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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Ahnung, welche Autotypen seine Mandanten fahren. Darunter könnte durchaus jemand mit einem Jaguar sein. Warum fragen Sie? «
    » An dem Abend vor ihrem Tod wurde Tonja Westenhagen beobachtet, als sie in einen dunklen Jaguar stieg. Ein Mann und eine Frau hätten im Auto gesessen. Der Zeuge nahm an, das junge Mädchen sei ihre Tochter. «
    » Und dieses Paar hat sich nie gemeldet? «
    » Nein. «
    Gedankenverloren starrte ich vor mich hin. Jana kletterte derweil von meinem Schoß, stützte die Arme auf den Couc h tisch, beugte sich vor und berührte mit ihrer Nasenspitze Gregors Foto.
    » Ich wünschte, dein Papa wäre ein wenig mitteilsamer gew e sen «, murmelte ich unglücklich.
     
    A m Nachmittag setzte ein Orkan ein. Blätter und Regen klatschten gegen die Fensterscheiben und dunkle Wolken verdüsterten den Himmel. Mariele Nowak hatte sich selbst für die wenigen Meter von Tür zu Tür regenfest vermummen müssen. Sie ließ ihre nasse Jacke im Flur und öffnete in der Küche eine Blechdose, aus der sie selbst gebackene Blaubee r muffins hervorzauberte. Ich setzte Wasser für einen Tee auf.
    Mir ging es wie Jana – ich hatte unsere Nachbarin in den vergangenen zweieinhalb Wochen ins Herz geschlossen. Meine Tochter hing bereits wieder an ihrem Bein und kämpfte mit allen Mitteln um ihre Aufmerksamkeit.
    » Jetzt bist du dran, meine Kleine «, sagte Mariele Nowak, nachdem sie die Muffins auf einem Teller dekoriert hatte. » Wie wäre es mit einem neuen Wort? « Aus ihrer Tasche zog sie einen Stoff-Pinguin und gab ihn Jana.
    » Pin-gu-in «, sagte sie langsam.
    » Oh «, lautete Janas Kommentar. Sie drückte das Tier an sich und trug es in ihre Spielecke.
    Meine Nachbarin schaute mich prüfend an. » Wie geht es Ihnen? «
    » Nicht gut. An machen Tagen habe ich das Gefühl , dass dieser Schmerz mich zerreißt. Hinzu kommt die Ungewissheit, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Immer, wenn jemand von der Kripo anruft oder vor der Tür steht, denke ich: So, das war es jetzt. Gleich werden sie dir sagen, dass er sich vom Balkon gestürzt hat und ich mich damit abfinden muss. « Vorsichtig trank ich einen Schluck von dem heißen Tee. » Glauben Sie mir, Frau Nowak, wenn mein Mann seinem Leben tatsächlich selbst ein Ende gesetzt hätte, dann würde ich mich damit auseinander setzen, so schwer mir das auch fiele. Zwar würde mir allein die Vorstellung das Herz zerreißen, aber ich würde mich dem stellen. Die Kripo glaubt, ich wehre mich gegen die Möglichkeit eines Suizids wegen der Lebensversicherung. «
    » Nehmen Sie es denen nicht übel, Frau Gaspary, die haben bestimmt auch so ihre Erfahrungen. «
    » Aber diese Erfahrungen machen sie allem Anschein nach blind für neue Hinweise. « Ich erzählte ihr von der Frau, die beim Betreten der Kanzlei von Martha beobachtet worden war.
    » Klassischer Burberry-Trench, sandfarbene Cambio und dunkelbraune Loafer von Tod ’ s, sagen Sie? Irgendetwas klingelt da bei mir. «
    Ich hielt den Atem an, um sie noch nicht einmal mit dem leisesten Geräusch von ihrem Gedankengang abzulenken. Jana, von derartigen Überlegungen völlig unbelastet, legte ihr ein Stofftier in den Schoß.
    » Fant! «, sagte sie mit einem fröhlichen Lachen.
    » Elefant. « Mariele Nowak erwiderte ihr Lachen und schloss dann für einen Moment die Augen. » Es ist vielleicht vier Wochen her, auf jeden Fall war es vor dem Tod Ihres Mannes, da hat eine Freundin von Ihnen bei mi r e in Paket für Sie abgegeben. Erinnern Sie sich? Sie beide hatten sich gerade verpasst, in Ihrem Haus waren alle ausgeflogen, Ihre Freundin wollte das Paket jedoch nicht vor die Tür stellen. Da hat sie bei mir geklingelt. «
    » Ich erinnere mich. Es waren ein paar Geschirrteile, die sie mir besorgt hatte. «
    » Diese Frau trug einen klassischen Burberry-Trench, eine sandfarbene Cambio und dunkelbraune Loafer von Tod ’ s. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil ich die Kombination so elegant fand. Den Namen Ihrer Freundin habe ich nur leider vergessen. Sie hat ihn mir gesagt, aber … « Entschuldigend zuckte sie die Schultern.
    » Annette Kogler «, sagte ich mit rauer Stimme.
     
    D ie Stunden dieses Wochenendes schienen sich gegen mich verschworen zu haben. Sie vergingen so zäh, dass ich es kaum aushielt. Annette war auf einem Gynäkologenkongress und würde erst am späten Sonntagnachmittag zurückkommen. Ein Telefongespräch kam nicht in Frage, ich wollte ihr Gesicht sehen.
    Von Unruhe getrieben, überfiel ich am

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