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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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ein paar Meilen in den Beinen hätte, wäre sie zu nichts zu gebrauchen. Um die Beine aufzuwärmen, joggte sie immer zuerst ein paar Mal sanft auf der gleichen Stelle.
    Lautlos wie ein Schatten näherte sich jemand von der Seite.
    »Hallo. Ist Aslak schon weg?« Die Joggingkleidung der jungen Frau war viel modischer als Bergers Outfit.
    »Aslak?« Berger brauchte ein paar Sekunden für die Antwort. »Meinen Sie Aslak Eira?«
    »Natürlich«, lachte sie. »Gibt es hier mehrere Aslaks?«
    Berger stoppte. Sie vergaß ihre Aufwärmübung und maß ihr Gegenüber von Kopf bis Fuß. »Können Sie ihn nicht selbst fragen?«
    »Ich habe mein Handy vergessen. Wir sind verabredet und ich wollte ihm nur sagen, dass ich später komme, weil ich vorher eine Runde laufe.« Sie lächelte entwaffnend. »Ich heiße übrigens Victoria.«
    »Verabredet?« Berger ließ sich nicht so leicht in Smalltalk verwickeln.
    »Wir wollten uns treffen …« Die Frau schien Bergers Skepsis nicht zu bemerken. »Wir sind … nun ja, zusammen. Noch nicht so lange, also verraten Sie bloß nicht, dass Sie es wissen«, fügte Victoria lachend hinzu. »Sie kennen ihn ja und wissen, wie vielWert er auf sein Privatleben legt und wie verschlossen er ist. Schüchtern, unter uns gesagt.«
    Berger starrte sie an, bis sie spürte, wie die Kälte in ihre Muskulatur kroch. »Sie sind zusammen?«
    Die Frau nickte. »Können wir ein Stück zusammen joggen? Ich kenne mich nicht so gut aus. Vielleicht könnten Sie mir eine gute Strecke zeigen?«
    Berger war zu verblüfft, um zu protestieren. Sie nickte und schlug planlos irgendeine Richtung ein, ohne dabei den Blick von der Frau neben sich zu wenden.
    Sie war hübsch, langhaarig und schlank, aber Bergers Ansicht nach etwas zu stark geschminkt für eine anstrengende Runde in der Abendkälte. Berger hätte haushoch verloren, wenn es eine Wette darum gegeben hätte, ob diese Frau jemals Joggingschuhe anziehen würde. Oder auch nur unter den Armen schwitzte.
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Er hat eine Verabredung.«
    »Mit wem?«
    »Mona Lie. Sie kennen sie vielleicht?«
    Ein Auto näherte sich. Victoria ließ Berger vorauslaufen. Berger war jetzt richtig in Schwung gekommen. Sie spürte, dass sie ihre Laufform erreicht hatte und die Energie zunahm. Ihre Begleiterin dagegen begann kurzatmig zu werden.
    »Ich kenne sie ein wenig. Aber sagen Sie mal, warum arbeitet die Polizei mit einer Psychiaterin zusammen?«
    »Das ist nicht die Regel.« Berger räusperte sich beklommen. »In meiner Ahnungslosigkeit hatte ich geglaubt, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden einen etwas … anderen Charakter hätte, bevor Sie … na ja, bevor Sie mir das eben erzählt haben.«
    »Vergessen Sie Mona Lie.«
    Victorias Satz gellte wie ein Peitschenhieb durch die Stille.
    Berger warf ihr einen raschen Blick zu.
    Sie liefen den Strandveien entlang und passierten die neuen Wohnblöcke am Ufer.
    »Hier schauen wir übrigens zurzeit nach einer Wohnung.«
    Sie joggten schweigend ein Stück weiter, dann fragte Victoria: »Warum haben Sie geglaubt, dass Aslak mit dieser Psychiaterin zusammen wäre?«
    Berger zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Es kam mir eben einfach so vor.«
    Jetzt hatte Berger den Blick weit nach vorne gerichtet und setzte ihren Weg mit langen, gleichmäßigen Schritten fort. »Warum fragen Sie das alles? Streng genommen geht es mich ja gar nichts an. Man sollte doch meinen, dass Sie viel näher an Eira dran wären als ich.«
    Victoria antwortete nicht und Berger überlegte, ob sie die Frau endlich aus der Puste gebracht hatte. Im Prinzip hatte sie es genau darauf angelegt. Diese eingebildete Tussi provozierte sie – angefangen beim exakt gestriegelten Pferdeschwanz bis hin zur akkurat aufeinander abgestimmten Joggingausrüstung. Noch mehr störten sie die neugierigen, bohrenden Fragen und der herrschsüchtige Ton. Berger schaute sich um und sah Victoria keuchend am Straßenrand stehen.
    »Müde?«, murmelte Berger schroff und joggte zurück.
    »Ich glaube, ich mache Schluss«, bestätigte Victoria. »Ich kehre um. Und …«, sie fasste Berger am Arm, »… erwähnen Sie unser Gespräch Aslak gegenüber bitte nicht. Wir haben verabredet, dass es noch eine Weile geheim bleiben soll. Sein Sohn, Sie verstehen …« Victoria blickte die Straße hinab. »Aslak wäre wütend, wenn er wüsste, dass ich es schon jemandem erzählt habe. Niillas ist wohl momentan etwas schwierig. Also, ich verlasse mich auf Sie.« Victoria hob die

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