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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Ansehen standen und stets nach dem Aufstieg strebten. Ganz am Rande befanden sich die Diener und Hofschranzen der Matriarchin. Auch Guan und Schwan waren da; Bruder und Schwester vergnügten sich gemeinsam mit einer Frau.
    Sascheens Ehrengarde umstand die Szenerie. Die Männer hatten ihre Handschuhe angezogen und die Arme vor der Brust verschränkt; ihre Blicke waren hinter Rauchgläsern verborgen.
    Und wer beobachtet die Beobachter? , fragte er sich geistesabwesend und betrachtete die Priester, die in den Alkoven des Zeltes saßen, sich leise miteinander unterhielten oder dem Schauspiel zusahen. Einige waren zu alt für solche Vergnügungen, andere zu müde, wieder andere zu gelangweilt. Drei Priester der Monbarri, der Fanatiker von Mhann, saßen in dem Alkoven ihm gegenüber. Das Gesicht des größten, der in der Mitte hockte, war eine lippenlose Narbenmaske; er hatte sich freiwillig die Haut von Säuren verätzen lassen, was sogar für einen Monbarri-Inquisitor sehr extrem war.
    Seine Augen beobachteten Ché von gegenüber.
    Ché erwiderte nachlässig den starren Blick des gesichtslosen Mannes. Die Körper kamen nun näher, waren wie eine Flutwelle, die gegen ihn drückte. Ein Kopf streifte über seinen Stiefel, als sich zwei Liebende vor seinen Füßen hoben und senkten. Er stellte die Sohle auf den kahlen Kopf des einen und drückte dagegen, bis sie wieder von ihm wegrollten. Dabei erhaschte er einen Blick auf Schwan und sah, dass sie ihn aus der Ferne beobachtete.
    Er nickte der jungen Frau zu. Sie lächelte. Dieser Augenblick der Verbindung wärmte ihm die Brust, und Erregung durchpulste ihn.
    Der Monbarri sah ihn noch immer von der anderen Seite des Raumes an.
    Ché beschloss, dass er sich einen klaren Kopf verschaffen musste, und stand auf. Er schaute noch einmal hinüber zu Schwan und wollte, dass sie ihm folgte. Dann schritt er zum Ausgang, während der Monbarri ihn weiterhin anstarrte.
    Als er nach draußen trat, füllte er seine Lunge mit frischer Luft. Die Wächter beachteten ihn nicht; er war bloß ein weiterer Priester aus Sascheens Gefolge. Ché schaute nach rechts, wo die Flammen eines Lagerfeuers hoch in den Nachthimmel stiegen. Zwei Akolyten warfen soeben eine weitere leere Weinkiste hinein – eine der vielen, die die Priester bereits abgearbeitet hatten.
    Das war zu erwarten gewesen, dachte Ché. Nach der erfolgreichen Überquerung des Meeres und dem Überleben des größten Teils der Flotte im Sturm der letzten Nacht mussten die Matriarchin und ihr Gefolge Spannungsabbau betreiben. Als Ché sie heute Nacht bei ihrem Gelage beobachtet hatte, war ihm klargeworden, dass bis zur Landung der Armee niemand vom Erfolg dieses Unternehmens vollkommen überzeugt gewesen war.
    Ché entfernte sich noch ein wenig vom Lärm, der aus dem Zelt drang. Er wartete in der Hoffnung, dass Schwan herauskommen würde, während eine leichte Brise das Tal herunter blies und eine Andeutung des kommenden Winters mitbrachte. Sie würden sich beeilen müssen, wenn sie Bar-Khos vor dem ersten Schneefall einnehmen wollten.
    Ein Akolyt eskortierte einen Späher durch den Eingang im Palisadenzaun. Es war ein müder Purdah mittleren Alters, der hinkte und vollkommen verdreckt war. Sein Wolfshund war nirgendwo zu sehen. Ché kniff die Augen zusammen. Hinter dem Boten und dem Späher hatte sich ein zweiter Akolyt dem Eingang genähert, doch dann war er stehen geblieben, als der Schirm wieder vorgeschoben wurde, und hatte sich in einem Hustenanfall zusammengekrümmt, bevor er in einer ganz anderen Richtung davonging.
    Seltsam , dachte Ché.
    »He da!«, rief er den Wachen am Eingang zu. Sie drehten sich zu der Stimme um.
    Ein weiterer Schrei zerriss die Nacht. Er erinnerte Ché an das Pfeifen eines Wasserkochers.
    Ché sah dem weggehenden Akolyten nach.
    »Egal«, rief er den Wachen zu.
    Dann warf er einen Blick zurück zur Zeltklappe. Schwan war nicht herausgekommen.
    Ché schritt allein auf sein eigenes Zelt zu.

Kapitel neunzehn
    Alte Wünsche
    Asch erwachte, als ihm ein Stiefel mit einer Eisenspitze gegen die Rippen trat.
    Mühsam schlug er die müden Augen auf, denn erst in den frühen Morgenstunden hatte er ein wenig Schlaf gefunden, und er spürte, wie sich ein warmer Körper gegen den seinen presste.
    Er zog sich das Laken vom Kopf und schaute hoch in das finstere Gesicht eines Reichssoldaten.
    »Auf die Beine, alter Mann.«
    Asch ächzte und zog sich das Laken wieder über den Kopf. Der Stiefel stieß härter zu.
    Er

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