Iloo - Die andere Welt (German Edition)
sollten. Ich mache darauf aufmerksam, dass eine solche Ernennung unwiderruflich ist. Sie gilt auf Lebenszeit des Ratsmitglieds, das mit seiner Ernennung über dem Gesetz seiner Heimatgilde steht. Aus diesem Grunde gibt es vor der Ernennung eine öffentliche Anhörung, in der Jedermann das Recht hat, seine Bedenken und Einwände zu äußern. Ich bitte nun um Wortmeldungen.«
Für einige Sekunden hätte man in dem Saal eine Nadel fallen hören können, dann meldete sich jemand zu Wort. Rainer wandte sich in Richtung des Sprechers, um zu sehen, wer etwas gegen ihn vorbringen wollte. Es war Kebrak. Er erhob sich und kam nach vorn an das Sprecherpult.
Idomak sagte: »Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihre Gilde. Anschließend haben Sie fünf Minuten Sprechzeit.«
Kebrak genoss es sichtlich, die Ratlosigkeit in Rainers Gesicht zu sehen.
»Mein Name ist Kebrak«, begann er. »Ich stamme, wie Inolak, aus der Gilde der Wissenschaftler – und ich habe Bedenken gegen Inolak als Ratsmitglied. Inolak ist ein fähiger Wissenschaftler und Patriot des felidischen Volkes. Wir verdanken ihm viele Entdeckungen in den letzten Jahren. Stets verfolgte er die klassische Linie – sowohl in der Forschung, als auch in der Gesellschaft. Aus diesem Grunde hat er diverse Gesetzesanträge an den Rat gerichtet, die stets auf den Erhalt der Ordnung abzielten. Doch vor einiger Zeit gab es einen Unfall in seinem Labor. Seitdem ist er nicht mehr derselbe.«
Rainers Gedanken überschlugen sich. Was meinte er? Innilu hatte ihm gesagt, dass Inolak Kebrak noch nie gemocht hatte und ihn abgelehnt habe. Er hatte sich im Umgang mit Kebrak keine Mühe geben müssen, ihn ebenfalls nicht zu mögen und war ihm gegenüber ebenso schroff gewesen, wie es nach Innilus Aussage auch der alte Inolak gewesen war. Was also war Kebrak aufgefallen?
»Sprechen Sie weiter, junger Mann«, forderte Idomak Kebrak auf.
»Er benahm sich nach der Explosion und seiner Wiederkehr von den Heilern eigenartig. Er verhielt sich nicht mehr, wie ein Felide es tun sollte.«
»Was nach dem Trauma, das ich erlitten habe, sicher nicht verwunderlich ist, Kebrak, oder?«, fuhr Rainer verärgert dazwischen.
Kebrak lächelte. Er hatte Rainer provozieren wollen, da er wusste, dass Idomak es nicht mochte, wenn jemand das Wort ergriff, ohne dass er es ihm erteilt hatte.
»Inolak!«, wurde er von Idomak gerügt. »Sie sind noch nicht Mitglied dieses Gremiums. Bitte reden Sie nur, wenn ich Ihnen das Wort erteile.«
An Kebrak gewandt, sagte er: »Fahren Sie fort.«
»Die ganze Einstellung Inolaks hat sich geändert. Er zog sich ganz zurück und hatte nur noch Kontakt zu seiner Dienerin und zu verschiedenen Mitgliedern der Techniker-Gilde. Ich meine – die Art und Schwere der Explosion hätte einen normalen Feliden töten müssen. Inolak jedoch konnte durch die Kunst der Heiler auf wundersame Weise gerettet werden. Trotzdem halte ich ihn nicht mehr für stabil genug, Ratsmitglied zu werden.«
Idomak verschränkte seine Finger, hob seinen Blick und sah Kebrak an. »Sie haben jetzt nicht den Mitgliedern der Heiler-Gilde ihre Fähigkeiten zum Vorwurf gemacht, oder? Wenn nicht, muss ich gestehen, dass ich Sie nicht verstanden habe. Inolak macht auf mich einen äußerst sortierten Eindruck. Worauf gründet sich Ihr Verdacht, er wäre diesem Amt nicht gewachsen?«
»Ein Wissenschaftler sollte sich mit seinen Kollegen austauschen, und nicht mit irgendwelchen Technikern. Auch würde er sich nicht stundenlang mit seiner Dienerin in seinem Labor einschließen.«
Idomak sah ihn forschend an. »Ist es nicht so, dass speziell die Wissenschaftler mit den Technikern sehr eng zusammenarbeiten? Ich sehe darin keine Besonderheit - und erst recht keinen Anlass, Inolak für instabil zu halten. Haben Sie noch weitere Argumente? Wenn nicht, soll nun Inolak Stellung nehmen zu den Bedenken Kebraks.«
»Zunächst einmal«, begann Rainer, »trifft es zu, dass ich durch eine Explosion in meinem Labor verletzt wurde. In der Obhut der Heiler konnte ich gerettet werden. In den ersten Tagen litt ich unter einer Amnesie und konnte mich an verschiedene Dinge nicht mehr erinnern. Meine Dienerin Innilu, die mich auch vorher ständig begleitete, half mir, meine Gedächtnislücken zu füllen. Seitdem bin ich wieder mit Forschungsarbeit befasst, die mir wenig Zeit lässt, mich mit Feliden wie Kebrak zu befassen, den ich übrigens nicht mag. Meine Kontakte zu den Technikern sind immer dann sehr intensiv, wenn meine
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