Iloo - Die andere Welt (German Edition)
gezogen. Trotzdem bin auch ich nichts anderes, als eine Dienerin, und Inolak hätte mit mir tun können, was er wollte. Wenn du seine Rolle weiterspielen willst, gilt das auch für dich.«
Rainer schüttelte den Kopf. »Damit ist jetzt Schluss. Ich halte nichts von Sklavenhaltung.«
»Bitte!« Sie sah ihn hoffnungsvoll an. »Du musst wenigstens nach außen so tun, als wärst du Inolak. Ich werde es überstehen, von Zeit zu Zeit von dir behandelt zu werden, wie ich es gewohnt bin. Ich möchte nicht einem anderen Herrn zugewiesen werden. Wirklich nicht.«
»Das wird mir nicht leicht fallen, das darfst du mir glauben, Innilu. Ist das überall auf Iloo so, dass Frauen so unterdrückt werden? Gibt es nirgends Gleichberechtigung der Geschlechter?«
»Ich kenne nicht alle Gilden, aber ich habe bisher nur von einer Gilde gehört, die ihren Frauen mehr Rechte geben wollte und das sind die Priester. Sie sind aber im Rat gescheitert.«
Rainer musste unwillkürlich lachen. »Ausgerechnet die Priester!«
»Wieso nicht? Die Priester-Gilde ist eine der fortschrittlichsten Gilden, was das Miteinander von Feliden angeht.«
»Das ist auf meiner Erde genau umgekehrt ... Ich komme noch mal auf diesen Gilderat zurück: Dort soll ich also dieses verrückte Gesetz als Ratsmitglied einbringen und als generelles Gilde-Gesetz durchbringen? Habe ich das richtig verstanden?«
»So ist es.«
»Dann wäre ich aber ein richtiges Ekel, oder nicht? Ich sehe nicht ein, diese Linie von Inolaks Absichten weiterzuverfolgen. Vielleicht sollte ich vielmehr versuchen, die Priester-Gilde auf meine Seite zu ziehen und der Gleichberechtigung zu ihrem Recht zu verhelfen. Ob mir das gelingen könnte?«
»Das kann ich dir auch nicht sagen, Inolak«, sagte Innilu. »Aber wenn du nicht in den Kerkern der Wissenschaftler-Gilde landen willst, musst du deine Rolle als Inolak weiterspielen. Die Sache mit der Gleichberechtigung, die du mir erzählt hast, klingt sehr interessant, auch wenn ich es mir noch nicht vorstellen kann. Aber innerhalb der Gilde gelten andere Gesetze. Dort bin ich eine Dienerin und muss mich auch so verhalten - egal, was du von mir erwartest. Behandle mich deshalb nur gleichberechtigt, wenn wir unter uns sind. Bewirb dich weiterhin um einen Sitz im zentralen Rat. Wenn du dann wirklich etwas ändern willst, bist du dann in der Position, es auch zu erreichen.«
»Und Du meinst, dass ich das schaffen kann? Ich weiß noch so wenig über eure Gesellschaft. Wer weiß, vielleicht werde ich ja auch gar nicht lange hier sein. Ich weiß nicht, wie ich in eure Welt gelangt bin. Vielleicht werde ich eines Tages einfach wieder in meine eigene Welt verschwinden.«
Innilu erschrak. Gerade erst machte sie sich Hoffnungen auf ein besseres Leben und da machte Inolak diese Hoffnungen bereits wieder zunichte.
»Meinst du denn, du kannst so bald wieder zurückkehren; Inolak? Wenn das dein Ziel ist, könnten wir uns doch das alles ersparen. Du kehrst in deine Welt zurück und ich zum Wissenschaftler-Turm, um einem anderen Feliden-Mann zugeteilt zu werden.«
Rainer spürte die Resignation in Innilus Stimme. Auch, wenn sie seine Geschichte als verrückt betrachtet hatte, hatte es ausgereicht, um tief in ihr Hoffnungen auf eine Änderung in ihrem Leben zu wecken.
»Vielleicht liegt es ja nicht in meiner Macht, das zu entscheiden. Aber genau genommen gehöre ich nicht hierher in eure Gesellschaft. Das muss dir klar sein, Innilu.«
»Sieh es nicht als unsere Gesellschaft - beziehe dich doch wenigstens mit ein, solange du hier bist. du bist jetzt kein Mensch mehr, sondern ein Felide - warum auch immer das geschehen ist. Nimm es an - werde ein Kämpfer für Veränderungen!«
Rainer sah Innilu an. Bisher hatte er sie noch nie so leidenschaftlich gesehen. Ihre Augen sprühten förmlich vor Erregung. Das passte so gar nicht zu dem demütigen Verhalten, das sie noch vor Kurzem an den Tag gelegt hatte.
»Wenn du mir dabei hilfst - versuch ich es«, versprach er. »Doch dann verlange ich, dass auch du den Kampf aufnimmst und versuchst, deine Rolle als Dienerin abzulegen.«
Innilu musste lächeln. Eine völlig verrückte Situation. Hatte das Ganze überhaupt einen Sinn? Sie würden gegen eine ganze Gesellschaft kämpfen müssen, sowohl sie, als, auf seine Art, auch Inolak. Sie spielten zwar verschiedene Rollen, doch saßen sie im selben Boot. Irgendwie fühlte sie sich Inolak verbunden. Sie reichte ihm ihre Hand und er ergriff sie. Diese Geste schien in beiden
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