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Im Auftrag der Väter

Im Auftrag der Väter

Titel: Im Auftrag der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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längst«, sagte Louise.
    »Ja«, bestätigte Mats Benedikt.
    »Gut«, sagte Bob. »Wir machen Au zur Festung.«
    »Gut«, sagte Bermann. »Noch was? Louise?«
    Sie sah Alfons Hoffmann an. »Biljana und Snježana sind wichtig. Wir müssen rausfinden, wo sie sind. Was seit 1998 passiert ist.«
    Alfons Hoffmann nickte, ohne ihren Blick zu erwidern. »Wird sich schon drum gekümmert.« Er wirkte plötzlich ein wenig unruhig.
    »Aha?«
    »Sitzt schon jemand dran seit heute Morgen. Wurde gleich als Erstes veranlasst. Wo sind Biljana und Snježana.«
    »Aha. Wer sitzt da dran?«
    Alfons Hoffmann wand sich.
    »Kenne ich ihn?«
    »Nein«, sagte Bermann ungeduldig.
    Sie nickte. Bermann, der Alfons Hoffmann aus der Bredouille half. Sie runzelte die Stirn. Bermanns Blick lag drohend auf ihr. Nicht jetzt, sagten die kleinen, harten Augen. Später, nur wir beide. Ohne Bob und die Kollegen. Sonst setzt es was, Stolz hin, Stolz her.
    Sie nickte erneut. Also später.
    Alfons Hoffmann wand sich noch immer, sah sie noch immer nicht an. Sie wusste, dass er nichts dafür konnte. Bermann hatte Thomas Ilic drangesetzt, Alfons Hoffmann hatte es lediglich zugelassen. Und ihr verschwiegen.
    Plötzlich war die Wut da. Sie schloss die Augen, dachte, später, es hat doch jetzt keinen Sinn.
    »Louise, du fährst zu den Niemanns raus«, sagte Bermann.
    Sie öffnete die Augen, nickte schweigend, später.
     
    Später war gegen neun, sie stand vor Bermanns Schreibtisch, er hockte auf der Kante, sie sprachen über Regeln, dienstliche, moralische, sonstige, vielmehr: Rolf Bermann sprach, Louise hörte zu. Du hältst dich nicht an meine Regeln, aber du verlangst, dass ich mich an deine halte, irgendwelche konfusen, irrationalen moralischen Regeln, Gefühlsregeln, weil du ein schlechtes Gewissen hast. Illi sagt es schon, wenn er nicht will, der braucht dich nicht dafür, aber wir brauchen ihn und seine Kontakte, hast du schon vergessen, die Zeit drängt, da draußen läuft ein potenzieller Mörder rum. Bermann grinste jetzt und räkelte sich gemütlich auf der Kante.
    Hinter ihm an der Wand hingen drei Poster von Surfern, Surferinnen, um genau zu sein. Bermanns neueste Passion, das Surfen inmitten von zwanzigjährigen schlanken Strandschönheiten, die wilden, unabhängigen Mädchen, an die er sich erst mit Ende vierzig herantraute. Sie hatte Fotos gesehen aus Südwestfrankreich, Bermann vergangenes Jahr im Anfängerkurs nahe Biarritz.
    Bermann am Strand, ein riesiges Surfboard haltend, Bermann im Atlantik auf dem riesigen Surfboard sitzend, das riesige Surfboard ohne Bermann, der irgendwo Richtung Irland trieb.
    Sie lächelte. An Bermann denken war immer noch die beste Therapie, wenn man sich über Bermann ärgerte.
    Sie ging wortlos, dachte im Treppenhaus, irgendwie war an dem, was er gesagt hatte, was Wahres dran. Nicht viel – schließlich stammte es von Rolf Bermann –, aber ein klein wenig schon.
    Ja, sie hielt sich ungern an Regeln, die Bermann aufgestellt hatte, sofern sie sie falsch fand. Ja, sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie im Sommer 2003 den Fehler gemacht hatte, Thomas Ilic nicht in die Direktion zurückzuschicken,
sondern ihn mit aufs Rappeneck zu nehmen. Ja, sie konnten Thomas Ilic und seine Kontakte nach Kroatien gut brauchen. Ja, Thomas Ilic konnte schon selbst sagen, wozu er bereit war und wozu nicht. Das Problem damals und heute war nur: Er sagte es eben nicht. Also mussten andere das für ihn übernehmen, Menschen mit einem schlechten Gewissen, Menschen, die auch konfuse, irrationale moralische Regeln für legitim hielten, nicht nur solche, die in Dienstvorschriften niedergeschrieben waren.
    Es verhielt sich also wie immer: Rolf Bermann war im Recht, Rolf Bermann war
nicht
im Recht.
    Beruhigt lief sie die Treppen ins Erdgeschoss hinunter. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn sich die fundamentalen Gesetze innerhalb der Freiburger Kripo an einem trüben Oktobermorgen urplötzlich geändert hätten.
     
    Thomas Ilic’ Kontakte arbeiteten rasch und effektiv. Noch während sie Richtung Au fuhr, rief Alfons Hoffmann an. Er entschuldigte sich umständlich und kleinlaut und selbstkritisch, sie exkulpierte ihn genauso selbstkritisch, dann berichtete er. Ein Kollege in Zagreb, einer in Banja Luka, das reichte manchmal, wenn man einen Mann in Freiburg hatte, der die beiden rasch und informell zusammenbrachte und anschließend die Puzzleteilchen zusammensetzte, die die beiden geliefert hatten. Ein paar Telefonate also, dann war

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