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Im Auftrag der Väter

Im Auftrag der Väter

Titel: Im Auftrag der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Konsequenzen.
    Sie begann, sich Sorgen um Rolf Bermann zu machen.
    »Ich spreche mit den Kollegen in Lahr«, sagte Bob.
    »Gute Idee«, sagte Bermann. »Die Zeit drängt.«
    »Ja«, sagte Bob und lächelte.
    »Kommen wir zu den Niemanns«, sagte Bermann und lächelte auch.
    Paul Niemann hatte seit dem Vorabend Personenschutz, soweit dies überhaupt möglich war – Leibwächter konnte die Kripo nicht stellen. Zwei Kollegen saßen im Wagen vor dem Haus in Au, folgten Niemann, wenn er das Haus verließ, was vermutlich nicht geschehen würde.
    Und sie hatten die Anzahl der Streifen noch einmal verdoppelt.
    Für einen Moment sagte niemand etwas. Louise begegnete Mats Benedikts Blick. Sie ahnte, welche Fragen ihm durch den Kopf gingen. Zwei Kollegen im Wagen und ein paar Streifen, reichte das? Konnten sie Paul Niemann auf diese Weise schützen? Nach allem, was sie inzwischen wussten über Antun Lončar und seinen asymmetrischen Krieg?
    Aber was sonst hätten sie tun können?
    Immerhin hatten sie nun eine konkrete Vorstellung, was er plante. Konnten Maßnahmen ergreifen.
    »Wie wird er es versuchen? Und wann?«, fragte sie.
    Mats Benedikt nickte nachdenklich. Die entscheidenden Fragen.
    »Also, ich würde abwarten«, sagte Alfons Hoffmann.
    Anne Wallmer nickte. »Ich auch.«
    »Ich nicht«, sagte Bermann. »Ich habe einen Plan, den ziehe ich durch. Ich fühle mich unantastbar. Ich zitiere Psalmen. Ich bin durchgeknallt. Ich habe einen göttlichen Auftrag: Töte den Mann, der Leid über dich und viele andere gebracht hat. Nein, ich versuche es heute Nacht.«
    Louise wandte sich den Mitgliedern der Soko zu, die nicht bereits der Ermittlungsgruppe angehört hatten, darunter die Schwenninger Kommissaranwärter. Sie hatten sich auf Anweisung Bobs um die anderen Theorien gekümmert, die Russen-Spur, die Wohnsitzlosen-Spur, die Bauern-Spur, die Liebhaber-Spur, die Psychopathen-Spur. Jetzt zählte auch offiziell nur noch die Lončar-Spur. »Das ist die entscheidende Frage. Wie reagiert er? Bisher hat er immer das getan, was wir nicht erwartet haben. Also. Was erwarten wir? Und wird er deshalb das Gegenteil tun? Oder weiß er, dass wir inzwischen das Gegenteil erwarten, und wird deshalb das tun, was man eigentlich erwarten könnte?«
    Konzentrierte, ruhige Gesichter blickten sie an. Ein paar Kollegen nickten. Niemand antwortete. Als sie sich eben abwenden wollte, sagte Dietrich, ein altgedienter Freiburger Hauptkommissar: »Eins musst du mir schon erklären.«
    Sie wartete.
    »Woher soll er deiner Meinung nach wissen, wo die Niemanns jetzt wohnen?«
    »Er wird es herausfinden. Wenn er es nicht schon weiß.«
    »Aha.« Dietrich nickte und lächelte. Beides wirkte ein wenig sarkastisch. Sie wusste, dass er sie nicht mochte. Ihre Methoden nicht mochte. Methoden wie die, gegen die ausdrückliche Anweisung des Dezernatsleiters nach München zu fahren. »Also, er spricht kaum Deutsch«, sagte er, den Blick auf Bermann richtend, »ist vielleicht zum ersten Mal in Freiburg, aber er wird es herausfinden, ja?«
    Unruhe kam auf. Flüstern, Räuspern, jemand lachte leise. Anne Wallmer stieß brummige Laute des Missfallens aus.
    »Ja«, sagte Bermann.
    Dietrich nickte. »Aber wie soll das gehen?«
    »Scheißegal«, sagte Bermann.
    »Über die Kinder zum Beispiel«, sagte Mats Benedikt. »Vielleicht weiß er, wo sie in die Schule gehen.«
    »Dann lasst sie nicht in die Schule.«
    »Vielleicht weiß er, wo die Mutter arbeitet«, sagte Louise.
    Dietrich sagte nichts, zuckte nur die Achseln. Dann lasst sie nicht arbeiten gehen, bedeutete das Achselzucken.
    Mats Benedikt räusperte sich. »Oder er ist ihnen gestern morgen gefolgt. Nach dem Brand.«
    »Und wenn nicht, dann wird er es auf eine andere Weise herausfinden«, sagte Bermann.
    Dietrich hob die Hände, spreizte sie. »Ich mein ja nur. Man wird ja fragen dürfen.«
    Louise nickte. Eine wichtige Frage, trotz Sarkasmus und Abneigung. Die Schule der Kinder, das Geschäft der Mutter, der Morgen des Brandes. Welche Möglichkeiten gab es noch?
    Welche Möglichkeiten, die sie nicht in Erwägung zogen?
    Plötzlich war sie davon überzeugt, dass Antun Lončar längst wusste, wo die Niemanns waren. Am Montag hatte er einen Fluchtplan für den Notfall gehabt. Er hatte gewusst, dass er die Niemanns wiederfinden musste, wenn ihr Haus nicht mehr existierte.
    Er hatte vorgesorgt.
    War ihnen wieder einen Schritt voraus.
    Bermann klopfte auf den Tisch. Die Unruhe legte sich. »Weiter im Text.«
    »Er weiß es

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