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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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Toilette.« Sie hängte sich wieder an ihn, während er sie auf dem Weg ins Bad stützte. »Warte hier draußen.«
    Er ging ins Wohnzimmer zurück und fühlte sich erbärmlich. Überall lag Kleidung verstreut. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine imponierende Auswahl an Make-up. Er hob die Tasche auf, die sie von sich geworfen hatte. Der Spürhund in ihm erwachte. Eira konnte nicht umhin, die Schachtel mit den Tabletten herauszuholen.
    Er kannte das Präparat. Genau dieses Medikament kaufte er immer für Niillas, wenn der über Halsweh klagte. Eira legte die Tasche zurück auf den Fußboden und starrte mit einer eigenartigen Taubheit im Körper vor sich hin. Aus alldem wurde er nicht klug.
    »Aslak? Sei so nett und hilf mir ein bisschen«, hörte er Victorias Stimme durch die halb geöffnete Tür. Er konnte sehen, dass sie auf der Toilette saß. Das Top hatte sie ausgezogen und nur noch einen kleinen Push-up-BH an. Der Slip hing lose um ihre Knöchel. »Jetzt geht es mir schon ein bisschen besser.« Sie sprach jedoch noch mit schwacher Stimme und ihre verzerrten Gesichtszüge ließen Eira näher treten.
    Victoria deutete auf ein Häufchen Stoff auf dem Boden. »Gib mir das da.«
    Er reichte ihr das T-Shirt, um das sie gebeten hatte. Bevor er sich wegdrehen konnte, war sie aufgestanden und hatte den BH ausgezogen. Splitternackt wendete sie das T-Shirt auf rechts. Dann streifte sie es langsam über. »Das Schlafzimmer ist nebenan.« Sie legte den Arm um seine Schultern und stützte ihr gesamtes Gewicht auf Eira. Zehn Schritte später lag sie im Bett.
    »Vielen Dank. Jetzt ist es wirklich nicht mehr so schlimm.« Sie streckte die Arme aus und hielt Eira an der Jacke fest. »Du willst doch wohl nicht einfach gehen und mich hier allein lassen?«
    Er starrte sie nur verwundert an.
    Sie zog ihn mit Schwung zu sich hinunter und schlang die Arme um seinen Hals. Eira fühlte ihren Mund auf seinem, warm und fest.
    Er riss sich los. »Ich glaube, das geht tatsächlich schnell vorüber. Du wirst den Rest der Nacht gut zurechtkommen.«
    Die Glasscheiben vibrierten, als er die Tür hinter sich zuschlug.
    Danach fuhr er planlos in der Stadt umher.
    Was war da eben passiert?
    Er war es, mit dem etwas nicht stimmte. Es lag an seinem problematischen Verhältnis zu Frauen. Im Prinzip war er nicht viel anders als Männer wie Per Andersen. Genau wie bei Per hatte die Beziehung zur Mutter – oder die fehlende Beziehung – dazu geführt, dass er sich als Erwachsener einer Frau gegenüber nicht normal verhalten konnte. Aber was war eigentlich »normal«?
    Er musste krank sein. Victorias seltsames Verhalten war sicherlich nur ein Produkt seiner Phantasie.
    Oder hatte er das Mädchen über Gebühr gereizt? Wodurch?
    Plötzlich befand sich Eiras Wagen in Mona Lies Gegend. Sie hatte sich ein Reihenhaus in Fagereng gekauft, und als Eira an ihrer Einfahrt vorbeifuhr, sah er ihr Auto dort stehen. Ihm war bewusst, dass es zwei Uhr morgens war, und ihre Fenster waren dunkel. Trotzdem klingelte er sofort ohne jeden Vorbehalt an ihrer Tür.
    Erschrocken und schlaftrunken öffnete sie. »Aslak?«
    Ohne ein Wort ging er schnurstracks an Mona vorbei ins Haus. Er ließ sich auf die Wohnzimmercouch fallen und grub beide Hände ins Haar. »Ich bin ernsthaft krank, Mona. Ich habe Wahnvorstellungen, Halluzinationen.«
    Sie setzte sich neben ihn. »Zieh deine Jacke aus, Aslak. Darüber muss ich mehr hören.«
    Er behielt die Jacke an. Durchforschte sein Gehirn nach den richtigen Worten, aber fand sie nicht. Stattdessen fiel sein Blick auf die Ziffern von Monas Digitaluhr – er war schon zu lange unterwegs. Wenn Niillas wach war, würde er sich fragen, was sein Vaterwohl die ganze Zeit über trieb. Victoria war offensichtlich imstande, alles Mögliche zu behaupten. Eira erhob sich abrupt. »Ich muss nach Hause, Mona. Niillas …«
    Sie sah ihn ungläubig an und stand langsam auf. » Niillas? Weißt du, Aslak, der Junge ist siebzehn, ich glaube, du …«
    Er unterbrach sie. »Es ist nicht, wie du denkst. Nicht so …« Er gab auf und schwieg.
    Mona hatte sich bereits angezogen. »Ich glaube, ich verstehe. Komm, dann fahr ich dich nach Hause. Du kannst dein Auto im Laufe des Tages abholen. Ich kann gut damit leben, dass es hier geparkt ist.«
    Mona begleitete Eira bis zu seiner Haustür. Niillas trat in die Diele, als Eira aufschloss. Bei Monas Anblick veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Du?«
    »Hallo, Niillas. Du kannst mir die Schuld geben, wenn dein

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