu betrachten, lieber Shimoda. Allenfalls als die eines angehenden Hypnotiseurs.« »Hypnotiseur ist gut! Junge, Junge, du hast's beinahe erfaßt! Lieber ein Hypnotiseur als ein Messias. Was für eine fade Aufgabe. Warum ahnte ich nicht früher, wie langweilig es sein wird.«
    »Du ahntest es aber«, sagte ich und kam mir dabei sehr gescheit vor.
    Er lachte nur.
    »Hast du dir niemals Gedanken gemacht, Donald, daß es nicht so einfach sein würde ... ich meine, die Sache hinzuschmeißen? Und daß es dir nicht gelingen würde, wie ein normaler Mensch zu leben?«
    Das Lachen war ihm vergangen. »Natürlich hast du recht«, sagte er und fuhr sich mit den Fingern durch sein schwarzes Haar. »Sobald ich länger an einem Ort verweile, sagen wir, länger als ein, zwei Tage, merken die Leute, daß mit mir etwas nicht stimmt. Man braucht nur meinen Ärmel zu berühren, und der unheilbar Krebskranke ist geheilt. Und ehe die Woche herum ist, bin ich wieder umgeben von Menschen. Dieses Flugzeug gibt mir die notwendige Bewegungsfreiheit. Keiner weiß, woher ich komme und wohin ich gehe. Das paßt mir in den Kram.«
    »Du wirst es schwerer haben, als du denkst, Don.«
    »Ach so?«
    »Ja, denn heutzutage bewegen wir uns immer weiter weg vom Materiellen und hin zum Spirituellen... Gewiß, es ist langsam, aber es ist doch eine gewaltige Bewegung. Und darum glaube ich nicht, daß dich die Welt in Ruhe lassen wird.«
    »Mich wollen sie ja nicht haben, sie wollen Wunder haben! Und die kann ich jemand anderem zeigen, und der soll dann der Messias sein. Natürlich werde ich ihm nicht auf die Nase binden, wie stur der Job ist. Und außerdem: Es gibt kein Problem, das zu groß ist, um nicht vor ihm davonzulaufen.«
    Ich ließ mich von der Motorhaube ins Heu gleiten und zog die Muttern am dritten und vierten Zylinder an. Nicht alle waren locker, aber einige waren es doch. »Du zitierst Snoopy, den Hund, nicht wahr?«
    »Ich zitiere die Wahrheit, wo immer ich ihr begegne, danke schön.«
    »Du kannst aber nicht davonlaufen, Don. Was wäre, wenn ich auf der Stelle vor dir auf die Knie fiele? Was wäre, wenn ich es zum Beispiel satt hätte, an meiner Maschine herumzureparieren, und dich bäte, sie zu heilen? Bitte, du bekommst jeden Cent, den ich von nun an bis zum
    Sonnenuntergang verdiene, wenn du mir beibringst, wie man in der Luft schwebt. Tust du es nicht, weiß ich, daß ich zu dir beten muß: O Heiland, der Du gesandt wurdest, um meine schwere Last zu tragen!«
    Er lächelte nur. Noch heute glaube ich, daß er es nicht begriffen hatte: Er konnte nicht weglaufen. Wie konnte ich das wissen, wenn er es nicht tat?
    »Hast du alles gehabt, ich meine, wie man es in den Filmen

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