Im Auge des Falken (Regelence-Serie) (German Edition)
seinen hellbraunen Hosen und den glänzenden, schwarzen Schaftstiefeln. Die Enden seines blauen Gehrocks flatterten hinter ihm, als er über den polierten Stein schlitterte.
»Entschuldigung, Thomas!«, rief er über die Schulter und folgte den Hunden dann zur Tür hinaus.
Thomas stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und atmete tief durch. »Habt Dank, Milord.« Er murmelte etwas zu sich, das wie Lord Terror klang.
Bevor Nate jedoch fragen konnte, was da eben passiert war, rannte ein quietschendes, nacktes, nasses Mädchen an ihm vorbei, gefolgt von einer älteren Frau.
»Lady Mätzchen«, murmelte Thomas.
Nate blinzelte. Bei allen Sternen, er war in einem Irrenhaus gelandet!
»Ich bitte um Verzeihung?«
Thomas' Augen weiteten sich. »Oh, du meine Güte. Nichts, Lord Deverell, gar nichts. Ich habe nur mit mir selbst gesprochen. Eine furchtbar schlechte Angewohnheit...« Er deutete erneut in die Richtung ihres Ziels.
Beim Betreten des Raums überfielen Nate angesichts der dunklen, maskulinen Einrichtung die Erinnerungen an das Arbeitszimmer seines Vaters in Hawthorne. An den Wänden waren Bücherregale aus Mahagoni angebracht und eine gemütliche Sitzgarnitur mit Lederpolstern wirkte einladend auf den Betrachter. Tief sog Nate den Duft nach süßem Tabak, braunem Rum und Leder ein. Genau wie das Herrenzimmer in Hawthorne Manor. Er hatte diesen Raum immer geliebt.
»Bitte, macht es Euch bequem. Kann ich noch irgendetwas für Euch –«
Das Geräusch schneller Schritte ertönte und dann ein: »Muffff-iiinnn!« Ein hochgewachsener Mann, der aussah wie eine etwas ältere Version von dem, der die Hunde verfolgt hatte, streckte seinen Kopf durch die Tür herein. Seine goldenen Augen wurden groß, als er Nate sah.
»Oh, Entschuldigung, ich wusste nicht, dass wir Besuch haben.« Der dunkle Schopf verschwand wieder und seine Schritte entfernten sich.
Um Nates Mundwinkel begann es, verräterisch zu zucken. Er nahm auf dem kleinen, burgunderfarbenen Sofa Platz, das im rechten Winkel zum Schreibtisch stand.
Thomas verzog das Gesicht und warf einen Blick in Richtung Tür. Er hatte es offensichtlich eilig, wollte aber nicht unhöflich sein und Nate hier sitzen lassen.
»Milord –«
Nate machte eine abwehrende Geste. »Keine Sorge, gehen Sie nur.«
»Vielen Dank, Milord.« Der ältere Mann verneigte sich und verließ den Raum.
Wenn dieser Haushalt immer so in Aufruhr war, wunderte es Nate nicht, dass die Diebe nicht erwischt worden waren. Seinen Informationen zufolge war Jeffers, der Hauptcomputer des Anwesens, zum Zeitpunkt des Diebstahls außer Betrieb gewesen. Nate hatte keine Details über die Abschaltung des Computers erhalten, nur dass Raleigh Townsend ihm alles Notwendige mitteilen würde, sobald er in der Residenz ankam.
Das Fenster zu Nates linker Seite zerbarst. Scheiße! Nate landete flach auf dem Bauch auf dem Fußboden. Ein weißer Polo-Ball rollte über die Holzdielen und stoppte nur wenige Zentimeter vor Nates Gesicht. Was zum... Er hob den Ball auf und kam wieder auf die Füße, bevor er zu dem kaputten Fenster hinüberging.
»Seid gegrüßt!« Ein junger Mann mit breiten Schultern und einem freundlichen Lächeln im Gesicht winkte ihm vom Rücken eines fuchsroten Pferds aus zu. »Tut mir leid, ich habe Euch nicht getroffen, oder?«
Nate schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nichts passiert.« Er hielt den Ball hoch. »Möchtet Ihr den zurückhaben?«
»Ja, bitte. Seid Ihr der Earl?«, fragte der Reiter.
»Ja, und mit wem habe ich die Ehre?« Nate warf den Ball ins Freie.
»Ich bin Prinz Colton. Es war mir ein Vergnügen, Milord.« Er tippte sich an die Schläfe und dirigierte sein Pferd in Richtung des Balls.
Colton? Der zweitjüngste Prinz. Seiner Ähnlichkeit mit den anderen beiden Gentlemen nach zu urteilen, die Nate bereits gesehen hatte, ging er davon aus, dass es sich um Geschwister handelte. Himmel, die königliche Familie war ganz schön anstrengend. Langsam bekam er einen Verdacht, warum Jeffers außer Betrieb gewesen war.
Als er vom Fenster zurücktrat, ließ ein Rascheln Nate mitten im Schritt innehalten. Blätter segelten zu Boden und von oben erklang ein unwilliges Geräusch.
»Verdammte Scheiße, das darf doch nicht...«, zischte eine leise, männliche Stimme.
Ziemlich hoch oben in dem Baum, der dem Fenster am nächsten war, balancierte ein Junge auf allen vieren schwankend auf einem schmalen Ast. Er reckte sich nach einem flachen Gerät, das wie ein Bildschirm aussah
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