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Im Auftrag der Väter

Im Auftrag der Väter

Titel: Im Auftrag der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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eigentlich auch schon alles.

15
    DRAUSSEN WIEDER REGEN UND GRAU , drinnen, im ungemütlichen Sokoraum, der viel zu groß war für kleine Versammlungen wie diese, der Kripoleiter, der Dezernatsleiter, zehn Ermittler, die Pressesprecherin, eine Sekretärin. Endlich lag ein wenig Adrenalin in der Luft, wenn auch nur deshalb, weil sich die Alphatiere bekriegten.
    »Nein«, sagte Rolf Bermann.
    »Die Ergebnisse sind wichtiger«, sagte Bob. Sein Blick lag auf ihr, sein hübsches Lächeln flackerte für einen Moment auf. Du stehst unter meinem Schutz, sagte das Lächeln. Du bist jetzt mein Protegée.
    Sie stieß verhalten auf.
    »Nein«, wiederholte Bermann. Auch sein Blick lag auf ihr, allerdings kein Lächeln unter dem Schnurrbart, nur ein intensiver, ehrlicher, wütender Blick.
    Sie sah auf die Uhr. Eine Stunde, schätzte sie, dann würden ihr vor Müdigkeit und Erschöpfung die Augen zufallen, würde sie nach links sinken gegen Alfons Hoffmann oder nach rechts gegen Anne Wallmer, mit vierundvierzig steckte man Krisennächte wie die vergangene nicht mehr so einfach weg.
    Sie waren gegen fünf eingeschlafen, die beiden Frauen mit den paar Problemen, auf dem Sofa in ihrer Wohnung. Um halb sieben hatte der Handy-Wecker geklingelt, war die eine aufgestanden, um ins Büro zu fahren, die andere
liegen geblieben, um nicht ins Büro zu fahren. Muss ich mir Sorgen machen?, hatte Louise zum Abschied gefragt. Wahrscheinlich nicht, hatte Jenny Böhm erwidert.
    Zu Beginn der Sitzung hatte Louise von München berichtet. Bob hatte sie gelobt, Bermann hatte sie verflucht. Was Bob vermutlich als Einziger im Raum nicht wusste, war, dass Bermanns Flüche manchmal auch einen Anteil Stolz enthielten.
    Dies war so ein Moment.
    Meine Ermittlerin, sagten seine Flüche auch, scheißt sich nicht um meine Anordnungen, setzt sich ins Auto, holt
solche
Ergebnisse.
    Meine Schule.
    Jetzt sagte er: »Solange ich dieses Dezernat leite, unterbleiben solche Ausflüge, wenn ich anordne, dass sie zu unterbleiben haben.«
    »Meiner Meinung nach hätte dieser ›Ausflug‹ früher stattfinden müssen«, entgegnete Bob freundlich. »Die Zeit drängt. Da draußen läuft ein potenzieller Mörder herum. Wir können nicht die Hände in den Schoß legen und warten, bis irgendjemand anders unsere Arbeit erledigt. Oder können wir das?«
    Bermann runzelte die Stirn, schwieg.
    »Bitte, Alfons«, sagte Bob.
    Alfons Hoffmann wartete, vermutlich auf ein Zeichen von Bermann. Als das Zeichen kam, ein kaum sichtbares Nicken, begann er. Zuerst das unscharfe Foto von Lončar, das Paul Niemann aufgenommen hatte, die Computerexperten hatten viel herausgeholt. Er ließ eine Kopie herumgehen, alle warfen nur einen flüchtigen Blick darauf, sie brauchten das Foto nicht mehr.
    Alfons Hoffmann sprach schon weiter. Die Staatsanwältin,
Marianne Andrele, würde heute Nachmittag versuchen, mit Lončars damaligem Anwalt, Georg Thomas Seidl, zu telefonieren. Vielleicht hatte Lončar im Sommer auch ihn kontaktiert. Vielleicht konnte Seidl ja einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort geben.
    Aus Lahr waren mittlerweile ein paar Namen eingegangen, Deutsche, die im ehemaligen Jugoslawien geboren worden waren und deshalb möglicherweise als Antun Lončars Kontakt in Frage kamen. Noch wartete man ab, überprüfte lediglich und sammelte weitere Namen.
    »Rolf?«, sagte Bob sehr kollegial.
    »Wie viele?«, fragte Bermann.
    Alfons Hoffmann überflog seine Unterlagen. »Um die fünfzig.«
    »Zu viele. Die Kollegen sollen uns alles rüberschicken, was sie haben. Namen, Geburtsdatum, Geburtsort. Wo die Leute gelebt haben, bevor sie nach Deutschland gekommen sind. Eben alles. Anne und Mats, ihr gleicht die Daten mit den Daten zu Lončar ab. Er war in Lahr, also gehen wir davon aus, dass er dort eine Kontaktperson hat. Sucht nach Verbindungen. Wir können nicht bei fünfzig, sechzig Personen mit dem MEK aufkreuzen, und wir brauchen das MEK , falls Lončar da ist.«
    Louise sah Bob sehr kollegial nicken. Sie fragte sich, wer auf dieses Theater hereinfallen sollte.
    »Zugriff wenn möglich heute Nachmittag«, sagte Bermann.
    Anne Wallmer stöhnte. Mats Benedikt machte skeptisch »Hm«.
    »Was?«, fragte Bermann. »Die Zeit drängt. Da draußen läuft ein potenzieller Mörder rum.«
    Alle sahen ihn an.
    Bermann zuckte die Achseln. »Ist doch so.«
    »Ja«, sagte Bob. Er nickte wieder, aber es war ein anderes Nicken, fand Louise, ein wachsames Nicken. Ein Nicken, das besagte: Es wird Zeit für

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