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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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in einer Explosion aus Stein und Staub gegen die Zinnen schlug. Wundersamerweise blieb Hoon unverletzt. Zusammen mit einem Gefährten rollte er aus dem Schutt, während Halahan die beiden abklopfte, als ob sie in Flammen stünden.
    Ein weiterer Schuss donnerte gegen die mächtige Fassade des Torhauses. Die eigenen Kanonen erwiderten das Feuer und schleuderten Kugeln über die teilweise zerstörte Brücke auf die feindliche Artillerie am anderen Ufer. Nun schossen die Scharfschützen der Reichsarmee zurück. In all dem Steinstaub, der über der Brustwehr schwebte, fiel das Atmen schwer. In Halahans Ohren klingelte es schmerzhaft laut.
    Hier wirkte es wie am Schild zu Bar-Khos in den frühen Tagen des Krieges. Die Männer duckten sich so tief wie möglich über den Schutt, säuberten die Kanonen und luden sie neu. Ein Medico brachte an der blutenden Seite eines Graujacken-Soldaten einen Verband an; drei andere lagen tot im Hintergrund. Niemand hatte ihnen die Augen geschlossen. Halahan duckte sich ebenfalls, als er hinüber zu Sergeant Jay lief, der hinter einer Zinne hockte und die Brücke sowie das andere Ufer durch Halahans Fernglas betrachtete.
    Der Sergeant schien Halahans Herannahen zu spüren. Er drehte sich um, als Halahan sich neben ihn kniete und ihm ohne Vorwarnung ins Ohr rief: »Jetzt stecken wir mittendrin!«
    Halahan nahm ihm das Fernglas ab und drehte an dem Schärferegler, bis er eine der schweren Kanonen am anderen Ufer sah, die gerade Rauch ausspuckte. Die Reichssoldaten hatten inzwischen drei Mörser gegen sie gerichtet; es waren schwere Kanonen mit einer größeren Reichweite als ihre eigenen kleinen Feldkanonen.
    Er gab das Fernglas dem Sergeanten zurück und schaute hinunter auf die Brücke. Die brennende Hälfte, die ihnen am nächsten war, lag tief im Wasser; das Holz war ein langes Band aus schwarzer Kohle. Ein großer Teil des Seekrauts, auf dem sie geruht hatte, war unter die Oberfläche gesunken, und dort, wo die Brücke noch intakt war, stand eine Reihe von mhannischen Schilden, die die Arbeiter und Scharfschützen dahinter abschirmten. Um diesen Schildwall herum huschten kleine Gruppen, die mit Seekraut und Holz beladen waren und dieses rasch auf die Überreste der zerstörten Brücke warfen, bevor sie wieder zurückrannten.
    Es waren Sklaven – vermutlich Khosier. Zuerst hatten sich die Graujacken geweigert, auf die rennenden Gestalten zu schießen, doch dann hatte Halahan die Zähne zusammengebissen und das Kommando zum Feuer gegeben, und diejenigen seiner Soldaten, die aus anderen Nationen stammten, hatten sich daran gemacht, einen nach dem anderen abzuschießen, während die Khosier in verbittertem Schweigen zugesehen hatten. Die Sklaven fielen wie Puppen, aber es schien unendlich viele von ihnen zu geben. So wurde der zerstörte Teil der Brücke allmählich wieder aufgebaut.
    Ein Zittern lief durch Halahans Füße. Es war ein weiterer Kanonenschlag. Links von ihnen stürzte ein Teil der Brustwehr und auch des Wehrgangs dahinter ein, so dass Hoon und der Scharfschütze neben ihm zurück in Sicherheit springen mussten.
    Halahan schaute durch die Lücke an dem Torhaus entlang auf den Balkon links von ihm, wo Hauptmann Hull, sein lagosischer Stellvertreter, mit einer Einheit stationiert war. Sie alle kauerten sich unter den plötzlichen Kanonenschüssen zusammen.
    »O nein!«, rief jemand, als er bemerkte, dass der Balkon ganz langsam nachgab und unter den Füßen seiner Kameraden zerbrach.
    »Weg von hier!«, rief jemand anderes, aber es war zu spät. Zuerst fiel die Brüstung in die Tiefe, und einige der Männer, die ganz vorn gestanden hatten, stolperten hinterher. Halahan sah, wie Hauptmann Hull in seinem weißen Schal den Rest seiner Soldaten auf die Treppe zuzutreiben versuchte, doch dann brach der gesamte Balkon zusammen und riss Hull und die anderen mit.
    Ein Schrei erhob sich am anderen Ufer. Die Reichssoldaten feierten ihren Sieg.
    Ganz kurz schloss Halahan die Augen. Langsam wischte er sich mit Händen, die taub von der Kälte waren, durch das Gesicht. Seit zwei Nächten hatte er nicht mehr geschlafen. Mit einem Knurren drehte er sich um und versuchte trotz der Erschöpfung und des Hungers klar zu denken. Der Rest der Männer beobachtete ihn; sie waren bereit, auf sein Kommando sofort wegzulaufen.
    Er nickte kurz.
    Die Graujacken packten ihre Sachen und schossen auf die Treppe zu.
    Auf der Straße unter ihnen war Gewehrfeuer zu hören. Halahans Männer nahmen ihre

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