Im Auge des Feuers
Hand zum Gruß, drehte sich um und trabte langsam den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.
Berger schaute ihr nach. Dann joggte sie weiter. Die gute Laufformvon vorhin erreichte sie nicht mehr. Sie konnte das nicht verstehen. Eira und diese Frau ein Paar? Sie würde jedenfalls keinen Kommentar dazu abgeben.
Kapitel 69
Am nächsten Tag kratzte Eira gerade den Schnee und das Eis von der Windschutzscheibe, als sein Handy klingelte. Es war der wachhabende Polizist im Krankenhaus. Er klang aufgeregt. »Jens Eide ist gerade entlassen worden. Er ist eben zur Tür hinausmarschiert. Hat kein Wort zu mir gesagt, und die vom Krankenhaus auch nicht!«
»Gib mir schnell jemanden vom Personal!«
Eira bekam den Krankenpfleger vom letzten Mal an die Strippe. »Wie können Sie ihn nur einfach so gehen lassen?«
»Entschuldigen Sie mal, Eira! Das hier ist ein Krankenhaus, kein Gefängnis. Der wachhabende Beamte ist über die Entlassung informiert worden, aber bedauerlicherweise erst einige Minuten nachdem der Patient gegangen war. Wir haben irrsinnig viel zu tun und nicht sofort an den Polizisten gedacht.« Der Krankenpfleger klang aufgebracht. »Sie sind doch wohl nicht der Ansicht, dass wir die Befugnis gehabt hätten, ihn hier zu behalten, wenn er selbst darauf bestand, entlassen zu werden?«
»Welchen Wohnort hat er angegeben?«
»Er hat keine Adresse.«
Eira warf den Eiskratzer ins Auto und gab dem Beamten im Krankenhaus kurze Anweisungen. »Sehen Sie zu, dass Sie Jens Eide noch erwischen. Bieten Sie ihm an, dass Sie ihn mitnehmen, und fahren Sie ihn, wohin er möchte. Er soll sich dann täglich bei uns melden. Soweit die Kapazitäten vorhanden sind, muss er außerdem überwacht werden.«
Eira seufzte. Jens war womöglich wieder in Gefahr. Gut, rein äußerlich betrachtet war nicht viel passiert. Ein Alkoholiker war ins Wasser gestürzt. Aber Eira hegte nach wie vor den Verdacht,dass jemand hinter Jens her war. Leider fehlten Eira noch immer die Beweise dafür.
Halb drei. Jens würde bald in irgendeinem windigen Unterschlupf oder auf einer Hintertreppe herumlungern. Sein Drang nach Alkohol war sicherlich enorm und vermutlich hatten ihn die Entzugserscheinungen aus dem Krankenhaus getrieben.
Auch wenn Eira sich nicht sonderlich viel Erfolg davon versprach, parkte er vor der kirchlichen Stadtmission und ging hinein. Wie er erwartet hatte, saßen dort nur einige Unbekannte.
Die hilfsbereite Sozialarbeiterin, die er schon früher kennengelernt hatte, grüßte ihn freundlich. Offensichtlich erkannte auch sie ihn wieder. »Suchen Sie Jens?«
Eira nickte. »Er war heute nicht hier, oder?« Sein Ton war kurz angebunden und förmlich. Die innere Unruhe war Eira deutlich anzumerken.
»Doch, gerade eben! Er kam für ein paar Minuten hierher, um Hallo zu sagen, und wirkte tatsächlich nüchtern.« Sie betrachtete Eira nachdenklich. »Ich habe mich gewundert, wie gut er in Form war, nach allem, was der Arme durchgemacht haben muss.« Sie lächelte tapfer und versuchte damit, die Stimmung zu heben.
»Wissen Sie, ob er zu irgendjemandem Kontakt aufgenommen hat?«
Sie zögerte. »Ich habe nur durchs Fenster beobachtet, dass er da drüben über die Kreuzung und dann um die Ecke gegangen ist. Mehr weiß ich leider nicht.«
So konnte das nicht weitergehen. Eira kam nicht weiter. Seit Tagen trat er auf der Stelle. Und mit Jens’ Entlassung aus dem Krankenhaus war die Lage noch unübersichtlicher geworden.
Er setzte sich ins Auto und fuhr zu Gunhild Wikans Pension. Die junge Frau an der Rezeption teilte ihm mit, dass Gunhild bereitsum acht Uhr ausgegangen sei, ohne eine Nachricht hinterlassen zu haben.
Sverre Wikans Augen blinzelten überrascht, als er Eira die Tür öffnete. »Ich habe gerade geschlafen.«
Eira starrte in die dunkle Wohnung. Er trat ein und zuckte zusammen, als sich ein riesiger Hund mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren an Sverres Seite materialisierte. Der tiefe Kehllaut war eine unmissverständliche Warnung und Eira blieb stehen.
»Meine Güte, Sverre … Das ist der größte Dobermann, den ich je gesehen habe. Wie lautet das Passwort, um hier lebend wieder herauszukommen?«
Sverre lächelte und streichelte den Hund. »Schon gut, mein Junge, beruhige dich. Aslak ist ein netter Kerl.« Der Hund sah nicht weniger skeptisch aus, aber er verstummte. »Ich finde, das ist die schönste Hunderasse überhaupt. Sie haben zwar den Hang, sich ein bisschen aufzuspielen, aber das ist kein Problem, solange
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