Im Auge des Falken (Regelence-Serie) (German Edition)
so wütend, dass er nicht mehr klar denken konnte, aber niemand legte Hand an seine Kinder!
»Wenn er Aiden entehrt hat, bring ich ihn um!« Er hatte die Worte mehr zu sich gemurmelt, aber Trouble neben ihm verspannte sich sichtbar.
Erst jetzt nahm Raleigh Troubles Aufmachung wahr. Der Junge trug weite Hosen mit Blümchenmuster und weiße Hausschuhe mit Hasenohren, aber kein Hemd. Alles Jungenhafte war aus seinem Gesicht verschwunden. Das hier war der Ausdruck eines Raubtiers, eines Killers. Überrascht machte Raleigh einen Schritt zurück, um sich außer Reichweite des Jungen zu bringen, behielt ihn aber sorgfältig im Auge.
Trouble mochte auf jeden anderen wie ein sorgloser Teenager wirken, wie er da neben dem Bettpfosten stand, aber Raleigh ließ sich nicht davon täuschen. Die Augen des Jungen maßen Raleigh, schätzten sein Potential ab.
Er streifte sich die Hausschuhe von den Füßen, um mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen. Als er diesmal zum Sprechen ansetzte, war seine Stimme sehr klar und tödlich leise. »Ich kann Euch versichern, dass sich Nate niemals etwas nehmen würde, das nicht freiwillig gegeben wird. Ich schwöre ebenso – auch wenn ich persönlich absolut nichts von diesem Kein-Sex-vor-der-Ehe -Scheiß halte –, dass Nate immer das Richtige tut. Wenn er also Euren Sohn verführt hat, wird er ihn auch heiraten.«
»Mein Sohn ist gestern aus diesem Zimmer gerannt. Was soll ich davon halten?«
»Nate ist für so etwas viel zu ehrenhaft. Dieser Mann hat mich in einem Raumhafen erwischt, wo ich gestohlen und gemordet habe, um zu überleben, nachdem ich von meinen Eltern ausgesetzt wurde. Wenn Nate nicht gewesen wäre, wäre ich vermutlich schon lange tot. Lass mich also eins klarstellen, Mr. IN-Auftragskiller: Wenn du Nate auch nur ein Haar krümmst, bist du tot.«
»Woher weißt du... Weiß Nate davon?« Schock rauschte durch Raleigh und ließ sein Herz rasen. Sein Magen verkrampfte sich. Jeder Muskel seines Körpers war zum Zerreißen gespannt. »Wie hast du das rausgefunden?«
Trouble schüttelte langsam den Kopf, ließ Raleigh dabei jedoch keine Sekunde aus den Augen. »Nate weiß nichts. Er kann mit Computern wie Jeffers ganz gut umgehen, aber ich knack die IN-Verschlüsselung im Schlaf.«
»Warum erzählst du mir das?«
»Weil ich sicher gehen will, dass wir einander richtig verstehen. Nate und ich sind hier, um euch zu helfen. Ich weiß, dass du genauso im Dunkeln tappst wie Nate. Wir müssen zusammenarbeiten und daran solltest du denken.«
Einen Augenblick lang stand Raleigh nur da. Das musste erst einmal sacken. Er hütete dieses Geheimnis seit Jahren und jetzt kam dieser dahergelaufene Fünfzehnjährige und lüftete es mit ein paar Klicks.
»Dir ist klar, dass ich dich ohne Probleme für immer zum Schweigen bringen könnte.«
»Du kannst es versuchen.«
Raleigh erwiderte den stahlharten Blick des Jungen mit der gleichen Intensität. »Überschätz dich nicht, Trouble, ich bin durchaus in der Lage, eine solche Drohung auszuführen.«
»Ich unterschätze dich nicht, Raleigh. Nate ist wie ein Vater für mich und dir muss klar sein, dass ich nicht zulassen werde, dass ihm jemand schadet. Ich hab vielleicht nicht dein IN-Training, aber ich habe Erfahrung. Solltest du auch nur in Erwägung ziehen, Nate etwas anzutun, machst du dir mich damit zu deinem Feind. Und das kannst du dir im Augenblick nicht leisten. Ich denke, du wirst ihnen die Chance geben müssen, diese Angelegenheit selbst zu regeln. Ich behalte deine Geheimnisse für mich und du meine für dich, dann kommt auch niemand zu Schaden.«
Seit langem war Raleigh keinem so würdigen Gegner mehr begegnet wie diesem Handtuch von einem Jungen. Trouble war vielleicht klein und untrainiert, aber er war hochintelligent und hatte exzellente Instinkte.
»Ich verlasse mich auf dein Wort und Nate tut gut daran, sich entsprechend zu verhalten. Aber du weißt um die Konsequenzen, wenn Aiden etwas passiert.«
Raleigh musterte Trouble und versuchte, seine Stärken und Schwächen abzuschätzen. Er zweifelte nicht daran, dass der Junge versuchen würde, ihn zu töten, wenn er Nate verletzte, und auch nicht daran, dass Trouble sein Geheimnis bewahren würde.
Der Kleine war aus dem selben Holz wie er selbst geschnitzt und seit Nate sich entschieden hatte, ihn als seinen Sohn zu adoptieren, hatte der Junge mehr als genug Zeit gehabt, sich dessen Sinn für Ehre und Rechtschaffenheit anzueignen.
Raleigh reichte Trouble seine Hand. Er hatte
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