Im Anhang mein Herz

noch, dir eine baldige Besserung deiner Halsschmerzen zu wünschen. Hoffentlich kommt kein Fieber dazu wie bei mir.
    Von daher bin ich heute etwas geistesgestört.
    A.

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    Zu Hause am Neujahrstag
    Liebe Marlene!
    Noch zu dem Prüfstein aus dem vorigen Jahr: Ereignisse darf man beliebig deuten und ihnen einen geeigneten Sinn geben. Der Zufall hat unsere Begegnung herbeigeführt. Wir konnten durch sie unsere besten Errungenschaften testen, auf die wir stolz sind. Deine Ehe und meine Selbstbeherrschung. Das Ergebnis sieht aus wie immer: Du schneidest ein bisschen besser ab.
    Ich gratuliere.
    Artur
    PS Übrigens, heute früh hat Erna angerufen, schade, nicht du. Wir haben nämlich neuerdings die Vereinbarung, einander mitzuteilen, wann man wieder, das ist nur bei längerer Abwesenheit einzuhalten, nach Hause fährt, damit der andere nicht mit unnötigen Überraschungen rechnen muss. Sie kommt morgen um sechzehn Uhr. Sie befürchtet, dass es schneien könnte. Sie kann nicht besonders gut Auto fahren. Beim ersten Rutschen pflegt sie den Wagen in einen Schneehaufen zu lenken. Was mich dazu bewog, im Winter mit der Bahn zu fahren.
    Prosit!
    Artur

    1. Januar um 18 Uhr
    Marlene.
    Ich denke so oft an dich und bin nicht dazu imstande, etwas anderes zu tun. Die Arbeit wird mir dann schon wieder den Kopf zurechtsetzen, bestimmt. Und es kommt bei mir lange kein Urlaub zum Glück. Ich habe als Neujahrsvorsatz beschlossen, weniger an dich zu denken.
    Dein Artur

    2. Januar
    Hi Marlene!
    Ich musste zum Arzt. Er mir das Eislaufen und anderen Sport bis auf Weiteres verboten. Ich habe eine Bänderzerrung.
    Ich dachte gleich, dass etwas nicht stimmt, wenn man nicht mehr richtig gehen kann.
    Schade, ich war jeden Tag im Urlaub eislaufen und es hat Spaß gemacht. Auch schwimmen war ich in dieser Woche beinahe täglich. Aber nun mache ich mit allem Pause.
    Ist es nicht merkwürdig, dass, fernab von deinem Zuhause, jemand existiert, der gerade deine CD hört und sich die drei von dir erhaltenen Geschenke ansieht. Danke für die Vanilleduftkerze! Wie ich diesen Geruch liebe! Deine Rätsel aus dem Gehirntrainingsbuch löst und stets an dich denkt, bei Tag und bei Nacht. Auch an unser so nettes letztes Treffen.
    Du hast hier eine Kolonie gegründet.
    Seit gestern nehme ich Baldriantropfen. Ich halte mich am Rande eines Abgrunds auf. Mach dir aber keine Sorgen.
    Mehr und mehr habe ich den Eindruck, ich sollte dir wirklich nicht mehr schreiben. Dir, Marlene, dir, die du umgeben von deinem geordneten, ausbalancierten und fluffige n, heiteren Glück bist.
    Wie konnte ich Tropf nur in dieses Bühnenbild wanken.
    Und ihr seid dann noch so gutmütig und fair, mich Außenseiter gelegentlich und nicht zu oft an eurem hl. Familienleben teilhaben zu lassen.
    Hast du auch Neujahrsvorsätze gemacht? Vielleicht unseren Mail- und Briefwechsel betreffend?
    Und sonst geht es dir gut in eurem Skiurlaub?
    Mein größtes Interesse, eigentlich der Sinn und Zweck meines leeren Lebens, ist, zu wissen, dass es dir gut geht. Und auch deinem Mann und euren beiden Kindern.
    Dass ich darauf achten muss, euch nicht zu stören.
    Darum schließe ich den Brief. Sonst wirst du wieder böse sein über die vielen Briefe auf deinem Schreibtisch, da ich mich nicht zurückhalten konnte.
    Verzeih mir
    Artur

    3. Januar
    Wie du meiner Post entnehmen wirst, kommt deine Information über das geplante gemeinsame Eislaufen mit euch am Teich zu spät. Danke für die Einladung, danke für deine Karte! Der Arzt hat mir gestern gesagt, ich solle dringend eine Pause einlegen.
    Ich war fast jeden Tag beim Eislaufen trotz der Fußschmerzen. Dann war eine Schwellung am Knöchel entstanden, die nur verschwindet, wenn keinerlei Belastung mehr stattfindet.
    Aber es ist schön, dass dir Eislaufen auch Spaß macht.
    Als Vorsichtsmaßnahme trinke ich heuer keinen Alkohol und das ist ein ernst zu nehmender Neujahrsvorsatz.
    Danke für deine Stellungnahme zu meiner Scheidung. Dazu will ich dir noch klarmachen, dass es keinen Zweifel darüber gibt, dass ich mich innerhalb des nächsten Jahres scheiden lassen werde, nur, da es ohnehin so ist, als ob ich nicht verheiratet wäre, warte ich einen günstigen Zeitpunkt und Anlass ab. Erna und ich sind uns über die Scheidung völlig einig und wir fühlen füreinander nichts mehr. Erna hat im Gegensatz zu mir keine Kinder, für die sie Alimente zahlen muss. Heute haben wir wieder über die Wohnungsangelegenheit gesprochen. Es ist alles klar damit.
    Deine Ehe