Im Auge des Falken (Regelence-Serie) (German Edition)
das Gefühl, dass der Junge eines Tages noch sehr nützlich sein würde. Er hatte Trouble falsch eingeschätzt und das passierte ihm wahrlich nicht sehr oft.
Zögernd nahm Trouble die angebotene Hand, sein Blick blieb wachsam. Raleigh zog den Arm des Jungen ein wenig nach oben, als er seinen Griff wieder löste. Er hatte vorhin geglaubt, etwas zu sehen, das –
Ja! Unter seinem rechten Arm befand sich ein kleines Muttermal in Form einer Rose. Ein Muttermal, das nur die Söhne von Regelence trugen. Das erklärte die tödliche Aggression, die Trouble gezeigt hatte.
Die Männer von Regelence waren geborene Krieger. Ihr mo-narchisches Regierungssystem und ihre gesellschaftlichen Regeln halfen, sie zu zähmen, und lehrten sie Selbstkontrolle. Trouble fehlte das vollkommen.
»Kannst du dich an deine Eltern erinnern?«
»Nein. Hab doch gesagt, Nate hat mich in einem Raumhafen gefunden. War da, solange ich denken kann. Ich schätze, meine Eltern haben entschieden, dass sie keine Lust auf ein Kind haben, und sind mich dort losgeworden.« Er setzte sich auf die Bettkante und sah aus seinen großen, aquamarinblauen Augen zu Raleigh auf.
Raleigh starrte in die hellen Augen, die plötzlich wieder zu dem unschuldigen Kind passten. Sie wirkten so seltsam vertraut...
»Wir unterhalten uns später weiter.« Vielleicht fiel Steven ja mehr dazu ein, wo er diese Augenfarbe schon einmal gesehen hatte.
Kapitel 9
Er war besessen, vollkommen besessen. Stirnrunzelnd betrachtete Aiden sein Zeichenpad. Die Schattierungen konnten so bleiben. Er vollendete den Schatten neben der Nase und speicherte das Bild.
Nate zu malen, wurde zur Sucht. Den Mann dabei zu beobachten, wie er sich selbst anfasste und dabei so verruchte Sachen sagte, hätte seine Vernarrtheit ein für alle Mal einstampfen sollen. Stattdessen hatte es den gegenteiligen Effekt gehabt. Er begehrte Nate, selbst wenn er ihn nur für eine Nacht haben konnte. Er sehnte sich nach ihm, wollte erleben, was Nate beschrieben hatte.
Rexley blieb erneut plötzlich vor ihm stehen. »Uff...« Das Pad wurde gegen seine Brust gedrückt und sein Stift zog einen hässlichen Strich mitten durch das Bild.
»Aiden, steck dieses Ding ein.«
Aiden knurrte und machte die letzte Änderung rückgängig, um die breite, schwarze Linie auf Nates Stirn zu eliminieren.
»Du könntest auch einfach aufhören, ständig stehen zu bleiben.«
»Ich bin stehen geblieben, weil wir den Hutmacher erreicht haben.« Rexley fuhr herum und funkelte ihn streng an, sah dann aber an ihm vorbei und begann, den Kopf zu schütteln. »Muffin, benimm dich oder wir gehen nachher nicht in den Spielzeugladen.«
Was interessierten Aiden denn Hüte? Oder Spielzeug? Er war bereits im Geschäft für Kunstbedarf gewesen und hatte sich ein neues großes Zeichenpad gekauft – er war also fertig.
Christy war direkt hinter ihm und zog leicht an Muffins Hand, als das Mädchen sich beschwerte, dass sie keine Hüte mochte. Thomas war noch dabei, ihre Einkäufe aus dem letzten Geschäft in den Gleiter zu laden. Der Rest von Aidens Brüdern stürmte bereits schnatternd den Laden.
Rexley löste Christy ab, nahm Muffins Hand und führte sie in Richtung seiner lauten Geschwister. Grinsend drückte Christy Aidens Arm, als sie an ihm vorbeiging.
»Komm schon, mein Schatz.« Christy war die Kinderfrau von jedem von ihnen gewesen, bevor sie Muffins geworden war, und hatte nie damit aufgehört, ihnen Kosenamen zu geben.
Unwillig folgte Aiden der Gruppe in das Geschäft hinein und steuerte sofort den hinteren Teil des Verkaufsraums an, wo der Ladenbesitzer soeben aus dem Lager zurückkehrte. Glücklicherweise fand er ein ruhiges Plätzchen in einer Ecke und machte sein Zeichenpad wieder an. Er lehnte sich gegen die Wand und blendete seine Brüder aus.
Sie redeten alle zugleich auf den Hutmacher ein und probierten verschiedene Hüte auf. Das würde noch Stunden so weitergehen, bis Christy sie schließlich hinausscheuchen würde. Dann würden sie nach ihm suchen, um sicher zu gehen, dass er nicht vergessen wurde, weswegen er sich nicht besonders sorgte, zurückgelassen zu werden.
Er war gerade dabei, Farbe auf sein aktuelles Porträt von Nate aufzubringen, als ihm jemand ins Ohr flüsterte: »Das ist fantastisch. Habt Ihr das nur aus dem Gedächtnis gemalt?«
»Wah!« Aiden fuhr zusammen und sein Stift kratzte erneut quer über das Bild. So ein Dreck!
Nate lehnte mit verschränkten Armen neben ihm an der Wand und
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