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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Samstag Claudia. Der Orkan fegte auch um ihr Loft, rüttelte an den Fenstern und verstärkte meine Unruhe noch. Wie getrieben lief ich hin und her, was Jana für ein Spiel hielt und mir hinterherrannte.
    » Das muss überhaupt nichts bedeuten «, versuchte Claudia, mich zu beruhigen. » Nimm mich als Beispiel: Ich habe so eine kleine Elfentasche von Kiki Haupt und bin trotzdem nicht diese Besucherin. «
    » Aber im Gegensatz zu dir könnte Annette es durchaus gew e sen sein. Sie war schließlich mit Gregor verabredet. Vielleicht behauptet sie nur, dass diese Verabre dung nicht zustande gekommen ist. Das Telefonat mit Gregor hat sie mir auch verschwiegen, warum sollte sie dann nicht auch …? «
    » Helen! Es passiert sehr schnell, dass man die falschen Schlü s se zieht, wenn Menschen etwas tun, das man nicht nachvollziehen kann. « In ihrem Blick lag etwas, das meine Aufmerksamkeit erregte.
    » Worauf willst du hinaus? «, fragte ich.
    » Ich war vorgestern bei Franka Thelen. «
    » Ja … und? «
    » Es geht ihr nicht gut. Sie hatte einen kleinen Nervenzusa m menbruch. Euer Gespräch … «
    Ich streckte meine Hand aus, um sie zum Schweigen zu bri n gen. » Nein, bitte, sag jetzt nicht, dass … «
    » Euer Gespräch hat sie ziemlich aufgewühlt. Sie war tatsäc h lich an Gregors Todestag mittags mit ihm essen. «
    » Also doch! Warum streitet sie es dann ab? «
    » Sie wollte dieses Treffen einfach nur vergessen. Ihr ist etwas passiert, das sie sich nicht verzeihen konnte, nicht nach Tills Tod, an dem sie sich schuldig fühlt. Gregor hat ihr nach dem Unfall sehr geholfen, er hat sich um sie gekümmert und hatte immer ein offenes Ohr für sie. Da haben sich ihre Gefühle verselbstständigt. Sie hat sich in ihn verliebt. Plötzlich war sie in einem fürchterlichen Zwiespalt. Einerseits hat sie sich diese Gefühle verboten, andererseits waren sie so überwältigend, dass … na ja, Helen, du weißt selbst, wie es ist, wenn man verliebt ist. «
    » Ich weiß vor allem, wie es ist, wenn man in Gregor verliebt ist «, sagte ich mit tonloser Stimme.
    » Und du weißt, wie es ist, wenn diese Verliebtheit und Liebe auf eine entsprechende Resonanz stoßen. Diese Erfahrung ist Franka bei Gregor versagt geblieben. Si e h at ihm bei diesem Treffen gesagt, dass sie sich in ihn verliebt hat. Und er hat ihr auf sanfte, aber sehr unmissverständliche Weise klar gemacht, dass du –und nur du –die Frau bist, die er immer wollte. Und dass sich daran nie etwas ändern wird. «
    Ich wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln.
    » Wie hätte sie ausgerechnet mit dir darüber reden können, Helen? Sie hat ein schlechtes Gewissen und sie schämt sich. Im Nachhinein kommt sie sich dir gegenüber mies vor. Sie gibt zu, keinen einzigen Moment an dich und Jana gedacht zu haben, sondern nur an sich. Und damit kommt sie nicht zurecht. «
    » Und wenn sie nun mit seiner Abfuhr nicht zurechtgekommen ist? «
    Claudia schien aus allen Wolken zu fallen und sah mich fassungslos an. » Helen, du musst aufhören mit diesen Verdäc h tigungen. Sie vergiften deine Gedanken! «
    » Die Ungewissheit vergiftet meine Gedanken. «
     
    S tundenlang dachte ich über Annette und Franka Thelen nach. Mal glaubte ich, in meiner Freundin die Mörderin meines Mannes zu erkennen, mal verdächtigte ich Claudias Mitarbei t e rin. Wenn nun Gregors Abfuhr sie tatsächlich so sehr er schüttert hatte, dass sie ihn am Abend nochmals in der Kanzlei aufg e sucht hatte? Missachtete oder unerwiderte Gefühle waren nicht selten Auslöser für eine Gewalttat. Traute ich Franka Thelen zu, einem Menschen einen Stoß zu versetzen und ihn in den Tod zu stürzen? War sie eine Frau, die einer anderen nicht gönnte, was sie selbst nicht haben konnte? Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber was hieß das schon?
    Und was war mit Annette? Je länger ich über sie nachdachte, desto weniger wahrscheinlich erschien es mir, dass sie etwas mit Gregors Tod zu tun hatte. Welches Motiv sollte sie gehabt haben? Ein paar Kleidungsstücke reichten nicht aus, um aus ihr eine Mörderin zu machen. Aber außer diesen Kleidungsstücken gab es nicht die geringste Spur. Ich hoffte darauf, dass Felicitas Kluge Marthas Brief ernst nehmen und sich auf die Suche nach dieser Frau machen würde.
    Und da ich sowieso nicht zur Ruhe kommen würde, bis diese Frau endlich gefunden war, konnte ich versuchen, die Kripo bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Als Jana am Sonntag ihren Mittag s schlaf machte, brachte

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