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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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Vater beim Frühstück mürrisch und schlecht gelaunt ist. Bis demnächst.«
    Niillas lächelte.
    Mona setzte sich ins Auto und fuhr davon.

Kapitel 56
    1. November 2007
    Jens war heute nicht aufgetaucht. Die Sozialarbeiterin von der Stadtmission hatte Eira mit sorgsam ausgewählten Worten erklärt, dass dies typisch für Alkoholiker sei. Sie brächen Versprechen, selbst den eigenen Kindern gegenüber. Das müsse Eira einfach akzeptieren und dürfe es nicht persönlich nehmen. Er solle später einen neuen Versuch machen und noch einmal vorbeischauen.
    Eira hatte genickt, eine höflich-interessierte Miene aufgesetzt und sie zu Ende reden lassen, obwohl er alle Einzelheiten dieses Themas bereits in langjähriger, bitterer Erfahrung kennengelernt hatte. Er würde ihrem Rat folgen. Auch seinen Vater hatte er nie aufgegeben, bis es dann eines Tages zu spät gewesen war.
    Eira trat gerade aus der Tür der kirchlichen Stadtmission auf die Straße hinaus, als Mona anrief.
    »Da hast du mir ja eine tolle Aufgabe aufgebrummt.« Mona klang fast etwas spitz. »Du nutzt meine größte Schwäche aus.«
    »Ach ja?«
    »Dass ich viel zu pflichtbewusst bin.«
    »Jetzt bin ich wirklich erleichtert.«
    »Inwiefern?«
    »Ich dachte, du sprichst über ganz andere Schwächen.«
    Sie überhörte die Anspielung. »Wenn du nicht bereits eine Verabredung mit Dr. Moe getroffen hättest, hätte ich wohl dankend abgelehnt …«
    »Dann entschuldige bitte. Was habt ihr herausgefunden?«
    »Wir haben einige Fälle herausgegriffen und sind sie genau durchgegangen. Und um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen:Unserer Meinung nach ist keine dieser Personen verdächtig. Keiner scheint etwas mit dem Brand von 1969 zu tun gehabt zu haben, und auch nicht mit deinem aktuellen Fall. Es handelt sich um Personen, die entweder sowieso schon vorher gestorben sind oder einwandfreie Alibis haben. Ich kann dir leider nichts Positives sagen. Es besteht noch nicht mal eine Querverbindung zu den Leuten, mit denen du dich im Moment dauernd abgeben musst.«
    Eira war enttäuscht, ohne recht zu wissen, was er sich von der Aktion erwartet hatte. »Dass ihr keine gemeldeten Fälle gefunden habt, heißt natürlich nicht, dass alle eine reine Weste haben.«
    »Sicher nicht. Aber keiner der Verdächtigen hatte in seiner Jugend irgendwelche notorischen Neigungen zu Brandstiftung, jedenfalls nicht von solcher Art, dass man jemanden als Pyromanen eingestuft hätte. Zumindest ist es nie der Öffentlichkeit zu Ohren gekommen. So viel steht fest.«
    Mona hatte ihm erzählt, dass sie Feierabend machen und nach Hause fahren würde, und Eira entschloss sich, das Gleiche zu tun. Das Essen kochte sich schließlich nicht von alleine. Als er gerade den Motor starten wollte, entdeckte er ein kleines Kärtchen, das unter dem Scheibenwischer steckte.
    Eira stieg aus, zog es heraus und hielt es ins Licht. Das Farbfoto zeigte eine lächelnde Victoria. Auf die Rückseite hatte sie ihre Handynummer und »xxx« geschrieben. »Küsse«, bedeutete das wohl.
    Eira steckte das Bild so schnell in die Tasche, als habe er sich daran verbrannt, und ließ sich verwirrt und wütend auf den Fahrersitz fallen. Was zum Teufel beabsichtigte Victoria damit?
    Zu Hause war niemand. Niillas hatte sich schon wieder auf den Weg gemacht und keine Nachricht hinterlassen. Auch von Victoria keine Spur.
    Es hatte ihn die ganze restliche Nacht und den Vormittag gekostet, etwas Abstand zum Vorfall in Victorias Wohnung zu bekommen. Mit diesem Foto hatte Victoria nun schon wieder etwas angerichtet. Eira wurde schummrig. Er war aufgewühlt und irritiert. Immerhin begann er langsam zu ahnen, wie manche Frauen tickten. Gott sei Dank war er bislang von derlei Angriffen verschont geblieben.
    Plötzlich schoss ihm der Name Gunhild Wikan durch den Kopf. Wie mochte diese Frau in jungen Jahren gewesen sein? Hatte sie sich ähnlich aufgeführt wie Victoria? Männer bewusst gegeneinander ausgespielt? Eira war beileibe kein Macho. Und es widerstrebte ihm, so von einer Frau zu denken. Er hatte sich immer voll und ganz für emanzipatorisches Gedankengut eingesetzt. Auch Niillas war in diesem Sinne erzogen worden. Der Junge sollte nicht denken, Frauen taugten nur zur Triebbefriedigung. Aber es lag ja auch nicht daran, dass Victoria eine Frau war.
    Mona Lie hatte bei ihrem gemeinsamen Restaurantbesuch angedeutet, sie halte Victoria für psychisch angeknackst. »Persönlichkeitsstörung«, hatte sie mit ernstem Blick gesagt. »Aslak, diese

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