Im Auftrag der Rache
Aléas ihn.
Als Coya den Mund aufmachte und etwas sagen wollte, schüttelte Asch den Kopf. »Nicht hier.«
Er trat nach draußen und wusste, dass alle ihm folgen würden.
*
Asch blieb vor den Ruinen stehen, betäubt von tausend verschiedenen Eindrücken. Lange starrte er nur auf die Trümmer, die der Grabhügel seines Zuhauses und seiner Freunde waren.
Er hörte, wie sich die R o ¯ schun hinter ihm versammelten.
» Sag es ihnen «, bellte Asch über die Schulter hinweg.
Er hörte nicht zu, als Coya die anderen ansprach. Stattdessen bückte er sich und betrachtete die Ascheflocken, die in der Brise tanzten und hin und her schossen. Er schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete, streckte er die gespreizten Finger in die Asche und den Schutt und zog sie langsam wieder heraus.
Dann fuhr sich Asch mit den Fingern über den Schädel bis zum Halsansatz. Erst jetzt drehte er sich zu der Versammlung hinter ihm um.
»Wo seid ihr stationiert?«, fragte Baracha Coya. »Von wo aus arbeitet ihr?«
»Hauptsächlich von den Freien Häfen aus.«
»Dann seid ihr also Mercier?«
»Die meisten von uns, aber keineswegs alle.«
»Erklärst du uns noch einmal, was ihr macht?«
Coya hielt den Kopf schräg und sah Mier an. »Wir kämpfen gegen …«, begann der Mönch, breitete die Arme aus, als wüsste er nicht mehr, wie er fortfahren sollte, und klatschte in die Hände. »Gegen die Konzentration von Macht, könnte man wohl sagen.«
»Und die Mhannier?«, fragte Aléas interessiert. »Kämpft ihr gegen die Mhannier?«
»Natürlich.«
»Ihr wollt also, dass wir zu euch kommen und für euch arbeiten?«, fragte Kosch.
Mier atmete tief ein und schaute hoch in den Himmel über ihren Köpfen. »Nein«, sagte er. »Wir wollen euch nur fragen, ob ihr bereit seid, die Seiten zu wechseln.«
»Dann habt ihr uns falsch verstanden«, sagte der alte Seher mit seiner ruhigen Stimme. »Die R o ¯ schun wechseln niemals die Seiten.«
»Dann ist es vielleicht Zeit, dass ihr etwas anderes werdet«, erwiderte Coya. »Etwas Neues. Alle Dinge ändern sich immerzu, nicht wahr?«
Asch sah die R o ¯ schun eingehend an. Der Wind spielte mit ihren Roben und Haaren, die Zweige schwankten um sie herum, und Schnee fiel von ihnen herunter. Sie warteten darauf, dass Asch etwas sagte. Einer nach dem anderen drehte sich zu ihm um und schenkte ihm seine Aufmerksamkeit.
»Sato wurde von Exilanten errichtet, die besiegt worden und geflohen sind«, sagte er zu ihnen allen. »Und jetzt sind wir wieder zu Exilanten geworden.«
Er trat vor, so dass er in ihrer Mitte stand, und begegnete dem Blick des Sehers. »Sollen wir wieder weglaufen und uns irgendwo verstecken?«, fragte er die Versammelten. »Oder sollen wir diejenigen, die wir hier im Kampf verloren haben, durch etwas ehren, das ihrer würdig ist? Auch wenn wir uns dafür auf die eine oder andere Seite schlagen müssen und nicht länger R o ¯ schun sind? Ich würde mir wünschen, dass wir genau das tun.«
Asch ging weg, denn nun würde nur noch geredet werden.
*
An jenem Abend saßen die R o ¯ schun in dem großen Zelt um das Feuer herum, während die Leinwand im Wind flatterte, und feierten die Wiedervereinigung alter Freunde. Sie redeten laut miteinander, während Asch und Kosch beisammensaßen und in die Flammen schauten.
Kosch holte eine Flasche Cheemfeuer, was bei Asch ein überraschtes Ächzen hevorrief.
»Ich habe sie in der Hoffnung auf deine Rückkehr gekauft«, sagte er auf Honschu. »Wir sollten auf die alten Zeiten trinken.« Seine Augen glänzten noch immer, und hin und wieder klopfte er Asch auf die Schulter. Seit Asch zum letzten Mal mit ihm gesprochen hatte, schien Kosch ein anderer Mensch geworden zu sein. Er sah es an der schlaffen Haut, an den tief eingegrabenen Runzeln, an dem weniger eindringlichen Blick, und er hörte es an der gedämpften Stimme. Etwas in Kosch war auf kaum wahrnehmbare Art zerbrochen.
Es wurde heiß im Zelt, in dem sich so viele Leiber zusammendrängten und die Scheite loderten. Asch entspannte sich, als säße er in einem dampfenden Bad.
»Erzähl mir von der Matriarchin«, sagte Kosch. »Hast du …?«
Asch schüttelte den Kopf.
»Gut, dann reden wir nicht mehr darüber. Glaubst du, wir können diesen Merciern trauen?«
»Es sind gute Menschen. Und ihr Angebot ist solide. Wir können unten in den Freien Häfen helfen.«
»Ich dachte, wir hätten die letzte aussichtslose Sache hinter uns gebracht«, meinte Kosch trocken und schaute
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