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Im Auftrag der Väter

Im Auftrag der Väter

Titel: Im Auftrag der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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sobald ich draußen bin, kannst du’s wieder tun, aber nicht jetzt. Scharf wiederholte sie: »Da steht Ihr Name drauf, Herr Niemann.«
    »Dann ...«
    »Genau, dann muss es wohl so sein.«
    Keine Reaktion.
    »Herr Niemann, dieser Mann hat möglicherweise vor ...«
    »Nicht, bitte!«, sagte Carola.
    Louise wandte sich ihr zu. »Warte draußen, ja?«
    »Nein!« Die dunklen Augen wurden groß und widerspenstig.
    »Dann unterbrich mich nicht, verdammt!« Sie sah wieder Paul Niemann an. »Dieser Mann hat möglicherweise vor, Sie oder Ihre Familie zu ermorden.«
    »Zu ermorden?«
    »Ja.«
    »Deshalb ist es so wichtig, Papa«, murmelte Carola.
    »Aber ... aber ich erinnere mich doch nicht.«
    »An gar nichts?«, fragte Louise. »Weder an den Namen noch an den Fall?«
    »An gar nichts.«
    »Erinnern Sie sich, ob Sie jemals persönlich Kontakt zu Lončar hatten? Haben Sie mal mit ihm telefoniert? Hat er Sie mal angerufen? Hat er Sie mal auf dem Heimweg abgepasst?«
    »Ich ...«
    Louise seufzte, zu viele Fragen auf einmal für einen Mann, der nicht wirklich reden wollte. Sie wiederholte sie einzeln, wartete die Antwort ab, viermal Nein. Dann herrschte wieder Schweigen, bis Paul Niemann sagte, er
habe keinen von diesen Menschen jemals gesehen, nur ihre Unterlagen.
    »Und ihre Fotos«, sagte Louise.
    Er sah sie nur an, ein trauriger, schuldbewusster, hilfloser Blick.
    »Sie konnten sich die Fotos nicht anschauen, richtig? Sie mussten diese Leute fortschicken. Sie konnten sich ihre Gesichter nicht anschauen.«
    »Nein, ich konnte das nicht.«
    Ihre Wut war abgeklungen, das Mitleid kehrte zurück. Für einen Moment dachte sie daran, was diesen Mann erwartete, wenn sie Lončar endlich hatten, vielleicht auch schon früher, dass seine Frau weggehen, dass seine Familie zerfallen würde. Und dann? Wie wollte ein derart hilfloser und schwacher Mann dann wieder auf die Beine kommen?
    Sie trat zur Seite, und Paul Niemann schaute wieder nach draußen.
    Eine letzte Frage blieb – wie hatte Lončar Paul Niemann in Merzhausen gefunden?
    Achselzucken, Kopfschütteln, Ratlosigkeit.
    Sie hob den Blick. Carola war blass, eine Hand lag noch immer auf der Schulter ihres Vaters. Sie würde sich um ihn kümmern, natürlich, aber sie war erst sechzehn und brauchte doch selbst Menschen, die sich um sie kümmerten. Ihr Blick wanderte weiter, über die Bleistiftporträts an der Wand entlang des Bettes, die Porträts des Toten, dessen Gesicht sich von Zeichnung zu Zeichnung veränderte, zur Tür, die sie nicht geschlossen hatte und durch die möglicherweise eines Nachts Antun Lončar treten würde, weil er Paul Niemann das gleiche Schicksal zugedacht hatte, wie er selbst es erlitten hatte.
     
    Draußen, im leichten, kühlen Regen, ein kurzer Gruß in Richtung der beiden Kollegen, die vor dem Haus in ihrem Wagen saßen, Blicke in alle Richtungen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass Lončar bereits hier war, schon gar nicht, dass er es tagsüber versuchen würde. Lončar war die Nacht, er war der Albtraum, der kam, wenn alles schlief.
    Während sie langsam auf die Hexentalstraße zufuhr, rief sie Jenny Böhm an. Alles in Ordnung, sie war noch in ihrer Wohnung, lag auf dem Sofa und kämpfte mit sich, mit ihren Impulsen und Gelüsten und der Scham, aber es war alles in Ordnung, zumindest fast.
    Louise hörte an ihrer Stimme, wie sehr sie kämpfte.
    »Ich wollte dir noch was sagen, aber ich hab’s vergessen«, murmelte Jenny Böhm.
    Sie schwiegen. Im Rückspiegel eine Streife, auf der Hexentalstraße eine weitere. Louise bog ab, an einem Imbiss-Stand einer der Zivilfahnder, Zeitung, Currywurst, Cola, das Leben als Zivilfahnder war nicht sonderlich gesund.
    Am Ortseingang eine dritte Streife. Au war zur Festung geworden.
    Beruhige dich, dachte sie. Es gelang ihr nicht.
    »Nein«, sagte Jenny Böhm, »fällt mir jetzt nicht ein.«
    »Macht nichts.«
    Wieder schwiegen sie. Dann sagte Louise: »Ich komme heute Nacht nicht heim.«
    »Nein?«
    »Ich muss auf diese Leute aufpassen. Denen das Haus niedergebrannt wurde.«
    »Nachtschicht«, sagte Jenny Böhm, und es klang enttäuscht.
    »Ja. Bleib, wenn du möchtest. Irgendwo ist noch ein
Schlüssel für die neue Tür. In irgendeiner Küchenschublade.«
    »Ja.«
    »Irgendwo ist auch was zu essen. Kekse. Nudeln. So was.«
    Die Kekse hatte Jenny Böhm schon gegessen. Louise nickte. Kekse waren manchmal die Rettung, wenn man kämpfte wie Jenny Böhm. Nicht für immer, aber für den Moment.
    Louise sagte, du

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