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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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sie einen Pelz geworfen.
    Im Grunde hätte sie bereits vor mehreren Stunden in die Stadt zurückfahren sollen. Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Niemand wartete auf sie. Wie ferngesteuert stand sie auf und holte die Cognacflasche aus dem Küchenschrank. Mit hastigen, großen Zügen versuchte sie, das quälende Gefühl von Leere und Sinnlosigkeit hinunterzuspülen.
    Sie drehte die Heizlampe höher und verlor sich in Erinnerungen.
    Der Gedanke an Gunhild Wikan, dieses falsche Weibsstück, ließ ihr seit Tagen keine Ruhe mehr. Selbst ihr reservierter Vater war Gunhild ins Netz gegangen. Nancy, die immer schon gerne ein Ohr am Schlüsselloch gehabt hatte, war eine zuverlässige Informantin gewesen.
    Rita erinnerte sich an die Episode, als sei es gestern passiert. An Nancys rote, geschwollene Augen und an die flehende Stimme.
    »Aber … aber Rita, ich kann dir nicht sagen, was sie zu Herrn Fjeld gesagt hat …!«
    »Oh doch, das kannst du. Wenn nicht, werde ich ihm erzählen, dass du lauschst …«
    »Versprichst du, dass du ihm nichts sagst?« Nancy schneuzte sich die Nase. »Gunhild hat deinem Vater erzählt, dass du ein Verhältnis mit ihrem Mann Oscar hättest. Sie sei eines Abends unangemeldet ins Büro gekommen und habe euch erwischt.«
    Das war ein herber Schlag in Ritas Magengrube gewesen. »Und was hat mein Vater gesagt?«
    »Dass er dir kündigen und dich aus dem Haus jagen würde.«
    »Und …?« Rita hatte kaum ein Wort herausbekommen.
    »Gunhild hat ihn angefleht, es nicht zu tun. Es würde nur zur Scheidung führen und sie käme allein nicht zurecht, ohne Beruf und Anstellung …«
    Mit einem Mal hatte Rita begriffen, warum der Vater ihr gegenüber so distanziert gewesen war. Er war Gunhild auf den Leim gegangen. Hatte wirklich geglaubt, dass Rita ein Verhältnis mit Oscar Wikan hätte. Dass sie deshalb so erpicht darauf gewesen sei, eine Stelle im Büro zu bekommen. Aber nicht ein einziges Mal hatte Andreas Fjeld seine Tochter offen darauf angesprochen, auch nicht in den vielen Jahren bis zu seinem Tod.
    Sollte Rita dem samischen Kommissar davon berichten? Konnten solche Informationen irgendeine Bedeutung für die Mordermittlungen haben? Rita dachte lange darüber nach, während ihre Augen einem riesigen Frachter folgten, der im Sund vorbeifuhr.
    Nein, sie würde die alten Geschichten nicht wieder hervorkramen. Man konnte ohnehin nichts mehr ungeschehen machen.
    Unwillkürlich musste Rita an Karl denken. Er war ein begabter, aber niederträchtiger Spinner gewesen. Egoistisch bis dort hinaus. Diese unerträgliche Selbstgerechtigkeit! Karl hätte damals alles getan, um dem eisernen Griff des Vaters zu entkommen. Rita hatte ihren Bruder schon früh durchschaut. Aber gegen seine Herrschsucht war sie machtlos gewesen. Und Karl hatte noch nicht einmal versucht, sein Verhältnis mit Gunhild vor ihr zu verheimlichen.
    Kurz nach dem verheerenden Brand im Jahr 1969 hatte Gunhild eine Bombe platzen lassen. Sie war mit einem teilweise unterschriebenen Ehevertrag zwischen ihr und Karl bei der Familie erschienen. Gunhild behauptete steif und fest, sie hätten geplant,nach ihrer Scheidung zu heiraten. Es gab keinen Beweis dafür, dass Karl wirklich die Absicht gehabt hatte, den Vertrag zu unterzeichnen. Er hatte so etwas nie irgendjemandem gegenüber erwähnt.
    Ohne zu zögern hatte Andreas Fjeld die Wohnung in Spanien gekauft und Gunhild angeboten, dort kostenfrei zu wohnen. Rita hatte dieses Pflichtgefühl des Vaters nie begreifen können. Diese Frau war ja noch nicht einmal rechtmäßig von ihrem ersten Mann geschieden. Die Diagnose schien offensichtlich: Verliebtheit eines alternden Mannes. Erst viel später hatte Rita die wahren Hintergründe erfahren.
    Wenn sie die Augen schloss, sah sie das Szenario von damals klar vor sich: Sie war durch dicken Schneematsch marschiert und öffnete gerade die Tür zu Fjelds Bürohaus. Mitten im Flur war eine Pfütze. Vermutlich geschmolzener Schnee. Rita überlegte, ob Oscar Wikan noch immer hier war. In letzter Zeit hatte er schon mehrere Abende hier verbracht. Er bereitete wohl wieder eine Demonstration vor, dachte sie naserümpfend. Dieser Mensch missbrauchte ihre Büros, um gegen rechtmäßig gewählte politische Autoritäten zu konspirieren. Ritas Vater machte keinen Hehl daraus, dass er Oscar irgendeiner Regelwidrigkeit verdächtigte. Sie war aber nicht in Details eingeweiht worden.
    Sie stand einen Augenblick still. Dann fiel ihr ein, dass Oscar Wikan ja

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