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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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riesiger, breitkrempiger Hut, ebenfalls rot. In der Hand schwenkte er einen Spazierstock. Di Lucca war verunsichert. Was bezweckte der Mann mit dieser Maskerade? Henderson grinste in die Runde und genoss sichtlich das Erstaunen der anderen über seinen Auftritt.
    «Guten Tag, meine Herren, ich freue mich, dass Ihnen mein Anzug gefällt. Ich dachte mir, dass der Herr Kardinal in seiner farbenfrohen Tracht erscheint, da wollte ich nicht nachstehen.»
    Hinter Henderson betraten mit einigem Abstand die übrigen in Rom anwesenden Mitglieder des Teams den Raum. Ohne eine Begrüßung durch den Kardinal abzuwarten, begann der Brite mit der Vorstellung seiner Begleiter.
    «Ich dachte mir, es tut dieser verknöcherten Versammlung gut, wenn auch eine reizende Vertreterin des weiblichen Geschlechts anwesend ist.»
    Anschließend nannte er sachlich und der Reihe nach die Namen und Funktionen der Teammitglieder.
    Die Atmosphäre war durch Hendersons unhöflichen und dem Anlass in keiner Weise gerecht werdenden Auftritt von Anfang an vergiftet. Der Kardinal ließ ihn seine Verachtung spüren, indem er Legado die Begrüßung und Vorstellung der anderen Sitzungsteilnehmer überließ. Er selbst ergriff erst danach das Wort.
    Er sprach den Engländer brüsk und ohne jede Höflichkeitsfloskel an. Vor allem aber: Er sprach italienisch, wissend, dass Henderson dieser Sprache nicht mächtig war.
    «Signore Henderson, es ist uns zu Ohren gekommen, dass Sie in Jerusalem einen archäologischen Fund gemacht haben, der für die hier anwesenden Mitglieder der Päpstlichen Kommission ...»
    «Moment, Herr Kardinal», unterbrach ihn Henderson barsch, «so geht das nicht. Wir sollten die Verhandlung in der Weltsprache Englisch führen, der wir alle hier im Raume mächtig sind.»
    Bartoni blickte zu Legado herüber, der eine Karte aus einem Umschlag zog und in die Höhe hielt.
    «Tut mir leid, Mr. Henderson, in der Einladung zu dieser Sitzung wurde eindeutig darauf hingewiesen, dass die Verhandlungen in italienischer Sprache geführt werden. Leider haben Sie es versäumt, eine andere Verhandlungssprache zu beantragen. Selbstverständlich haben wir aber dafür gesorgt, dass Dolmetscher zur Verfügung stehen. Wer benötigt noch eine Übersetzungshilfe?»
    Bis auf Engel, der leidlich Italienisch sprach, meldeten sich alle Mitglieder des Teams.
    Eins zu null für uns, dachte di Lucca, als er den Raum verließ, um die Dolmetscher hereinzuholen. Währenddessen bot Legado an, dass die Gäste ihre Statements auf Englisch vortragen und die Kommissionsmitglieder auf Italienisch.
    «Sonst verlieren wir noch mehr von unserer kostbaren Zeit», fügte er süffisant lächelnd hinzu.
    Als die Dolmetscher Platz genommen hatten, bat Bartoni Henderson in knappen Worten, seinen Fund zu erläutern.
    Der Engländer ärgerte sich schwarz über das Theater mit den Übersetzern. Damit hatten diese Lackaffen seinem großen Auftritt den Schwung genommen. Auch jetzt musste er erst warten, bis diese unfähige Dolmetscherin die Frage des Kardinals in ein nahezu unverständliches Englisch übersetzt hatte. Als sie endlich fertig war, blickte er keineswegs in gespannte, sondern eher in gelangweilte Gesichter. Was soll’s, dachte er, morgen ist es ohnehin vorbei mit ihrer Pracht und Herrlichkeit. Er erhob sich von seinem Stuhl und begann seine auswendig gelernte Rede.
    «Diese hohe Kommission hat es sich zur Aufgabe gemacht, die historischen Ereignisse, die den Texten des Neuen Testaments zugrunde liegen, aufzudecken. Ich darf Ihnen heute versichern, dass Ihre Arbeit getan ist.»
    Er blickte sich in der Runde um. Na bitte, jetzt warteten sie viel gespannter darauf, wie seine Rede weiterging.
    «Dank unserer Erkenntnisse können wir mit Sicherheit sagen: Die Bibel hat in allen Bereichen recht.»
    Wieder ein Blick in die Runde. Jetzt verstehen sie gar nichts mehr. Hatte ihnen der Kardinal nicht gesagt, dass dieser Engländer ein gefährlicher Hund wäre, der ein böses Spiel vorhatte? Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    «Ja, meine Herren, die Bibel oder, wie Sie sagen, die Heilige Schrift hat recht. Mit einer Ausnahme.»
    Wieder eine Pause. Die Spannung im Raum war auf einmal fast mit den Händen zu greifen.
    «Die Auferstehung Jesu Christi hat nicht stattgefunden. Sie ist eine Lüge.»
    Es dauerte ungefähr zwei Sekunden, bis die Kommissionsmitglieder reagierten. Henderson hatte sich vorher genau ausgemalt, was geschehen würde, wenn er den entscheidenden Satz

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