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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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ich schnell genug bin.«
    Ché zögerte, war gefangen zwischen widerstreitenden Empfindungen. Er sah den Mann an, betrachtete sein hageres und dunkles Gesicht, die durchdringenden Augen, und fragte sich, ob es stimmte.
    Einige Priester rannten am Zelteingang vorbei. Jemand brüllte etwas in der Ferne.
    »Warte!«, rief Alarum, als Ché an ihm vorbeilief und ihn allein im Zelt neben der umgekippten Liege stehen ließ.
    Chés Gedanken rasten, als er nach draußen trat. Er war unsicher.
    »Komm, alter Mann«, sagte er zu dem bewusstlosen Asch und kletterte hinter ihm wieder in den Sattel. Er nickte Alarum zu, als dieser aus dem Zelt hervorkam. Der Mann schien nach Worten zu suchen.
    Ché gab dem Zel die Sporen und galoppierte aus dem Lager. Alarum und die Akolytenwächter am Eingang schauten ihm nach.
    *
    Ein Leibwächter duckte sich hinter seinen Schild, als etwas an ihm vorbeipfiff. Bahm hingegen stand kühl und reglos da.
    »Unsere Späher haben es vor unserem Angriff ausprobiert«, sagte Glaub gerade zu Koolas, dem Kriegsplauder o ¯ . »Es sollte halten, wenn wir vorsichtig sind.«
    Die Oberfläche des Sees war hart gefroren. Es war seltsam, eine so stille, ausgedehnte Fläche aus Eis zu sehen, während hinter ihnen noch immer der Kriegslärm ertönte.
    »Mit etwas Glück hat Mandalays Kavallerie inzwischen ihre Zele verscheucht. Es sollte eine Weile dauern, bis sie uns verfolgen können.«
    Glaub und die anderen standen auf einer Landzunge, die etwa hundert oder mehr Fuß in den See hineinragte. Die Überreste der Armee – sowohl schwere als auch leichte Infanterie – drangen allmählich auf diesen Vorsprung. Auf Anweisung ihrer Offiziere warfen die Männer Schilde und Helme beiseite und schüttelten sich aus ihren schweren Rüstungen, bevor sie sich auf den See hinauswagten. Sie schwärmten aus, so dass ihr Gewicht gleichmäßiger verteilt war. Die Verwundeten wurden auf Bahren hinausgetragen. Das Eis war noch recht dünn und knackte unter den Füßen der Männer, aber es hielt.
    Die Armee zerstreute sich.
    Hinter den Scharen der Soldaten, die auf das Eis zuhielten, konnte Bahm kaum die Nachhut erkennen, die nun den Beginn der Landzunge abschirmte. Gegen die angreifenden Reichssoldaten hatte sie eine einzelne, aus Hoo und Rotgardisten bestehende Chartassa gebildet. Viele Männer waren schwer verwundet, und jeder von ihnen hatte seine Position freiwillig eingenommen.
    Es fiel Bahm schwer, ihnen zuzusehen.
    Mehr als alles andere wünschte er sich jetzt, zurück nach Bar-Khos zu gelangen und daheim bei Marlee und den Kindern zu sein. Er sah alles vor seinem geistigen Auge. Draußen vor dem Haus regnete es. Das Feuer brannte im Kamin. Marlee röstete Süßküchlein auf den Flammen, während sein Sohn Juno mit seinen Modellschiffen spielte und die kleine Ariale ihn ansah. Bahm saß in seinem Ohrensessel und glühte vor ruhiger Zufriedenheit.
    General Nimedes kam herbei, flankiert von Oberst Barklee, einem der Offiziere der Roten Garde. Der Mann hielt einen Schild hoch, mit dem er sie vor den noch immer niederregnenden Geschossen schützte. »Zeit zu gehen«, sagte Nidemes zu Glaub. General Glaubs Augen glitzernden in der Düsternis. »Haben alle Männer der Nachhut ihre Halsketten abgelegt?«
    »Ja«, antwortete Barklee und hob einen zusammengerollten Mantel hoch, in dem die Erkennungsketten klirrten.
    »Wir müssen einen Weg finden, sie dafür zu entlohnen«, verkündete Glaub.
    Der Kriegsplauder o ¯ Koolas stand hinter ihnen und hörte zu.
    Bahm betrachtete wieder die Nachhut. Schritt für Schritt wurde sie vorangetrieben.
    Abermals stand Bahm am Rande und sah wie aus gewaltiger Ferne den tapferen Männern zu, die ihr Leben für das der anderen hingaben. Seit Bahm wieder auf den Beinen war, verspürte er aus irgendeinem Grund keinerlei Angst mehr. Es war, als ob er aus einem schweren Mantel geschlüpft wäre, von dem er nicht mehr gewusst hatte, dass er ihn noch trug. Er begriff deutlicher denn je, warum er hier war, warum die Männer der Nachhut hier waren und ihr Leben für das ihres Volkes opferten.
    »Ich bleibe«, sagte er zu Glaub, als sich der General umdrehte und gehen wollte.
    Glaub warf ihm einen überraschten Blick zu. »Was soll das denn?«
    »Ich bleibe«, sagte er und nahm seine Erkennungskette vom Hals. »Zusammen mit dem Rest der Männer.« Er warf Barklee die Kette zu.
    Glaub runzelte die Stirn und sah ihn fragend an. »Du hast einen Schock, Bahm«, entschied er. »Du weißt nicht, was du sagst.

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