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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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etwas Unverständliches. Engel hatte ihn in der Defensive und sprach sofort weiter:
    «Wir müssen dem Vatikan einen Informationsschnipsel geben, damit sie meine Frau und meine Tochter am Leben lassen, schließlich können sie mich nur so lange unter Druck setzen, wie ich sicher bin, dass ihnen nichts passiert. Schlagen wir sie doch einfach mit ihren eigenen Waffen. Lassen wir meinen Bruder sein Sprüchlein durch diesen Minisender nach draußen bringen.»
    Henderson war für einen Moment sprachlos, ehe er laut loslachte.
    «Was für eine perfide Idee, könnte fast von mir sein.»
    Er zog den Füllfederhalter aus der Tasche.
    «Nun, Herr Pfarrer, dann zeigen Sie mal, dass Sie ein fähiger Agent sind. Teilen Sie dem Herrn Papst mit, was er wissen will. Und sagen Sie ihm die Wahrheit, die Zeit der Lügen ist vorbei. Übermitteln Sie ihm, dass wir IHN gefunden haben.»
    Thomas Engel machte keine Anstalten, der Aufforderung zu folgen. Sein Bruder nahm Henderson den Miniatursender ab.
    «Tu es für Angela und Hannah.»
    Ohne Wolfram anzusehen, nahm der Pfarrer den Füllfederhalter in die Hand und klappte den oberen Teil an einer unsichtbaren Schnittstelle auseinander. Es erschien eine Art kleiner Parabolspiegel. Wolfram fühlte sich an seine Kindheit erinnert. Wenn sein Vater an Weihnachten das obligatorische Familienfoto machte, fächerte er hinter dem Blitz einen ähnlichen Schirm auseinander. Thomas hatte aus dem unteren Ende ein Kabel gezogen, das in einer kleinen Verdickung endete. Anscheinend das Mikrofon, denn er hielt es sich an den Mund. Den Füller hielt er auf Armeslänge von seinem Körper entfernt. Dann drückte er auf die Mitte des kleinen Funkgeräts, und an der Spitze leuchtete eine Lampe.
    Er sprach langsam, klar und deutlich:
    «Das Grab war voll. Und der Bruder hat Nachricht von seiner Familie.»
     
    ***
     
    Di Lucca schreckte hoch. Nachdem er die ganze Nacht wach gelegen hatte, war er jetzt im Sessel eingeschlafen.
    «Entschuldigung», murmelte Manfred, «aber ich denke, das sollten Sie sofort bekommen.»
    Di Lucca nahm den Zettel und las. Sein Gesicht zeigte keine Regung, obwohl die Nachricht bestätigte, dass die Katastrophe eingetreten war, vor der sich die ganze Christenheit seit fast zweitausend Jahren fürchtete. Er griff zum Telefon, und wieder meldete sich Legado bereits beim zweiten Klingeln. Di Lucca las ihm Engels Nachricht vor. Es war still in der Leitung. Was lag nicht alles in diesem Schweigen. Verzweiflung, Angst, Resignation. Endlich, nach einer Ewigkeit, räusperte sich der Bischof.
    «Der Heilige Vater lässt Ihnen ausrichten, dass er Ihnen dankbar ist, John. Er betet für Sie.»
    «Danke.»
    Di Lucca flüsterte fast.
    «Bischof?»
    «Ja, John.»
    «Beten allein genügt nicht.»
    «Ich weiß, John. Es hat schon so oft nicht genügt. Aber bisher hatten wir stets die Mittel, die Katastrophe zu verhindern. Haben wir sie auch dieses Mal, John?»
    Di Lucca nickte in seine Gedanken versunken, und es dauerte einige Sekunden, bis ihm klar wurde, dass sein Gesprächspartner diese Geste nicht mitbekommen konnte.
    «Ich hoffe es, Bischof. Ich hoffe es inständig.»
     
    ***
     
    Das Team wartete geschlossen im Vorraum auf den Van, der sie in die Arbeitsräume bringen sollte. Thomas Engel fehlte, Henderson hatte ihn von Sicherheitsleuten wegbringen lassen. Wolfram machte sich große Sorgen um seinen Bruder. Hoffentlich überstand er die nächsten Tage unbeschadet.
    Russel Mc Craw, der Sicherheitschef, trat auf die Gruppe zu, als das abgedunkelte Fahrzeug vorfuhr.
    «Goldberg, Engel und Latour, Sie warten hier.»
    Schweigend sahen die drei zu, wie sich der Van auf den Weg machte. Wenige Sekunden später fuhr ein alter, schäbiger Pick-up vor. Henderson öffnete die Tür und verbeugte sich wie ein Page. «Meine Dame, meine Herren, darf ich bitten. Ist zwar nicht bequem, aber die Fahrt dauert nicht lange.»
    Engel stellte sofort fest, dass die Scheiben des Wagens zwar von außen, aber nicht von innen abgedunkelt waren. Henderson sah seinen verwunderten Blick.
    «Die Zeit der Geheimniskrämerei ist vorbei. Allerdings sollten alle noch einen Blick in ihren Vertrag werfen. Ihr, wie Sie zugeben werden, stattliches Honorar wird erst fällig, wenn die HAF sämtliche Ergebnisse des Projekts publiziert hat. Sollte vorher etwas an die Öffentlichkeit geraten, gibt es keinen Cent. Und das wollen Sie doch sicher nicht, oder?»
    Henderson blickte zunächst Latour und dann Engel in die Augen. Wolfram senkte den

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