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Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Titel: Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)
Autoren: Christoph W. Bauer
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Brants schon in aller Munde. Vielfach übersetzt, mausert es sich zum mit Abstand erfolgreichsten deutschen Werk vor der Reformation, zweifelsohne haben dazu die Illustrationen Dürers beigetragen.
    Worum geht es in dem Buch?
    Die Protagonisten des Buches sind Narren, die an Bord eines Schiffes gehen und sich auf die Reise nach Narragonien machen. Dass es sich bei dem angesteuerten Ziel um das Schlaraffenland handelt, verdeutlicht die Bezeichnung des Schiffes, es wird als Schluraffenschiff beschrieben, wobei das Wort slûr-affe wohl schon auf das 14. Jahrhundert zurückgeht, es bedeutet in etwa fauler Narr. Ob von Brant beabsichtigt oder erst im Zug der Rezeption seines Werkes so festgelegt, der Begriff Schlaraffe wurde zum Schimpfwort und Synonym für all die Müßiggänger, Faulenzer, das arbeitsscheue Pack und –
    Das unnutz herrenloß Gsind.
    Als Hans Sachs auf den Schlaraffenland-Stoff stößt, hat der schon eine lange Tradition aufzuweisen. Bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. tauchen bei griechischen Dichtern Motive auf, wie man sie dann die ganze Antike hindurch findet. Der älteste mittelalterliche Bericht über das Schlaraffenland stammt aus dem 13. Jahrhundert, ein altfranzösischer Text, der zur Quelle für weitere Beschreibungen wird. Und derer folgen viele, zunächst gehen sie inhaltlich oft in jene Richtung, die Boccaccio einschlägt. Bei ihm erfindet ein Narr das schlaraffische Paradies, weil ein dummes Publikum daran glauben will. Hans Sachs kann diesem Ansatz herzlich wenig abgewinnen, will in den Schöpfern Narragoniens Moralisten erkennen, die den Menschen eine Warnung mit auf den Weg geben wollen. Freilich, zu des Meistersingers Zeit ist Schlaraffenland längst kein schönes Wort mehr.
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    Sebastian Brant ist Sohn eines Straßburger Gastwirts, studiert in Basel Juristerei, klassische Sprachen und Poesie. Ehe ihn Maximilian I. zum kaiserlichen Rat und Beisitzer des Hofgerichts in Speyer ernennt, bekleidet Brant im Jahr 1503 das Amt des Stadtschreibers seiner Geburtsstadt Straßburg. Aber auch das Haus, in dem wir uns befinden, erzählt von einem Stadtschreiber. Besonders spannend stelle ich mir dessen Arbeit nicht vor. Er hat Sitzungen beizuwohnen, Protokolle anzufertigen, diverse Bescheide, Gutachten und Berichte zu verfassen, außerdem den mitunter sehr umfangreichen Schriftverkehr des Rates mit den Regierungsbehörden zu führen; manchmal wird er auch als Gerichtsschreiber eingesetzt –
    Seit wann gibt es Stadtschreiber in Innsbruck?
    Der erste dezidiert als Stadtschreiber bezeichnete Amtsträger taucht in den Quellen 1337 auf, es handelt sich um Matheis den Schreiber, der fast dreißig Jahre lang im Dienst der Stadt steht. Die Dienstwohnung der Stadtschreiber befindet sich damals in der Seilergasse 7.
    Und was hat die Stadtschreiberei mit diesem Haus zu tun?
    1641 verkaufen die Nachfahren des Paul Gassler, Christoph und Rosina Gassler sowie eine Sabina Kochler, das Eggwirtshaus. Letztgenannte ist verheiratet mit Benedikt Schluderpacher, und der ist wie Matheis fast dreißig Jahre lang in Stadtschreiberwürden. Der gemeinsame Sohn der beiden, Johann Baptista, erbt von seinem Vater zwar den begehrten Posten, hat aber sein Leben lang mit dessen angehäuftem Schuldenberg zu kämpfen.
    Schreiben lohnte eben nie!
    In literarischer Hinsicht vielleicht nicht, aber so enervierend das Verfassen von Steuerlisten auch ist, es schlägt zu Buche, wird eigens entlohnt. Ebenso jeder Einsatz bei Gericht, was sich als ziemlich einträgliche Einnahmequelle entpuppt. Hinzu kommen die Kundschaftsbriefe, Reverse, Kauf- und Heiratsverträge. Auf Pergament verfasst, bringen sie mehr als Versionen auf Papier, das zumeist für Schuldbriefe verwendet wird, kurzum: Ein mit Schreiber, scriba oder notarius civitatis, unterzeichneter Brief ist einiges wert. Außerdem ist man als homme de lettre ein König unter Analphabeten, eine halbe Sau, ein Fass Wein, schon liegt die Feder zur Schwarzarbeit in der Hand, korrespondieren wollen die Menschen ja, nur können es die meisten nicht. Als Stadtschreiber steht man in hohem Ansehen –
    Und hat zudem reichlich Zeit, in Gedanken an Bord eines Schluraffenschiffs zu gehen.
    Sebastian Brant ist in erster Linie Jurist und spielt als solcher in der Rechtsgeschichte eine nicht unerhebliche Rolle. Zum einen als Verfasser von Traktaten, zum anderen als Herausgeber von Werken, die der damaligen Gerichtsbarkeit einen Stempel aufdrücken. Der von ihm edierte Klagspiegel wird zum Wegbereiter
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