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Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Titel: Iloo - Die andere Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stappert
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sehen. Was musste in ihr vorgehen? Nicht nur sein eigenes Weltbild hatte einen Sprung bekommen, auch Innilu musste in den letzten Stunden viele Dinge neu überdenken. Ihre Schicksale waren untrennbar miteinander verwoben. Rainer ließ seinen Blick zwischen der Führerin aus der Heiler-Gilde und Innilu hin und her schweifen. Er begriff, dass er Innilu tatsächlich als attraktiv empfand. Konnte das wirklich sein? Schließlich war er ein Mensch und sie eine Felidin. Sie wirkte auf Rainer überhaupt nicht mehr so fremdartig, wie es zu Beginn gewesen war. Er fragte sich, ob er sich zu verändern begann. Immerhin steckte seine Seele im Körper dieses Feliden Inolak. Wirkte sich das auch auf die Wahrnehmung von diesen fremden Wesen aus? Wurde er etwa zum Feliden? Rainer spürte, wie sich seine Haare im Nackenbereich aufrichteten und es zu kribbeln begann. Kritisch prüfte er seine Selbstwahrnehmung. Nein, er war noch immer Rainer Kornmänger, der Mensch, der diesen schrecklichen Autounfall erlitten hatte.
     
    * * *
     
    Die Kantine sah nicht viel anders aus, als die Kantinen die er von der Erde her kannte. Vorsichtig schob er Innilu nach vorn und bat sie, für sie beide etwas zu Essen auszusuchen, da er sich mit den Speisen noch nicht auskannte. Innilu ließ sich das nicht zweimal sagen, denn normalerweise musste sie essen, was ihr Herr ihr bestellte. Rainer bestaunte die Auslage der Theken und fand es befremdlich, dass überwiegend Fleisch zu finden war.
    »Getötet oder lebend?«, riss ihn eine Frage Innilus aus seinen Gedanken.
    »Was? Oh, es sollte natürlich schon tot sein.«
    Innilu zuckte mit den Schultern, wobei ihr Schwanz unbeabsichtigt sanft über sein Bein strich, was ihm einen überraschend wohligen Schauer bereitete. Sie nahmen ihre Tabletts und setzten sich an einen Tisch am Fenster. Die Aussicht war überwältigend. Sie mussten sich in einem hohen Turm oder auf einem Berg befinden. Unter ihnen breitete sich eine riesige Ebene aus, die in der Ferne durch schneebedeckte Berge begrenzt wurde. Weit entfernt konnte er zwei Türme ausmachen, die hoch in den Himmel ragten.
    »Das sind die Türme der Wissenschaftler-Gilde und der Techniker-Gilde«, erklärte Innilu.
    »Wieso Türme?«, fragte Rainer.
    »Ich glaub, dass sind einfach Symbole«, meinte Innilu. »Es hat sich einfach eingebürgert, dass die offiziellen Standorte der Gilden einen hohen Turm besitzen. An ihnen machen auch die Luftschiffe fest.«
    Erst jetzt besah sich Rainer sein Essen etwas gründlicher und er hätte bereits satt sein können: Auf seinem Teller lag ein Bein eines ihm unbekannten Tieres - samt Fell und vollkommen roh. Daneben lag eine grüne Pflanze. Innilu hatte einen großen Becher Wasser dazu genommen. Sie selbst hatte ein Kästchen, dem man nicht ansehen konnte, was es enthielt. Rainer fragte sich, ob er es wirklich erfahren wollte. In dem Kästchen bewegte sich etwas. Sie deutete auf den Teller und wünschte einen guten Appetit. Rainer saß vor seinem Teller und war unschlüssig, was er tun sollte. Vorsichtig griff er nach der grünen Pflanze und knabberte daran herum. Sie schmeckte grauenhaft. Innilu lachte schallend und hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht aufzufallen.
    »Das ist nur die Garnitur - die kann man nicht essen.«
    Rainer warf das bittere Gewächs auf den Teller zurück und fragte leise: »Aber Du willst mir doch nicht sagen, dass ich diese rohe Hinterkeule von einem mir nicht bekannten Tier essen soll, oder?«
    Innilu tat beleidigt. »Ich hab dir die beste Taban-Keule ausgesucht, die sie hatten. Eine saftigere Keule wirst du nirgends finden.«
    »Sie ist roh!«, sagte Rainer und tippte mit einem Finger auf das Fell der Keule. »Natürlich ist sie roh. Wie sollte sie denn sonst sein?«, fragte Innilu verständnislos.
    »Vielleicht gegrillt, gekocht, gebacken ...«
    Innilu winkte angewidert ab. »Du kannst doch nicht frisches Fleisch mit Hitze zugrunde richten! Probier es wenigstens ... Mir zu liebe.«
    »Esst Ihr das Fell auch mit?«
    Innilu kicherte. »Natürlich nicht. Das ist nur noch daran, weil es netter aussieht. Na komm, nimm sie schon in die Hand und koste sie.«
    Rainer sah sie an. Offenbar gab es kein Zurück mehr. Innilus Blick erwartungsvoll auf sich gerichtet, hatte er keine andere Wahl. Zögernd nahm er das dünne Ende der Keule in die Hand und roch vorsichtig daran. Sie roch gut, wie er zugeben musste. Trotzdem - es war absolut rohes Fleisch! Er unterdrückte seine aufkeimende Übelkeit und biss

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