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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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einem hölzernen Schirm bedeckt, der gerade jetzt, als Asch zusah, beiseitegezogen wurde, damit ein Akolyt hindurchgehen konnte.
    Asch musste eine Entscheidung treffen. Sollte dies nur ein Erkundungsgang sein, oder wollte er schon an Sascheen herankommen? Er hatte inzwischen genug gesehen und wusste, dass es nur eine einzige Möglichkeit gab, in ihre Koppel hineinzugelangen.
    Er kauerte sich in das kühle Gras und legte das Kinn auf die Hände. Er versuchte den Fluss der Dinge zu erspüren. Nun hatte er die Gelegenheit, auch wenn sie riskant war. Und er hatte keine Ahnung, welchen Abläufen die Wächter am Eingang zum Innersten folgten. Von hier aus konnte er es nicht herausfinden.
    Also sollte ich hingehen und es mir ansehen .
    Asch wählte den Wächter aus, der ihm am nächsten war. Er war nichts als eine undeutlich wahrnehmbare Gestalt, die hin und wieder einen Schluck aus der Flasche nahm. Er schätzte die Größe des Akolyten ab und war der Ansicht, dass es gehen würde.
    Während der nächsten halben Stunde kroch Asch durch die schwarze Nacht auf die Gestalt zu. Das war harte Arbeit, denn er bewegte jedes Glied immer nur ein winziges Stück, so dass er nicht den geringsten Laut von sich gab. Dies bedurfte vollkommener Konzentration. Die ganze Zeit hindurch brannte seine Brust vor Schmerz, weil er so flach atmen musste.
    Sechs Fuß von dem Wächter entfernt erstarrte er plötzlich, als ein Husten in der Nähe die Stille zerriss. Es rief in Asch den Drang hervor, ebenfalls zu husten. Seine Brust zuckte, und er hielt sich die Hand über den Mund und bezwang den Reiz, bis er abgeklungen war. Er sah, wie der Akolyt den Kopf in seine Richtung drehte.
    Asch drückte sich dicht gegen das Gras, atmete kaum und schloss die Augen.
    Es verging einige Zeit – genug für eine vorbeiziehende Stechmücke, sich auf seiner rußigen Wange niederzulassen. Er spürte, wie das Insekt landete, blieb aber so vollkommen still, dass es weiterflog, ohne ihn gestochen zu haben.
    Er spähte durch die Wimpern und bemerkte, dass der Akolyt zu einer anderen Stelle blickte. Asch bewegte sich weiter. Wie eine Katze auf der Jagd hob und senkte er seine Glieder und kroch mit wohl erwogener Langsamkeit Zoll für Zoll näher. Schweiß perlte auf seiner Haut, als er in die Reichweite des Wächters gelangt war.
    Er lag fast vor den Stiefeln des Mannes.
    Der Weißberobte zog schnüffelnd die Luft ein und schaute sich um. Er roch Aschs Schweiß.
    Asch sprang hoch und stieß dem Mann die Daumen in die Kehle. Der Akolyt keuchte und versuchte einen Laut von sich zu geben; eine Hand griff nach Aschs Gesicht. Er drückte mit den Daumen noch härter zu und sah es in den weißen Augen hinter der Maske seines Opfers blitzen.
    Der Akolyt wurde schlaff. Asch legte ihn sanft auf dem Boden ab. Dabei behielt er den Druck seiner Daumen bei, bis er sicher war, dass der Mann nicht mehr lebte.
    »Cuno?«, drang eine Stimme aus der Dunkelheit links von ihm.
    Asch erstarrte, während er die Hände noch um den Hals des Akolyten geschlossen hatte. Er bemerkte den Geruch von Alkohol, der aus der Flasche des Toten getropft sein musste.
    Er schluckte Luft und zwang sich zu einem Rülpsen.
    »Ja«, sagte er in der Handelssprache und wartete auf einen Alarmruf.
    »Nichts«, sagte die Stimme. »Hab nur gedacht, ich hätte was gehört.«
    Asch beeilte sich. Sein Opfer war größer, als es zuerst den Anschein gehabt hatte, und als Asch sich die Rüstung und Robe des Akolyten anzog, musste er feststellen, dass sie nicht passten.
    Nein, erkannte er. Es war Asch, der schmaler geworden war. Während der langen Reise hatte er an Gewicht verloren.
    Er zog den Mantel über die zu große Rüstung und hoffte, das würde den schlechten Sitz sowie die Wölbung seines Schwertes verbergen. Dann befestigte er die Maske vor seinem Gesicht, die wie ein Helm auch die Haare bedeckte. Er warf nur einen kurzen Blick auf das verzerrte Antlitz unter ihm; es gehörte zu einem Mann mittleren Alters mit kahlgeschorenem Kopf und stark hervorstehenden Wangenknochen in einem harten Gesicht. Asch bückte sich und schloss die hervorgequollenen Augen des Akolyten.
    Zu dieser Stunde war es ruhig im Lager, denn die meisten Akolyten schliefen, auch wenn Lachen und Musik aus dem größten und hellsten Zelt in Sascheens Einfriedung drangen. Das Lager war ordentlich in Quadrate eingeteilt. Asch schlenderte die Gassen zwischen den Notzelten und erlöschenden Lagerfeuern entlang, als ob er hierher gehörte. Er

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