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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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gewesen sein soll. Wissen Sie, ob er damals in enger Beziehung zu Rita oder Gunhild stand?«
    Johans Augen weiteten sich. »Frank? Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich ihn für den Verursacher des Brandes gehalten habe. Mehr weiß ich nicht.« Johans runde Augen musterten Eira neugierig. »Hat er sonst noch was mit der Sache zu tun?«
    Es klang so überzeugend, dass Eira ihm glaubte.

Kapitel 71
    Eira fuhr langsam an Sverre Wikans Wohnung in der Petersborggata vorbei. Sie lag im ersten Stock eines gelben, langgestreckten Mietshauses. Die zwei von der Straße aus sichtbaren Fenster waren dunkel. Eira parkte den Wagen in einer Seitenstraße und klingelte bei Sverre. Keine Reaktion. Vielleicht wollte Sverre über gewisse Themen einfach nicht mehr sprechen.
    Eira fuhr ins Stadtzentrum und hielt vor Sverres Büro. Nachdenklich blieb er eine Weile im Auto sitzen. Plötzlich entdeckte er ein Stück entfernt einen dunkelblauen Citroën, der gerade aus einer Parkbucht fuhr und schnell verschwand. In der abendlichen Dunkelheit war es Eira unmöglich zu erkennen, ob tatsächlich Gunhild am Steuer gesessen hatte.
    Er schloss den Wagen ab und marschierte in die Feuerwache.
    »Sverre ist nicht da«, sagte einer der Männer.
    »War seine Mutter nicht gerade hier?«
    Der Mann nickte. »Sie hatte bei einem früheren Besuch ihren Schirm in seinem Büro vergessen.« Er grinste breit. »Die Gute wirkte etwas verwirrt.«
    Eira sah den Mann an. Sprach er wirklich von Gunhild? Jedenfalls konnte die Geschichte mit dem Schirm nicht stimmen. Er hatte sie schon bei jedem Wetter draußen angetroffen. Einen Schirm hatte sie nie dabeigehabt.
    Eira räusperte sich und zeigte seine Polizeimarke vor. »Könnten Sie mir bitte Sverres Büro aufschließen?«
    »Das Büro aufschließen? Aber …« Der Mann erhob sich unsicher.
    »Nun machen Sie schon.«
    Eira schaltete das Licht an und blieb im Türrahmen stehen. DerRaum sah aus wie immer – spärlich eingerichtet, akkurat aufgeräumt, sehr übersichtlich. Gunhild hatte hier offenbar nichts zurückgelassen.
    Die oberste Schreibtischschublade stand halb offen. Darin lag ein Schlüssel. Eira nahm ihn heraus. Er passte ins Schloss des Wandschranks, den Eira sogleich inspizierte. Nichts Auffälliges.
    Dann drehte Eira noch eine Runde durch den Raum und ließ seinen Blick über Regale und Schubladen schweifen. Alles war frustrierend normal. Die Ordner im Regal standen nach Jahreszahlen aufgereiht: Brandordnungen, Regelwerke, Kontrollvorschriften. Im Schrank hing Wikans Arbeitskleidung, am Boden darunter standen seine Schuhe. Eira begriff nicht, was Gunhild hier gewollt hatte.
    Er nahm noch einen Stoß Papiere auf und blätterte ihn rasch durch.
    Auf dem Weg nach draußen blieb er vor dem Wachraum stehen. »Hat sie ihren Schirm eigentlich gefunden?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Als sie ging, murmelte sie etwas davon, dass sie ihn wohl doch woanders vergessen haben musste.«
    »Hatte sie etwas bei sich, als sie hereinkam oder hinausging?«
    »Hm, nein, soweit ich gesehen habe, nicht.« Der Mann rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Sie hatte es ziemlich eilig. Vielleicht trug sie ja eine Tasche, aber ich kann Ihnen das leider nicht mit Sicherheit sagen.«
    Eira lief hastig zum Auto und fuhr zu Gunhild Wikans Pension. An der Rezeption sagte man ihm, dass Gunhild seit dem Morgen nicht mehr gesehen worden sei.
    Benjaminsen gähnte, stopfte den leeren Pizzakarton in den Mülleimer und sah auf die Uhr. Es war spät geworden, schon halb sieben.
    »Eira, sag mal, warum können wir sie nicht einfach festnehmen?« Berger saß auf der Kante von Benjaminsens Schreibtisch und zog sich einzelne Haare aus dem Pferdeschwanz, die sie seelenruhig auf den Boden fallen ließ. »Du hast ja jetzt schwarz auf weiß gelesen, dass sie Grund hatte, Karl Fjeld zu töten.«
    Eira hatte die Kollegen über seine aufschlussreiche Entdeckung in Sverres Wohnung informiert. Jener vergilbte Umschlag hatte ihn seitdem intensiv beschäftigt. In der Eile war es ihm nicht möglich gewesen, alle Unterlagen genau zu lesen, aber so viel war klar: Die Kopie des Testamentsentwurfs, die Andreas Fjeld Gunhild zugeschickt hatte, sprach ihr ein Erbteil zu. Für den Fall, dass Karl nicht wieder auftauchte, würde sie das Drittel des Erbes erhalten, das eigentlich Karl zugestanden hätte.
    Für Berger war die Sache klar. »Warum sollte sie sonst hier sein? Sie weiß von dem Testament und Andreas Fjeld ist tot.«
    Benjaminsen

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