Im 7. Himmel (German Edition)
Stunde erstaunlich vage. »Willst du bleiben oder soll ich Michael Bescheid geben?«
»Mach dir keine Mühe, ich nehm mir ein Taxi.«
»Aber Michael-«
»Sollte mich besser nicht in dem Zustand sehen«, unterbricht ihn Anni.
Langsam richtet sie sich auf, duscht allein und packt dann ihre Sachen. Mit einer sanften Umarmung verabschieden sie sich, während auf beiden Gesichter noch dieser Glanz von zwei Menschen liegt, die gerade intim geworden sind.
»Pass auf dich auf, Erik!«, sagt Anni, als wüsste sie, dass nicht Boston ihr diesen Abend beschert hat, und geht. Endlich.
»Keine Sorge, aufpassen ist meine Aufgabe«, grolle ich eifersüchtig.
Aus sicherer Distanz verfolge ich, wie Erik sich einen Bademantel überzieht und dann einen Mitternachtssnack zubereitet. Anschließend duscht er schnell, schließt die Tür zum Gästezimmer und den zerwühlten Laken und lässt sich in sein eigenes Bett fallen.
»Warum sollte ich nur dabei sein?«, frage ich frustriert und sehe, wie er das Licht löscht und plötzlich die Dunkelheit den Raum einnimmt und die Lampen von draußen Schatten an die Wand werfen.
»Das hatte ich nicht geplant«, sagt Erik plötzlich in die Stille hinein, als ich gerade gehen will. Ich wundere mich nicht mehr, dass er weiß, dass ich im Raum bin. Bestimmt spürt er mich so, wie ich ihn. »Weißt du eigentlich, was für einen Berg Arbeit ich noch hätte erledigen müssen? Stattdessen bin ich hart und krieg dich und deinen Geruch nicht mehr aus dem Kopf.«
Ich nicke, denn ich habe die Stapel noch gut vor Augen. »Es tut mir leid«, sage ich und streichle über seine Wange. Als ob ich wirklich eine andere Wahl hätte. Als ob ich den Abend mit Annika gewollte hätte! Als ob ich ihn mit Absicht um den Verstand bringe.
»Wer bist du nur? Seit du da bist, kann ich an nichts anderes mehr denken, als deinen Geruch auf meiner Haut zu tragen. Doch so sehr ich mich auch bemühe und so deutlich ich ihn auch wahrnehme, er verfliegt sofort, wenn ich ihn greifen will«, murmelt er müde ins Kissen und schläft ein.
Ich seufze und fahre ihm durchs Haar. »Nimm dich zusammen, Julia, und mach einfach das, wofür du hier bist, dann kann auch nichts schief gehen: auf ihn aufpassen!«
Wie ein Nächtwächter trete ich meinen Kontrollgang in Eriks Wohnung an, überprüfe die Fenster und den Herd, checke das Schloss und die Steckdosen. Und zuletzt schaue ich wieder bei ihm vorbei. Er hat sich auf die Seite zum Fenster gedreht, seine Lippen sind leicht geöffnet und seine Arme halte das zweite Kopfkissen eng umschlungen.
»Nun schläfst du wie ein Engel, friedlich, tief und fest.« Ungläubig schüttle ich den Kopf. Obwohl es garantiert ein Fehler ist, küsse ich ganz vorsichtig seine Lippen und sehe verblüfft, wie sich ein seliges Lächeln auf seine Lippen legt.
»Meins«, murmelt er und lässt mich kurz die Luft anhalten.
»Deins«, bestätige ich, ohne seinen Traum zu kennen. Unmöglich kann er meinen, was ich meine. Ich setze mich neben ihn auf die Bettkante und warte darauf, dass der Morgen anbricht. Und mit ihm ein hoffentlich besserer Tag.
5 - Streiten
»Ich bin der beste Engel aller Zeiten!« Ausgelassen über meine Entdeckung hopse ich durch Eriks Büro.
Während sich mein Schützling in Meetings die Zeit vertreibt, habe ich mir seine Unterlagen vorgenommen, um seine Arbeit besser zu verstehen und ihm zu helfen. Und plötzlich stelle ich fest, dass ich Botschaften hinterlassen kann! Einfach so! Auf echtem Papier!
Meine Gedanken überschlagen sich. Was ich alles mit meiner Zeit anfangen kann, wenn Erik schläft oder so wie jetzt in Meetings ist! Ich könnte mir einen E-Mail-Account zulegen und eine Facebook-Seite gründen, wieder mit meiner Familie und meinen Freunden sprechen. Mit Erik vor Augen und wie frisch verliebt habe ich sie völlig vergessen. Dabei trauern sie um mich und müssen es gar nicht! Und ich kann mit Erik reden, wird mir klar. Ich bin der glücklichste Engel auf Erden!
»Was fällt dir ein, dich einfach so in meine Arbeit einzumischen? Das warst doch du, oder?«
Wo kommt Erik denn auf einmal her? Sein schroffer Tonfall stoppt meinen Freudentanz sofort. Sein Meeting ist beendet, er ist zurück im Büro und hält nun meine Anmerkungen in der Hand. Er atmet tief durch und das kann nur heißen, dass ich diesen Duft, den er mir ständig in die Schuhe schiebt, unabsichtlich im ganzen Raum verteilt habe.
»Du kannst schreiben, dann kannst du dich auch erklären. Was soll das?« Um
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