Im Auftrag der Lust
einfach nicht ertragen, dass Sara ihn verließ und nicht umgekehrt. Aber sie hatte sich nicht einschüchtern lassen. Dieser Rosenkrieg hatte sie nur in ihrer Entscheidung bestärkt. Anscheinend hatte etwas in ihr schon immer geahnt, was sich hinter Jareds schönem, kühlem Gesicht und den grauen Augen verbarg. Und jetzt war sie seit knapp drei Jahren wirklich frei.
Die Agentur, die sie mit viel Schweiß und Mühe aufgebaut hatte, florierte. Es gab auf der ganzen Welt genug Menschen, die geheime Wünsche und unerfüllte erotische Träume hegten und mehr als bereit waren, die Preise, die Sara und Alan für die Dienstleistungen verlangten, auch zu bezahlen. Mittlerweile lief die Agentur sogar so gut, dass Alan und Sara sich aussuchen konnten, welche Jobs sie persönlich übernehmen wollten und welche nicht. Für alles andere hatten sie eine Sekretärin und einen Stamm von mehreren »Wunscherfüllern«.
»Aufwachen, Dornröschen«, holte Alans weiche, tiefe Stimme sie in die Realität zurück, und Sara blinzelte. Das Taxi hatte vor einer unscheinbaren Gasse gehalten, in der sich eine lange Schlange von Menschen befand. Alan schob gerade das Fahrgeld durch die Klappe, die die einzige Verbindung zwischen Vorder- und Rücksitz des Taxis darstellte, die beide von einer Plastikwand getrennt wurden.
Sara blinzelte wieder und stieg dann schnell aus dem Wagen. Alan legte den Arm um sie. Es war Frühling in der großen Stadt, und auch wenn die Sonne bereits verschwunden war, war es nicht kühl. Dennoch fühlte sich Alans warmer Arm um ihre Schultern angenehm an. Sie ließ sich in die Gasse führen. Die hohen Häuserwände verschluckten das Licht der Neonreklamen. Nur wenige Lichtstrahlen waren auf den Gesichtern der Feierhungrigen zu sehen, die geduldig darauf warteten, dass der bullige Mann, der vor einer Metalltür an einer der Wände stand, sie einlassen würde. Alan nickte ihm zu. »N’abend Rick!«, rief er, und der Mann mit dem Gesicht einer Bulldogge öffnete kommentarlos die Tür, um sie hineinzulassen.
Sara hörte einige der Leute protestieren, aber das Geräusch wurde schnell von stampfenden Bässen übertönt. Bunte Lichter flackerten vor ihren Augen auf, als Alan sie in den Club führte. Er bestand aus einem einzelnen Raum, in dem sich die Tänzer aneinanderschmiegten, sich wanden und zu dem treibenden Beat der Musik zuckten. Gegenüber des Eingangs befand sich eine schmale Bar, und daneben hatte man einige Tische und Sitznischen eingerichtet. Der DJ stand auf einem erhöhten Pult und bewegte sich rhythmisch im Takt seiner eigenen Musik. Ein gewöhnlicher New Yorker Club, nachts, in der Woche. Nichts Außergewöhnliches.
Sie bahnten sich einen Weg zur Bar und dann zu einem der Tische. Sara hatte ihren langersehnten Apple Martini in der Hand, während Alan lässig an einem Scotch mit Eis nippte. »Besser?«, fragte er, und Sara nickte knapp, während sie einen tiefen Schluck der grasgrünen Flüssigkeit ihre Kehle hinabfließen ließ. Der Anblick der Tanzfläche lockte sie, während sie trank und den Tänzern zusah. Kurz entschlossen nahm sie den Scheck aus ihrer Handtasche und schob ihn in ihr Dekolleté, direkt zwischen ihre Brüste. Alans Blicke folgten fasziniert dem zusammengefalteten Stück Papier. Sara legte ihm einen Finger unter das Kinn und dirigierte seinen Blick wieder höher. Er grinste wie ein ertappter Junge, und sie lachte, weil er so berechenbar war.
»Ich will nicht, dass er verlorengeht«, sagte sie laut, während sie ihre Tasche am Tisch verstaute.
»Während du was tust?«, rief er.
Sara spürte, wie die Musik ihr in die Beine fuhr. Sie wollte tanzen, und genau das würde sie tun. Lächelnd fasste sie Alan um die Taille und zog ihn, statt einer Antwort, auf die Tanzfläche. Er lachte nur und folgte ihr.
Sara drängte sich in die Mitte der Tanzfläche und begann, sich zu bewegen. Sie war umringt von keuchenden, erhitzten Körpern und genoss dieses ganz eigene Gefühl der Ganzheit. Sie alle bewegten sich, geführt vom Rhythmus der Musik. Es gab einen kurzen Aussetzer, als der Takt wechselte, langsamer wurde. Die Bässe dröhnten noch immer, aber diesmal spürte Sara sie mehr, als dass sie sie hörte. Die Vibrationen wanderten direkt von ihren Fußsohlen hinauf zu ihren Waden, kitzelten ihre Kniekehlen und schienen, wie durch unsichtbare Leitungen geführt, zwischen ihren Schenkeln zusammenzulaufen. Sara schloss die Augen, um diese Musik in sich aufzunehmen. Sie bewegte sich geschmeidig
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