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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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zwei Mal in der Woche die Schmutzwäsche abholte. Sanika nahm ihn heraus und kippte den Inhalt auf den Boden. Einige für die burschikose Amerikanerin erstaunliche Dessous und ... Sarah bückte sich und hielt einen winzigen Memory-Stick in die Höhe.
    «Bingo!», rief Hawley. Er fuhr den Computer hoch, und dreißig Sekunden später hatten sie den auf dem Stick gespeicherten Ordner geöffnet. Er enthielt zweihundertachtunddreißig Fotos. Hawley änderte die Ansicht, und der Bildschirm füllte sich mit Miniaturansichten. Bei den meisten sahen sie auf den ersten Blick, dass es sich um Aufnahmen der Wissenschaftler bei der Arbeit oder in Gespräche vertieft handelte. Einige Bilder zeigten die Ossuarien, auf mindestens zehn war das Jesus-Skelett zu sehen. Hawley scrollte den Bildschirminhalt weiter nach unten.
    «Hey, was ist das denn?»
    Er öffnete die Fotodatei. Sanika hatte eine Rechnung fotografiert. Hawley musste die Abbildung vergrößern, um die leicht verwaschene Schrift entziffern zu können. Gebannt lasen die beiden das Schriftstück. Hawley war zuerst fertig und schaute Sarah an.
    «Was zum Teufel hat das denn jetzt wieder zu bedeuten?»
    «Es stimmt tatsächlich», antwortete Sarah, «Sanika hatte recht.»
    Sarahs Handy signalisierte den Eingang einer SMS.
    «Neuigkeiten?», fragte Hawley.
    Sarah nickte.
    «Wolfram hat noch ein Rätsel für uns.»
     
    ***
     
    Jannis erhob sich und ging wegen der niedrigen Decke gebeugt ins Hintere der Felsengrotte. Mit der Taschenlampe leuchtete er die Wände ab. Wo war die Nische, in der die Blechkiste mit der Leuchtpistole und dem Funkgerät liegen sollte? Nichts zu sehen. Nur glatter Fels. Jannis ging noch tiefer hinein und schreckte zwei Fledermäuse auf, die flatternd zum Ausgang flogen. Hannah schrie vor Schreck auf, fing aber sofort an zu lachen, als sie erkannte, was da um sie herumschwirrte.
    Als Jannis vor einigen Wochen in der Taverne alte Geschichten aus dem Widerstand erzählte und die Höhlen erwähnte, horchte Costa, der Fischer, auf. Sie benutzten die Höhlen noch heute, meinte er. Käme schwere See auf, zögen sie ihre Boote dort an Land und suchten Schutz. Es lägen sogar Funkgeräte in der Höhle, mit denen man wenn nötig Hilfe herbeirufen konnte. Ja, die Batterien würden regelmäßig überprüft.
    Verdammt noch mal, Costa, du hast mir da hoffentlich kein Fischerlatein erzählt. Jannis schwenkte den Schein der Taschenlampe im Zeitlupentempo über die Wand. Da! Ein Reflex. Er ging auf die Stelle, aus der ein schwaches Blitzen zu sehen gewesen war. Auf einem kleinen Sims in etwa einem Meter Höhe stand eine Blechtruhe. Jannis hob den Deckel und atmete aus. Obenauf lag eine in ein Tuch eingewickelte Leuchtpistole, daneben eine Schachtel mit fünf Leuchtspurpatronen. Er nahm die Sachen heraus. Darunter lag das Funkgerät. Russisches Fabrikat, uralt. Mein Gott, dachte Jannis, da hatten wir in den Sechzigern modernere Geräte. Er hielt den massiven Metallkasten wie ein rohes Ei und ging zum Ausgang. Hoffentlich sind die Batterien nicht genauso alt. Er kauerte sich an den Rand der Höhle und zog vorsichtig die Antenne aus dem Kasten. Es gab zwei Knöpfe. Einer diente zum Einstellen der Frequenz. Er stand auf Kanal 5, genau wie Costa gesagt hatte. Mit dem anderen ließ sich das Gerät einschalten und die Lautstärke verdrehen. Jannis drehte den Knopf nach rechts. Im Lautsprecher knackte es, und eine kleine Lampe leuchtete grün auf. Die Batterien funktionierten. Er drückte die Sprechtaste.
    «Hallo, hört mich jemand. Ich brauche Hilfe.»
    Keine Antwort, nur Rauschen. Er hielt für einige Sekunden den Atem an und spürte Angelas und Hannahs bange Blicke im Nacken. Er versuchte es erneut. Wieder keine Antwort. Verdammt. Schliefen noch alle im Hafen? Unmöglich, es ging auf Mittag zu.
    «Hallo. Nun antwortet doch endlich.»
    Es knackte lauter.
    «Was soll das Theater? Ich bin ja schon da.»
    Hannah und Angela klatschten gleichzeitig in die Hände. Jannis war so aufgeregt, dass er zunächst nicht antwortete.
    «Wer ist denn da? Erst rummaulen, dass es nicht schnell genug geht und dann nichts mehr sagen», quäkte es aus dem Kasten.
    Jannis riss sich zusammen und erklärte dem Hafenmeister von Vlychada die Lage. Der verstand zwar nicht, warum er das Boot erst in der Dämmerung schicken sollte, sagte es aber zu. Zum Schluss bat Jannis ihn, Maria anzurufen.
    «Sie soll dem Deutschen sagen, dass alles in Ordnung ist. Sie soll ihm ausdrücklich sagen, dass er anderem

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