Im Antlitz des Herrn
Reaktionen bei Henderson führen konnte.
«Dass sie es versucht haben, zeigt nur, wie verzweifelt sie sind.»
«Da hast du auch wieder recht, Wolfram. Also sollten wir so schnell wie möglich unser Mausoleum der Menschheit präsentieren. Damit sie endlich wissen, womit sie es zu tun haben. Sie lechzen doch geradezu nach dieser Information, denn das war es doch, was Sie ihnen mit diesem Wunderwerk der Technik übermitteln sollten, habe ich recht, Herr Pfarrer? Sie wollen wissen, ob wir tatsächlich die sterblichen Überreste Ihres Heilands gefunden haben.»
Die Diskussion drohte in völlig falsche Bahnen zu laufen, wenn Engel nicht eine stichhaltige Argumentation gelänge, die Henderson zum Einlenken brachte. Eine öffentliche Aufführung der gerade gesehenen Show würde zu unkontrollierten Reaktionen führen. Auf jeden Fall wären Angelas und Hannahs Leben keinen Pfifferling mehr wert. Von ihrer aller Leben ganz abgesehen. Hilfesuchend blickte er zur Leinwand hinauf, von der herab ihn das rekonstruierte Gesicht des Gekreuzigten anblickte. Wo hatte er diesen Mann schon einmal gesehen? Natürlich!
«Sagen Sie mal, Peter», Engel musste Deary in der Gruppe suchen und fand den Polizeibeamten ganz am Rand hinter Hawley, «wie würde Scotland Yard vorgehen, um einen unbekannten Mann zu identifizieren, von dem sie nur das Skelett und ein Phantombild haben?»
Er zeigte auf die Leinwand.
«Wir würden das Bild vervielfältigen und es herumzeigen in der Hoffnung, dass jemand den Mann erkennt.»
«Genau.»
Engel stellte sich auf die Zehenspitzen und wartete einen Moment.
«Und ich habe ihn erkannt.»
Sprachlos starrten ihn alle an.
«Ich bin sicher, ihr alle habt ihn auch schon gesehen. Denkt nach!»
Latour fasste sich als Erster.
«Mir kam er gleich bekannt vor. Aber ich wollte mich nicht lächerlich machen.»
«Sie machen sich keineswegs lächerlich, verehrter Kollege. Dieses Gesicht ist oft durch die Weltpresse gegangen.»
Hawley polterte drauflos:
«Verdammt noch mal, was soll das? Sind wir hier bei ‹Wer wird Millionär›?»
Engel blickte zu Henderson.
«Wenn ich recht habe mit meiner Vermutung und wenn ich Andrès Äußerungen über die Strategie der Kirche im Umgang mit historischen Artefakten richtig verstanden habe, können wir vielleicht doch schlüssig beweisen, dass es sich bei unserem Jesus um den Mann handelt, den man noch heute als Gott verehrt.»
Henderson hatte Engel mit offenem Mund zugehört.
«Was, verdammt noch mal, willst du uns sagen?»
«Ganz einfach, Harold. Wenn wir beweisen können, dass unser Jesus mit einer anderen Darstellung Christi identisch ist, die in der Kirche hohes Ansehen genießt, könnten wir alle Zweifler zum Schweigen bringen.»
«O Mann, jetzt reicht’s!»
Hawley hatte genug von der Debatte, und auch Henderson wurde ungeduldig.
«Hör auf, in Rätseln zu sprechen.»
Engel trat einen Schritt zurück und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Leinwand mit dem Porträt.
«Das Gesicht ist identisch mit dem Gesicht des Mannes, der auf dem Turiner Grabtuch zu sehen ist.»
Hawley fasste sich als Erster.
«Mannomann, das wäre ein Ding!»
«Das kann man wohl sagen!» Latour lächelte verschmitzt. «Ich kenne da jemanden, mit dem wir über die Sache reden sollten. Wenn Engel recht hat, können wir tatsächlich beweisen, dass wir Jesus Christus ausgegraben haben.»
Engel konnte es kaum fassen, wie bereitwillig alle auf seine aberwitzige Theorie aufsprangen. Er musste diese euphorische Stimmung nutzen.
«Ein solcher Beweis ist ja wohl Grund genug, die öffentliche Ausstellung unserer Funde noch ein wenig aufzuschieben.»
Fragend sah er Henderson an, der wie aus der Pistole geschossen antwortete:
«Nein, das ist es nicht. Datum und Ort stehen fest.»
Mit einer ruckartigen Armbewegung unterband er jede weitere Frage.
«Den genauen Termin erfahren alle früh genug.»
Engel blieb nichts anderes übrig, als in die Offensive zu gehen.
«Wir müssen auf jeden Fall alles klug planen. Allerdings gibt es noch ein Problem. Der Vatikan bedroht meine Familie.»
In kurzen Worten erläuterte er die missglückte Flucht seiner Frau und Tochter, worauf Henderson ihm Dilettantismus vorwarf. Engel gab den reuigen Sünder und machte dann seinen letzten Schachzug.
«Du hast recht, Harold, ich hätte dich von der Lage in Kenntnis setzen müssen. Trotzdem muss ich dich jetzt um Hilfe bitten. Du kannst doch nicht wollen, dass Angela und Hannah etwas passiert.»
Henderson brummte
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