Im 7. Himmel (German Edition)
gehen, dass er okay ist. Sie kribbeln aber auch noch vom Adrenalin. Oh Gott, ich könnte jetzt selbst jemanden gebrauchen, der auf mich aufpasst und mir einfach nur sagt, dass ich alles richtig gemacht habe.
Ein leises Geräusch neben mir, reißt mich aus meinen Gedanken. Erik reibt sich die Schulter, dort wo der Gurt gespannt ist. Er will ihn schon beiseite schieben, doch ich hau ihm auf die Finger. Solange wird er wohl noch warten können. Muss er eben das nächste Mal auf mich hören! Wir sind eh gleich da.
Wir schauen uns einen Moment stumm an, dann lässt er von seinem Vorhaben ab.
Immer wieder kopfschüttelnd steigt Erik halb eins aus dem Wagen und verabschiedet sich von Michael. Als er seine Wohnung betritt und die Tür hinter ihm zufällt, steht er einfach nur unschlüssig da, als würde er all das zum ersten Mal sehen.
»Komm Erik, zieh die Schuhe aus!« Wie einem kleinem Kind, sage ich ihm, was er tun soll und so, als würde er mich tatsächlich hören, schlüpft er aus den Schuhen und lässt sie einfach im Flur stehen.
»Jetzt Zähne putzen!« Gehorsam tapst er ins Bad, tut sich Zahncreme auf die elektrische Bürste und wartet einfach ab, scheinbar zu müde, sich weiter zu bewegen.
»Jetzt die Sachen! Zieh dich aus! Mach schon!« Ich bin froh, dass er meinen Worten folgt. Sein Gesicht sieht immer noch blass aus, seine Augen sind müde und klein, seine Bewegungen sind langsamer als sonst. Jetzt sehe ich auch, wo der Gurt ihm in die Schulter geschnitten ist. Ich widerstehe die Stelle zu berühren. Morgen ist dafür auch noch ein Tag, er muss eh zum Arzt, erinnere ich mich. Denk an ihn, nicht an dich!
»Jetzt geh schlafen, Erik!« Ob er mich nun hört oder nicht hört, er tut, was ich ihm sage, geht ins Schlafzimmer und schlüpft unter die Bettdecke. Erneut in dieser Nacht fühle ich seinen Puls. Es geht ihm gut, sage ich mir wieder und wieder. Leider kann man das von mir nicht behaupten. Alle meine Sinne sind immer noch geschärft. Mein eigenes Herz schlägt mir nach wie vor bis zum Hals. Ich kann meinem Gehirn xmal sagen, dass ich meine Engelsfeuerprobe mit Bravour bestanden habe, es reagiert nicht auf meine Beruhigungsversuche.
»Julia?«
»Pscht. Ruh dich aus. Schlaf ein bisschen!« Beruhigend streiche ich Erik über den Rücken und will aufstehen.
»Geh noch nicht!«, bittet Erik mich plötzlich. Nun ist er es, der seine eigene Abmachung bricht und der meine Nähe sucht, obwohl ihm keinerlei Gefahr droht. »Bitte?«, wiederholt er schläfrig und ich könnte schwören, dass seine Augen im Halbdunkel des Schlafzimmers erst nach mir suchen und dann auf mir ruhen. Macht er mir sogar Platz?
Ich kann dieser Einladung nicht widerstehen. Natürlich nicht. Nicht nach so einer Nacht. Langsam krabble ich zu ihm aufs Bett und lege mich zu ihm.
»Komm noch näher«, flüstert Erik leise und ich weiß, gleich schläft er ein.
Auch wenn es morgen, wenn er wieder im Vollbesitz seiner Sinne ist, vielleicht ein Donnerwetter geben wird, lege ich mein Gesicht auf seine Brust und lasse mich von seinem ruhigen Pulsschlag und seiner warmen, sicheren Nähe einlullen. Nach einer Stunde legt er im Schlaf seinen Arm um mich.
Heimlich wünsche ich mir, dass diese Nacht nicht zu Ende geht und bleibe bei ihm liegen.
7 - Sehen
»Ich liebe dich«, flüstert Erik mir leise am Morgen in mein Ohr und ich schaue irritiert in seine wacher werdenden Augen.
Innerhalb der letzten Stunde habe ich mir jede Minute gesagt, dass ich gleich aufstehen werde. Doch ich liege immer noch hier in Eriks Armen und werde nicht von der Bettkante gestoßen.
»Ich liebe dich auch, Erik«, gestehe ich, was für mich selbstverständlich geworden ist, und halte mich für einen weiteren Moment an ihm fest. Was auch immer gerade passiert, es fühlt sich so zerbrechlich an, so flüchtig, dass ich jede Sekunde davon genießen möchte.
Endlich küssen wir uns. Ich schmecke Eriks Mund auf meinem. Genussvoll knabbert er an meiner Unterlippe. Sanft und jede Berührung auskostend erkunden meine Lippen seinen Mund. Sobald sich unsere Zungen treffen, entweicht uns beiden ein wohliges Stöhnen. Unser Atem vermischt sich, unsere Gerüche werden eins. Es gibt nur noch uns.
»Flieder … Honig … Vanille … «, haucht Erik mir ins Ohr.
»Meins«, murmle ich als Antwort, die kaum meine Lippen verlässt und die er dennoch versteht.
Ein Scheppern aus der Küche lässt uns beide zusammenzucken.
»Keine Sorge, Michael ist hier und macht dir gerade
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