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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Begegnung, von der man ganz gewiss noch viele Jahre sprechen würde.
    Da hatten sie so lange Zeit in Angst und Schrecken vor der ägyptischen Bedrohung gelebt, dass ihnen eine friedliche Lösung gar nicht in den Sinn gekommen war!
    Nur Jotham wusste, wie es sich in Wirklichkeit verhielt: Er hatte, als Haynas Befehl erging, brennende Pfeile und Feuergeschosse auf die Stadt zu richten, die weiße Fahne gehisst. Hayna war an Bord von Jothams geliebter Edrea gekommen, so als wollte er das Schiff in Besitz nehmen, und hatte sich die leidenschaftlich vorgetragene Bitte des Schiffbauers angehört, Ugarit zu verschonen, verbunden mit dem zarten Hinweis darauf, dass eine intakte und reiche Stadt für den Pharao gewinnträchtiger sei als eine, die in Schutt und Asche liege – nicht ohne geschickt anzudeuten, dass sich dies auch für Admiräle auszahlen könne. Deshalb hatte Hayna Jothams Einladung angenommen, in seiner Eigenschaft als Diplomat König Shalaaman einen Besuch abzustatten.
    Unter Leahs besorgten Blicken erhob sich jetzt der König. Er wirkte zwar etwas unsicher, aber beherrscht, und seine Stimme war kräftig, als er über die Köpfe der Versammelten hinweg rief: »Wir heißen unsere ehrenwerten ägyptischen Gäste willkommen und entbieten unserem Bruder in Ägypten, Pharao Thutmosis, die Segnungen unserer Götter. Dies ist wahrlich ein besonderer Tag!«
    Leises Murmeln setzte ein, dann wurde die Menge mutiger und lauter, bis schließlich aus voller Kehle die Segnungen der Götter in dieser denkwürdigen Stunde beschworen wurden. Und schon bald darauf begannen die unendlich erleichterten Bürger Ugarits, Pläne für Festessen zu schmieden und Vorkehrungen zu treffen, um Verwandte und Familienmitglieder, die die Stadt verlassen hatten, zu benachrichtigen. Wildfremde Menschen fielen sich in die Arme, Zira und Avigail seufzten befreit auf. Shalaaman und Hayna – Kanaaniter und Ägypter – blickten sich in dem wortlosen Einvernehmen, wie es zwischen Königen und Militär gang und gäbe ist, an, wie um zu sagen: Wir bezeugen hier erst einmal Freundschaft, aber anschließend handeln wir die Bedingungen unseres neuen Vertrags aus. Wir sind nicht eure Vasallen, drückte Shalaamans königlicher Blick aus, während aus Haynas dick mit Kajal umrandeten Augen abzulesen war, dass Ägypten und Kanaan niemals »Brüder« sein würden.
    Es war ein Frieden auf tönernen Füßen, aber dennoch ein Frieden. Und obwohl alle wussten, dass die ägyptische Flotte im Hafen ankern und damit die Macht des Pharaos veranschaulichen würde, musste Ugarit nun nicht mehr Krieg und Zerstörung befürchten, sondern konnte auf eine neue, durch ein Bündnis untermauerte Ära des Wohlstands hoffen.
    Richter Uriah, Jotham der Schiffbauer, Shalaamans Generäle und Berater geleiteten gemeinsam die angesehenen Gäste aus dem Thronsaal in einen angegliederten Raum, in dem Verhandlungen und politische Gespräche beginnen sollten. Die Zuschauer nahmen es gelassen hin. Gefahr hin und her, dem begeisterten Jubel tat dies keinen Abbruch.
    Und deshalb hörte auch niemand, dass Yehuda plötzlich aufschrie und zu Boden stürzte. Erst als Zira zu ihm eilte und ihn in die Arme schloss, starrten die Umstehenden angeekelt auf seine rudernden Gliedmaßen und den Schaum auf seinem Mund. Erschreckt wurden sie Zeuge des Anfalls und damit der Krankheit, die viele als Gerücht abgetan hatten.
    Als Yehuda endlich zur Ruhe kam, wurde er von Wachen hinausgetragen. Zira und ihre Anwälte folgten ihnen.
    Nach einem kurzen Wortwechsel zwischen Leah und Shalaaman nickte der König, worauf sie zu Avigail lief und sie umarmte. »Die Götter seien gepriesen«, sagte die Großmutter, »ich befürchtete schon, dich nie wiederzusehen!« Sie küssten sich, Freudentränen strömten ihnen über die Wangen.
    Und dann gebot König Shalaaman Ruhe und rief Leah zu sich. »Die Götter lächeln dir zu, Tochter. Sie haben dich gesund zu mir zurückgebracht. Ich habe dich schon einmal belohnt, weil du mich von dem Dämon befreit hast. Jetzt möchte ich dich erneut belohnen.«
    »Asherah ist meine Zeugin, dass ich dir, Majestät, dienen und dir bei deinen Beschwerden beistehen werde«, entgegnete Leah. »Aber ich kann nicht mehr deine Gefangene sein. Du musst mir gestatten, nach Hause zu gehen. Das ist alles, was ich als Belohnung erbitte.«
    Die Umstehenden waren entsetzt über ihren Ton und ihr Auftreten – eine junge Frau wagte es, dem König die Stirn zu bieten! Woher sollten sie auch

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