Im 7. Himmel (German Edition)
bei den verglasten Bürowänden ein Gespräch vorzutäuschen hält er sich ein Handy ans Ohr. Trotzdem weiß ich, wen er meint und sehe, dass er kurz vorm Explodieren steht.
Sorry, ich wollte dir nur helfen , tippe ich auf seinem iPad. Mir geht sein friedliches Lächeln von letzter Nacht nicht aus dem Kopf, seine zärtlich gemurmelten Worte, seine gute Laune am Morgen. Diesen Streit will ich nicht führen.
Für einen Augenblick sprachlos schaut Erik auf meine getippten Buchstaben. Und ich weiß, dass er nun erst recht Antworten will.
»Helfen willst du also? Es gibt da Dinge, bei denen mir deine Hilfe lieber wäre.« Er meint nicht die Arbeit, sondern die Tatsache, dass ich ihn scharf machen.
Ich schweige.
»So leicht kannst du dich nicht drücken!«, ruft er.
Stell halt die richtigen Fragen, Erik! , antworte ich gekränkt.
Er setzt sich in seinen Stuhl, dreht sich weg vom Büro und schaut nach draußen. »Also gut … wer oder was bist du?«
Dein Schutzengel.
»Und das bedeutet?«
Dass ich auf dich aufpasse.
»Seit wann?«
Vorgestern Nacht.
»Das erklärt einiges. Ich hab nicht um einen Schutzengel gebeten.«
Wie soll ich ihm erklären, dass ein weißbärtiger Mann in Designerklamotten das für eine gute Idee gehalten hat!
»Rede schon! Warum jetzt? Warum du?«, zischt er.
Das kann ich nicht beantworten. Ich bin gestorben und dann wurde ich gefragt und man hat mir dein Bild gezeigt und ich hab zugestimmt.
»Weil du mich geil findest?«
Nein!
»Sondern?«
Ich kaue auf meiner Lippe herum. Warum soll ich jemandem, der nicht einmal den Versuch unternimmt, mich zu verstehen, darauf antworten?
»Ich warte.«
Auf die Antwort kannst du lange warten. Ich bin dir keinerlei Rechenschaft schuldig.
»Du lässt mich mit einem Dauerständer durch die Gegend laufen und beobachtest mich, wenn ich Sex habe und glaubst, du bist mir keine Rechenschaft schuldig!?«
Bei seinen letzten Worten will seine Assistentin gerade das Büro betreten, sieht seinen wütenden Blick und macht schlauerweise kehrt. Die Glückliche!
Erik?
»Was?«
Ich bin Julia.
Statt einer Antwort googlet Erik nach Engeln. Doch es taucht nichts Brauchbares auf.
»Ein echter Engel«, murmelt er und nimmt das Handy wieder auf. »Ich kann dich riechen.«
Ich dich auch. Können wir bitte das Thema wechseln? Dieser sanftere Tonfall gefällt mir und meiner Libido noch weniger.
»Wieso?«
Ich kaue auf meiner Lippe herum.
»Wieso, Julia?«
Nun muss ich lächeln. Weil ich eine Frau bin und Männerprobleme normalerweise mit meinen Mädels bespreche.
»Ich bin DEIN Problem?« Erik schmunzelt und dieser Anblick schickt eine warme Welle direkt zwischen meine Beine.
So ähnlich. Mir wird heißer und ich bin froh, dass er mich nicht sehen kann.
»Du wirst doch nicht etwa gerade rot?«
Woher weiß er das? Ich stupse ihn leicht in die Seite.
»Hey, hey, man darf ja wohl mal fragen, wenn die Temperatur neben mir leicht nach oben geht.« Nun lacht er. »Also, warum bin ich dein Problem?«
Alles an dir ist perfekt. In Kurzform.
»Ach Julia, ist das jetzt Frauendeutsch für, ich mach dich scharf?«
Mmmh … möglich. Mehr kann ich so direkt nicht zugeben. Muss ich aber auch nicht. Ich sehe Erik an, dass ihm die Antwort dennoch gefällt. Attraktiv, selbstbewusst, clever und für andere da, so hat er seine Traumfrau vor gerade mal zwei Tagen beschrieben. Nur eben kein Engel sollte es sein, sondern idealerweise jemand aus Fleisch und Blut zum Sehen und Anfassen. Und wie soll es nun weiter gehen? , frage ich vorsichtig.
»Verstehe ich denn richtig, dass du mich nicht aus den Augen lassen darfst?« Eriks Ton ist sachlich, geschäftsmäßig. Wo ist mein sexy Traummann so plötzlich hin, den man mir im Himmel präsentiert hat? Wer hat ihn gegen diesen rationalen Manager ausgetauscht?
Ja , schreibe ich kurz und knapp, dabei möchte ich noch soviel mehr sagen, bevor uns die gemeinsame Zeit davonläuft. Ich habe Angst, aber wie sagt man das jemandem, der einem quasi erst vor zwei Minuten begegnet ist?
»Mehr nicht? Einfach nur Ja?«, hakt Erik nach, als würde auch er spüren, dass es noch soviel mehr zu sagen gibt.
Mehr nicht. Einfach nur ja , wiederhole ich und atme tief durch. Das ist mein neuer Job, wenn du so willst …
Nun nickt Erik. »Dann sollten wir uns wie zwei gebildete Erwachsene benehmen, die ihren Job erledigen. Mehr nicht«, bleibt er sachlich und distanziert und ich kann es ihm nicht einmal übel nehmen. Er räuspert sich. »Ich möchte,
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