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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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Blitzen, das Eira nicht deuten konnte.Mona war gegangen. Eira holte sein zerfleddertes Notizbuch aus der Tasche und überflog die letzten Eintragungen. Das Café im Aunegården war leer, er saß in einer Ecke an der Tür. Hier ging es in den Raum, der einmal die Metzgerei gewesen war. Ein guter Platz zum Nachdenken.
    Seine Finger blätterten schnell durch die Seiten. Mit den meisten der 1969 involvierten Personen hatte er jetzt gesprochen, Ermittler und Ärzte eingeschlossen. Eiras Augen durchforschten die Liste der Beteiligten. Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihm auf. Der Fall war festgefahren.
    Eine vage Spur von damals war allerdings noch ungeklärt.
    Zwei Zeugen hatten jemanden am Hafen, bei Fjelds Anleger, gesehen, kurz bevor der Brand entdeckt worden war. Man hatte angenommen, dass es sich um einen Obdachlosen handelte. Wer sonst würde sich nachts um diese Uhrzeit dort herumtreiben?
    Dem Bericht zufolge waren einige der damals stadtbekannten Wohnungslosen befragt worden, darunter Jens Eide. Eira hatte das Vernehmungsprotokoll gelesen, und es war ihm von allen noch am interessantesten erschienen. Aber auch hier gab es, soweit er sah, nichts wirklich Griffiges. Jens war offenbar in einer völlig anderen Ecke der Stadt gewesen, als der Brand sich im Zentrum, rund um Fjelds Bürogebäude, ausgebreitet hatte.
    Trotzdem hätte Eira jetzt gerne mit Jens gesprochen. Er musste zumindest herausfinden, ob der Mann überhaupt noch lebte. Eira wusste gut, wo die Obdachlosen ihren Treffpunkt hatten. Sie versammelten sich immer am Hafen und am Domuskai. Eira würde nach dem Einkaufen dort vorbeischauen.

Kapitel 51
    Eiras Auto rollte langsam den Bangsundkai in Richtung Torghuken entlang, als er Sverre Wikan erblickte, der gerade dabei war, einige Lebensmitteltüten und seinen Hund im Wagen einzuschließen. Sverre hatte Eira ebenfalls erkannt und winkte.
    Eira bremste, ließ das Autofenster halb herunter und zeigte amüsiert auf den Hund, der seine Schnauze wie verrückt an die Scheibe presste. »Ich glaube wirklich, dass Sie mit dem da mehr Arbeit haben als ich mit meinem Sohn. Niillas geht schließlich schon seit vielen Jahren allein nach draußen und schafft es auch ohne meine Hilfe bis zur Toilette.«
    Eira wollte gerade neben Sverres großem Geländewagen einparken. Plötzlich bremste er scharf und schrie erschrocken auf. Er hätte beinahe einen Mann angefahren. Diese Person war ohne nach dem Verkehr zu schauen hinter einem großen Lieferwagen hervorgekommen.
    Der Mann wirkte benommen und entfernte sich verwirrt.
    Die Falte auf Sverres Stirn war noch tiefer als sonst und die lila Narbe glänzte im Licht der Straßenlaternen. Sverre sah dem Mann nach. Ein dünner, älterer Alkoholiker. »Es ist eine Schande, wie heruntergekommen manche Menschen sind. Der da säuft seit Jahrzehnten«, fügte er hinzu.
    Eiras Blick folgte der schwankenden Gestalt, die inzwischen Gesellschaft von zwei jüngeren Obdachlosen bekommen hatte. »Wissen Sie, wie der Mann heißt?«
    Sverre nickte. »Jens Eide, wenn ich mich nicht irre. Bettelt ständig um Geld. Muss eine außergewöhnliche Leber haben, da er immer noch unter uns weilt.« Sverre hatte sich ins Auto gesetzt und den Motor gestartet. »Gibt man solchen Leuten Geld oder nicht?«
    »Warum nicht?«
    »In diesem Fall würde ich eine gehörige Standpauke obendrauf legen.« Als er Eiras irritierten Blick sah, machte Sverre schnell einen Rückzieher. »Na ja, das wäre Jens Eide ohnehin egal.«
    Eira wollte Sverre gerne loswerden, um ungestört mit Jens Eide sprechen zu können. »Ich sehe das Problem. Aber man sollte einer armen Kreatur immer wieder eine Chance geben, wie vergeblich der Versuch auch erscheinen mag.«
    »Ach, Eira. Sie sind zu gut für diese Welt.« Sverre machte eine kleine Pause. »Gibt’s eigentlich was Neues?«
    »Nichts Bahnbrechendes.« Eira spielte mit seinem Autoschlüssel. »Sehen Sie manchmal Ihre Mutter?«
    Sverre Wikans Gesicht verschloss sich. »Das war jetzt eine dumme Frage, Eira. Natürlich sehe ich sie.« Die Verärgerung stand Wikan ins Gesicht geschrieben, aber er lächelte Eira trotzdem kurz zu.
    Eiras Chance war gekommen. »Tut mir leid. Ich weiß, dass Sie mehr als genug zu tun haben. Ich sehe ja, Sie waren einkaufen.« Er nickte zu den Tüten auf Sverres Rücksitz. »Ich melde mich, wenn noch was ist.«
    Eira blickte Sverres Auto nach, das bald um die Ecke verschwand. Auf einmal stand die dünne Gestalt von vorhin neben ihm.
    »Sie …? Sie … Sie

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