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Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Titel: Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph W. Bauer
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der Jurisdiktion, handelt es sich dabei doch um das älteste Rechtsbuch, das römisch-rechtliche Inhalte in deutscher Sprache vermittelt. Von enormer Tragweite auch der 1509 von Brant herausgegebene Laienspiegel , das populärste Rechtsbuch der frühen Neuzeit. Narrenschiff , Klagspiegel , Laienspiegel , alle drei Werke verfasst von Stadtschreibern, Sebastian Brant in Straßburg, Conrad Heyden in Schwäbisch Hall, Ulrich Tengler in Nördlingen. Zusammen mit einem weiteren Amtskollegen Schluderpachers, Ulrich Zasius, Stadtschreiber in Freiburg und bedeutendster Rechtsgelehrter an der Schwelle vom Mittelalter in die Neuzeit, bilden sie ein Quartett, das dem damaligen Rechts- und Unrechtsempfinden einen Weg vorgibt. Vom Schlaraffen zum Schmarotzer ist es nur noch ein Katzensprung.
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    Disziplin, Ordnung, Fleiß und Mäßigung, das sind die Werte einer Gesellschaft, die der mittelalterlichen Kultur ein Ende bereitet und zur dominierenden Schicht aufsteigt. Die bürgerliche Mitte nimmt das Phänomen Armut anders wahr, die Versorgungslast droht am eigenen Wohlstand zu nagen, ein neues, protestantisches Arbeitsethos wird postuliert, auch Arme und Bettler sind ihm untergeordnet. Ohne diese Neudefinition des Begriffs Arbeit wäre der Schlaraffe wohl einfach nur der faule Narr geblieben, so aber wurde er zum arbeitsscheuen Bettler – und gehörte diszipliniert.
    Das kann ich mir denken.
    Die Arbeit ist ein gut göttlich Ding, so drückt Zwingli es aus, freilich, den Schweizer Reformator deshalb gleich zum Vater des Kapitalismus zu machen, ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Auch weist sein Leitsatz eine nicht allzu große Abweichung zum Motto der Benediktiner, ora et labora, auf. Fest steht jedoch, dass mit dem Protestantismus das Arbeitsethos flächendeckend wird. Arbeit, im Mittelalter von den meisten Menschen noch als Plage angesehen, ist plötzlich ein moralischer Wert, der unabhängig vom Zweck der Arbeit gelten soll, die alltägliche Mühsal wird zur Bewährungsprobe. Wer also fleißig ist und ein gottgefälliges Leben führt, kann es zu etwas bringen, wie Hans Fugger, der sogar eine Kaiserkrönung finanziert. Vergleichsweise bescheiden zum fuggerschen Besitz mag sich das Vermögen der Jenner ausgegeben haben, ist dir ihr Name schon einmal untergekommen?
    Nicht, dass ich wüsste.
    Die Wurzeln der Familie werden in Savoyen vermutet, nach Tirol wandern die Jenner im ausgehenden Mittelalter ein. Um 1530 soll Jakob Jenner die Wirtstaverne am Pern im Südtiroler Klausen besessen haben, heute der Gasthof zum Bären neben der Stadtpfarrkirche. Seine Nachkommen verheiraten sich mit angesehenen Südtiroler Familien, und während ein Teil der Familie den Gasthof weiterführt, versucht sich der andere im Bergbau. So ist zum Beispiel von einem Hans Jenner die Rede, der Klausen verlässt, um in Villach ein Hammerwerk zu betreiben. Zielstrebig und emsig, ganz im Geist ihrer Zeit, übernehmen die Jenner einige Bergwerke in Kärnten und bauen diese zu gewinnbringenden Betrieben auf. Das wiederum räumt ihnen neue Möglichkeiten ein, was dazu führt, dass sie eines der Häuser, die du vorher genannt hast, erwerben.
    Welches denn?
    Heute befinden sich dort ein Kino und eine Apotheke. Damals siedeln sich in dieser Straße auch zahlreiche Handwerker und Wirte an, eine Stadt, deren Lebensgrundlage zum größten Teil der Transitverkehr ist, benötigt Menschen, die zupacken wollen, um den Händlern auf der Nord-Süd-Route Dienste anbieten zu können. Wirte, Sattler, Fuhrwerker, Schmiede und Wagenmacher braucht das wirtschaftliche Wachstum und nicht Almosenempfänger, die man durchfüttern muss.
    Lass gut sein! Das hört sich an wie die Rede eines Populisten aus jener Gegend, in der die Jennerischen ein Hammerwerk betrieben.
    Diese vermaledeiten Bettler kommen der Konjunktur verquer! Dabei hat man mit Querulanten ja Erfahrung, Konz Speiser könnte das bestätigen. Ist er Zeuge, als man 1524 drei Täufer auf dem Stadtplatz verbrennt? Hat er das Werktagskleid abgelegt an diesem Tag und die sauberste der drei Pfaiten angezogen? Und wohnt er nicht in Anbruggen, der Konz? Dann ist ihm die türingsche Werkstatt bekannt, auch an der Stadtbrunnenrohrhütte wird er des Öfteren vorbeigekommen sein – Befindet sich neben der Berufsschule nicht der verlotterte Bau, von dem du vorhin gesprochen hast?
    26
    Das Haus in der Innstraße 38, das trotz seines heruntergekommenen Zustands oder vielleicht gerade deshalb so geheimnisvoll wirkt, erzählt eine

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