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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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dabei empfanden, in einem verbotenen und abgesperrten Gebiet herumzuschleichen?
    Die Frau drückte sich ein Tuch auf Mund und Nase. Die andere Hand hielt sie in der Tasche des grauen Mantels und auf dem Kopf hatte sie einen breitkrempigen Hut, an dessen Farbe Per sich nicht mehr erinnerte. Trotz allem hatte diese Erscheinung etwas verblüffend Reales. Eine richtige Büromaus, hätte Sverre in seinem verächtlichsten Ton gesagt.
    Die Frau war so plötzlich aufgetaucht. Vielleicht hatte sie Sverre zur Tür laufen sehen, hatte bemerkt, dass er unerlaubt hineingegangen war. Per war daraufhin noch weiter in sich zusammengesunken und hatte den Atem angehalten.
    Jeden Augenblick musste die Frau wiederkommen und wütend seinen Freund aus dem Haus jagen.
    Aber nichts passierte.
    Ein Stück die Straße runter waren jetzt die Löschtrupps deutlich zu hören, Motorenlärm und laute Stimmen. Der dichte, grauschwarze Rauch quoll wie verfilzte Wolle zum hellen Himmel empor. Er wuchs unaufhaltsam – und ebenso Pers Furcht.
    Per wusste nicht, wie lange er dort zusammengekauert gewartet hatte. Er war beklommen am Zaun entlang in eine Ecke gekrochen, von der Angst verfolgt, dass sein Freund drinnen hilflos verbrennen würde. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein.
    Als die Tür sich plötzlich öffnete, hob Per die Stirn von den Knien. Ein Mann kam heraus. Die etwas abgewetzte blaue Jacke und die Schirmmütze erkannte Per auf den ersten Blick wieder.
    Soweit er wusste, hatte er Sverres Vater, Oscar, noch nie in anderer Kleidung gesehen. Oscar eilte zur Hausecke und warf einen raschen Blick über die Schulter in Pers Richtung.
    Per stand langsam auf und wich schwankend zurück. Hier wollte er nicht bleiben. Wer auch immer in diesem Haus ein und aus ging – irgendetwas stimmte hier nicht. Er machte kehrt und rannte.

Kapitel 5
    14. Mai 1969, 14:45 Uhr
    »Bist du krank, Per?« Die Frage des Lehrers riss ihn aus seinen Grübeleien.
    Er zuckte zusammen und raffte sich auf. »N… nein … nein. Nur ein bisschen müde.«
    Der Lehrer runzelte die Stirn. »Hast du auch die Nacht damit verbracht, dir den Brand anzusehen, anstatt zu schlafen?«
    Per nickte mechanisch, während die Gedanken in seinem Kopf wild durcheinanderstoben. Sein Norwegischlehrer war in Ordnung. Vielleicht sogar jemand, mit dem er über das reden konnte, was ihn quälte. Aber er schob diesen Gedanken schnell wieder beiseite. Er konnte nicht darüber sprechen. Wie er es auch darstellen mochte, es würde verdächtig klingen. Gewissermaßen wie eine Mordanklage. Sverre war nicht zur Schule gekommen und der Anblick des leeren Pultes ließ Per vor Angst fast verrückt werden.
    Der Lehrer hatte nur einen kurzen Blick auf Sverres Pult geworfen und seine Abwesenheit vermerkt. Sie hatten sich so an Sverres viele Fehltage gewöhnt, dass sich niemand dazu äußerte.
    Per brannte darauf, mit Sverre zu sprechen, zu hören, dass alles in Ordnung war. Aber er brachte es nicht über sich, die Schule zu schwänzen, und so machte er sich erst nach der letzten Stunde auf den Weg.
    Einer der anderen Jungen schloss sich ihm an. »Sag, Per, wo warst du heute Nacht? Ich hab gehört, dass dich jemand zusammen mit Sverre gesehen hat.« Der Blick des anderen ruhte neugierig auf seinem Gesicht und Per spürte, wie er rot wurde.
    »Ich war nicht mit Sverre zusammen. N… nur anfangs ganzkurz. Nur ganz kurz.« Er fragte sich verwundert, warum er log. Sverres Verschwinden kam ihm wie eine grausame Tat vor, an der er schuld war. Aber das konnte doch nicht sein.
    »Wo warst du dann?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich war mit ein paar Leuten beim Arbeiterverein, aber da ist ja nichts Besonderes passiert, außer dass es gebrannt hat. Hast du jemanden von den Fjelds gesehen? Ich hab gehört, dass einer von denen bei dem Brand verschwunden ist.«
    Per fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. »Davon hab ich nichts gehört. Hab nichts davon gehört.«
    »Du machst wohl Witze. Karl Fjeld ist verschwunden.«
    »Nur er?«
    Der andere sah ihn listig an. »Hast du von mehr Leuten gehört?«
    »Ich hab von überhaupt keinem gehört.« Seine Stimme wurde schrill. »Warum nervst du ausgerechnet mich damit?«
    »Warum wirst du dann so komisch, wenn ich dich frage?«
    Per blieb abrupt stehen. »W… Weil ich nichts weiß. Ich weiß nichts. Und weil du eine verdammte Nervensäge bist. Ich kapier nicht, was du eigentlich willst. Nervensäge!« Seine Stimme klang dünn und viel kläglicher als die aus ihm

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