Iloo - Die andere Welt (German Edition)
Hand eine zustimmende Geste.
»Ich bin bereits seit Jahren deine Dienerin, aber seit dem Unfall im Labor bist du anders. Bitte verstehe es nicht falsch. Ich möchte nicht bestraft werden, aber du verlangst Dinge von mir, die einer Frau nicht zustehen. Ich soll dich ansehen, wenn wir miteinander reden. Ich soll neben dir sitzen. Es ist dir peinlich, wenn dein Körper auf mich reagiert. Ich soll dich nicht Herr nennen.«
Sie stockte einen Moment.
»Du wirkst wie mein Herr - und dann auch wieder, als wärst du jemand ganz anderes. Ich erkenne dich nicht wieder. Ich denke, dass es noch die Nachwirkungen deiner Verletzungen sind und du dich bald wieder erinnern wirst. Trotzdem bist du irgendwie anders. Ich bin nur eine Dienerin und verstehe nicht so viel davon, aber dieser eigenartige Name, den du mir genannt hast ... Ist es normal, dass man alles vergessen hat, aber sich an einen Namen erinnert, den ich noch nie gehört habe?«
Rainer schüttelte seinen Kopf. »Das ist nicht normal, Innilu. Ich will versuchen dir etwas zu erklären - jedenfalls soweit ich das bisher selbst verstehe. Du kannst dich an diese Explosion erinnern, die Inolak so schwer verletzt hat, dass man ihn hierher bringen musste. Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist eine Fahrt mit einem schnellen Fahrzeug - einem Auto. Ich weiß nicht, ob du so etwas kennst. Ich bin mit diesem Fahrzeug verunglückt und wurde dabei schwer verletzt, möglicherweise sogar getötet. Doch ich bin nicht tot, sondern erwache hier bei dir, in diesem eigenartigen Krankenhaus. Ich stecke in einem Körper, der nicht meiner ist, und entdecke, dass diese ganze Welt hier ebenfalls nicht meine ist. Mein Name ist wirklich Rainer und ich bin weder ein Wissenschaftler, noch hatte ich bis heute eine Dienerin.«
Innilu sah ihn mit einem leicht spöttischen Blick an. »Herr, warum erzählst du mir eine so verrückte Geschichte? Möchtest du, dass man dich für verrückt hält? Wenn die Wissenschafltergilde zu der Überzeugung kommt, dass du nicht mehr normal bist, wird man dich nicht mehr zurückhaben wollen. Dann wird man mich in den Dienerinnen-Pool stecken und neu zuweisen. Ich will das nicht, Herr. Ich möchte weiter deine Dienerin sein. Erzähl bitte nicht überall diese Geschichten, ja?«
Rainer konnte den flehenden Ausdruck in ihren Augen sehen. Offenbar war er wirklich kein so schlimmer Herr für sie, wie er es sich ausgemalt hatte. Aber sie glaubte ihm seine Geschichte nicht. Er fragte sich, ob er das jemandem glauben würde, und musste sich eingestehen, dass er es nicht getan hätte.
»Du glaubst mir nicht.«
Innilu nickte. »Das kannst du wohl sagen, und du kannst es mir auch nicht verübeln. Vielleicht hast du im Kokon Alpträume gehabt. Alpträume können durchaus verrückt sein und einem real erscheinen. So etwas könnte ich glauben, und ich könnte auch sicher sein, dass es vorübergehen würde. Du würdest wieder normal werden.«
»Ist dir eigentlich bewusst, dass du dich die ganze Zeit über mit mir in einem Ton unterhältst, den du zu Beginn nicht einmal gewagt hättest? Du scheinst ganz tief in dir drinnen doch zu ahnen, dass ich anders bin als vorher.«
Sie sah ihn einen Moment schweigend an.
»Vielleicht hast du recht und ich spüre, dass etwas anders ist, aber das bedeutet nicht, dass ich dir diesen Unfug abnehme, den du mir erzählt hast. Aber ich spiel einfach mal dieses Spiel mit. Wenn du wirklich nicht Inolak bist, und nicht in diese Welt gehörst, dann wirst du mir sicher erklären können, aus was für einer Welt du stammst, oder etwa nicht?«
»Du willst mich testen, was? Du willst, dass ich mich in meinen eigenen Erzählungen verstricke und mich widerlege, ist das richtig?« Er musste lächeln, denn so, wie sich Innilu ihm gegenüber verhielt, würde sie sich ihm gegenüber niemals verhalten haben, wenn er dieser fremde Wissenschaftler gewesen wäre.
»So ist es«, sagte sie knapp. »Fang an, ich werde zuhören und aufpassen, was du zu erzählen hast.«
»Zunächst einmal: Meine Welt heißt Erde und die am höchsten entwickelten Lebewesen auf der Erde sind Menschen. Ich bin einer dieser Menschen. Ich bin auch in meiner Heimatwelt ein Mann - genau wie hier. Auch bei uns gibt es Männer und Frauen und sie leben oft zusammen, entweder in einer Ehe oder einfach nur, weil sie auch ohne eine solche Ehe zusammenbleiben möchten.«
»Was ist eine Ehe?«, fragte Innilu dazwischen.
»Es ist im Grunde ein Versprechen, das sich ein Paar gegenseitig
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